Wie nahe sind sich Cyborg und Mensch? Alles eine Frage der Erinnerung im Cyborg-Film, auch in "Alita: Battle Angel".
"Ich bin eine Kriegerin, oder? Und du weisst es!"
Sagt Alita, die der Konstrukteur – Christoph Waltz – aus den Überresten eines zerstörten Maschinen-Körpers neu erschaffen hat. 26. Jahrhundert. 300 Jahre nach der Apokalypse. Oben im Raumschiff über der Stadt die Auserwählten, unten, in der Schrottstadt, der Rest. Cyborg Alita hat ein menschliches Hirn; immer wieder quälen sie diffuse Erinnerungen an ein anderes Leben.
"Dieser Körper, er hat die Kraft, die ich brauche. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühle eine Verbindung zu ihm."
"Das ist doch völlig egal, was du warst, jetzt bist du es nicht mehr."
"Das ist doch völlig egal, was du warst, jetzt bist du es nicht mehr."
Zwischen Mensch und Maschine
Ursprünglich wollte James Cameron "Alita" verfilmen. Doch die Arbeit an seinen "Avatar"-Fortsetzungen brachte Robert Rodriguez auf dem Regiestuhl. Cameron schrieb das Drehbuch und produzierte. Die großen Computer-Manga-Augen von Alita-Darstellerin Rosa Salazar sind die Verbeugung vor der japanischen Comic-Vorlage. Also noch eine Comic-Verfilmung? Ja, aber eine, die im Vorwege die Frage aufwarf, inwieweit Kinotechnik-Aficionado James Cameron, der mit "Avatar" immerhin die moderne 3D-Technik begründete, bei "Alita" andeuten würde, was die kommenden "Avatar"-Teile visuell bieten würden. Antwort: Wir können nun überhaupt nicht mehr unterscheiden zwischen realen Schauspielern und im Computer geschaffenen Wesen. Die Verschmelzung dieser unterschiedlichen Welten ist perfekt. Faszinierend, wenn Alita, der Cyborg, mit ihrem neuen Freund Hugo, dem Menschen, auf der Straße auf Skateboards eine Art Football spielen.
Doch die Story dümpelt in "Alita: Battle Angel" nur so dahin, vollgestopft mit Versatzstücken aus dem Cyborg-Genre. Wie nahe wir in unserer Welt und in unserer Alltagsrealität den Maschinen gekommen sind? Interessiert Rodriguez nicht. Computer-Action hingegen sehr.
"Alita: Battel Angel" von Robert Rodriguez: enttäuschend
Schon nach wenigen Tage hat Ailo eine große Herausforderung zu bewältigen:
"Als Nächstes gilt es, einen eiskalten reißenden Fluss zu überqueren."
Fünf Minuten nach der Geburt muss ein Rentier fit sein:
"Fünf Minuten, um gehen zu lernen, und fünf Minuten, um zu lernen, wie man rennt und schwimmt."
"Ailos Reise" ist ein Dokumentarfilm aus dem Norden Lapplands, gedreht vom Biologen und Tierfilmer Guillaume Maidatchevsky. Der Film schildert das erste Lebensjahr des Rentieres in einer rauen, aber faszinierenden Landschaft, in der neben den Rentieren Raubtiere wie der Wolf und das Vielfraß, aber auch Lemminge und Hermeline leben.
Menschelnder Tierkitsch
Es geht in "Ailos Reise" um den Kreislauf des Lebens und den Überlebenskampf in der Wildnis. Das Ganze erzählt als Familienfilm. Was in der Konsequenz bedeutet, dass die Kamera weg blendet, wenn die Wölfe ein Rentier – nicht Ailo! - schlagen.
Doch der Wermutstropfen liegt im Erzählerinnen-Text, gelesen von Anke Engelke, der immer wieder in vermenschelndem Tierkitsch versinkt. Warum glaubt man nur, kleine Kinogänger würden Tiere faszinierender finden, wenn die empfinden wie sie selbst? Rettung erfährt dieser Film von den Bildern der faszinierenden Landschaft und ihrer faszinierenden Bewohner.
"Alois Reise" von Guillaume Maidatchevsky: annehmbar
Auch Naomi Kawases Film "Die Blüte des Einklangs" erzählt von dem Kreislauf des Lebens und dem Versuch des Menschen, an ihm teilzuhaben. Zwei Frauen tauchen bei Tomo in seinem einsam gelegenen Forsthaus auf:
"Wir sind aus Frankreich. Und wir sind hier, weil wir gehört haben, dass in diesem Dorf schon seit langer Zeit Heilkräuter gesammelt werden. Haben Sie schon mal von einer Pflanze gehört, die 'Vision' heißt?"
Tomo verneint, aber Jeanne, die Reisereporterin – gespielt von Juliette Binoche – lässt sich nicht abwimmeln, bleibt sogar im Haus des Waldhüters. Tomo und Jeanne tragen beide an einem Verlust; wen sie verloren haben, wird nur angedeutet. Vielleicht hat Jeanne die Hoffnung, mit "Vision" die, die sie verloren hat, wiederzufinden.
Ein klärendes Feuer
"Die Blüte des Einklangs" ist ein sehr langsamer Film, der manchmal wie ein Traum wirkt, manchmal wie eine Meditation über die Vergänglichkeit der Natur und ihre Zerstörung durch den Menschen. Jeanne und Tomo beginnen eine Affäre, aber immer mehr tritt die blinde Kräutersammlerin Aki in den Mittelpunkt der Erzählung und damit die Heilpflanze "Vision"; mit ihr, die nur einmal in 1000 Jahren wächst, verbindet sich ein klärendes Feuer.
"Was bewirkt diese Pflanze?"
"Sie kann dabei helfen, Schwäche, Leid und Kummer der Menschen zu überwinden."
"Sie kann dabei helfen, Schwäche, Leid und Kummer der Menschen zu überwinden."
Am Ende geht es um Tod und Wiedergeburt. Doch was wiedergeboren ist, ist mit rationalen Kriterien ebenso wenig zu fassen wie der ganze Film. Und auch die Intensität, mit der Juliette Binoche Jeanne spielt, kann "Die Blüte des Einklangs" nicht aus der Spähre des Ungefähren und der Andeutungen retten. Manchmal funktioniert das Geheimnisvolle in diesem Film, dann wieder hinterlässt es uns mit Ratlosigkeit.
"Die Blüte des Einklangs" von Naomi Kawase: annehmbar