"Dinky Sinky" von Mareille Klein
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht doch was Bessres findet." Das möchte man auch Frida und Tobias raten, einem Paar Mitte 30. Sie will ein Kind, er nicht unbedingt. Ihre unterschiedlichen Standpunkte werden umso deutlicher, je mehr sich der Kinderwunsch zementiert und Fridas Eisprungkalender zur alles bestimmenden Maßeinheit wird. Seit nun schon zwei Jahren versucht sie, die ihre biologische Uhr immer lauter ticken hört, schwanger zu werden.
"Ich möchte gerne mal pausieren."
"Nein."
"Du kannst mich nicht dazu zwingen."
"Also ehrlich gesagt habe ich gedacht, wir gehen jetzt den nächsten Schritt."
"Wie meinst du den nächsten Schritt?"
"Eine Kinderwunschklinik."
"Nein. Stopp! Vorher brauche ich eine Pause."
"Nein."
"Du kannst mich nicht dazu zwingen."
"Also ehrlich gesagt habe ich gedacht, wir gehen jetzt den nächsten Schritt."
"Wie meinst du den nächsten Schritt?"
"Eine Kinderwunschklinik."
"Nein. Stopp! Vorher brauche ich eine Pause."
Die Beziehungspause geht unmittelbar in eine Trennung über. Der Partner ist zwar weg, Fridas Sehnsucht nach einem Kind aber bleibt. Und so macht sie sich auf die Suche nach einem möglichen Vater.
Der Titel "Dinky Sinky", den Regisseurin Mareille Klein ihrem sensibel beobachteten Frauenporträt gegeben hat, fasst dabei Fridas größte Sorge zusammen. Auf gar keinen Fall soll sich ihre Lebenssituation nach Double Income no Kids yet in Richtung Single Income no Kids yet entwickeln.
"Ich überlege, zu einer Samenbank zu gehen."
"Aber du weißt doch dann gar nicht, was für ein Mann das ist. Dann hast du so ein fremdes Kind im Bauch."
"Nein, man bekommt ja Informationen."
"Aber du weißt doch dann gar nicht, was für ein Mann das ist. Dann hast du so ein fremdes Kind im Bauch."
"Nein, man bekommt ja Informationen."
Wirklich neu ist das Problem nicht. Das meiste ist einem schon in anderen Filmen begegnet über die Generation Y oder der Millennials, wie die zwischen 1980 und 1990 Geborenen genannt werden.
"Dinky Sinky" ähnelt dem gelungenen österreichischen Film "Was hat uns bloß so ruiniert" aus dem Jahr 2016. Auch Mareille Klein fängt authentisch und ohne Theatralik das Lebensgefühl einer Mittdreißigerin ein, die am Scheidepunkt steht. Katrin Röver verkörpert diese Frau mit Herzblut und leisem Humor.
"Dinky Sinky": empfehlenswert
"Playing God" von Karin Jurschick
Der US-Amerikaner Ken Feinberg hat sich einen Namen gemacht als Anwalt für Schadensersatzklagen. Man habe - so Ken Feinberg - mit Menschen zu tun, die trauern, die ihre Liebsten verloren haben, die wütend sind. Wer solch einen Job macht, dürfe weder Lob noch Anerkennung erwarten. Kein Dankeschön, keine Dankbarkeit. Nicht von den Opfern. Aber er er glaube schon, dass er die Unterstützung der Öffentlichkeit habe bei dem, was er in Krisenzeiten mache.
Der 11. September 2001 ist eine solche Krisenzeit gewesen. Feinberg ist damals von US-Präsident George Bush zu einer Art Verwalter des milliardenschweren Fonds berufen worden, mit dem die Opfer der Anschläge entschädigt werden sollten. Wer Geld bekommen sollte und vor allem wie viel, hat allein Feinberg entschieden. Die Witwe eines Feuerwehrmanns, der bei dem Einsatz im World Trade Center den Tod fand, bringt es auf den Punkt: Wer, so fragt sie, bestimme, dass Georgie nur 500.000 Dollar wert war und jemand anderes drei Millionen?
Die Rolle des Entscheiders fällt Ken Feinberg zu. Für die Angehörigen der Opfer spielt er Gott, was Karin Jurschick mit dem Titel ihres Dokumentarfilms deutlich macht. Ein Film, der Einblicke liefert in die Arbeit eines Anwalts, der den Wert von Menschen bestimmen soll. Karin Jurschick kommentiert das nicht. Ihr Porträt eines Mannes mit besonderem Job ist auch so aufschlussreich und aussagekräftig.
"Playing God": empfehlenswert
"Big Time" von Kaspar Astrup Schröder
Sie verändere sein Gesicht, er das von New York. Sagt die Maskenbildnerin zu Bjarke Ingels. Der Architekt ist zu Gast in einer Talkshow im US-Fernsehen, in der er über seine Arbeit am Two World Trade Center am Ground Zero berichtet.
Obwohl gerade einmal 43 Jahre alt, zählt der Däne seit rund einem Jahrzehnt zu den weltweit führenden Architekten. Sein Landsmann Kaspar Astrup Schröder hat Bjarke Ingels über fünf Jahre mit der Kamera begleitet. Entstanden ist dabei mit "Big Time" ein Film, den man fast ein Selbstporträt nennen könnte bei der Selbstinszenierung von Ingels, der seine Aufgabe als Schöpfer neuer Lebenswelten sieht.
"Es geht einzig darum, abstrakte Ideen real werden zu sehen", so Ingels. "Wer Gebäude entwirft, hinterlässt etwas, das es nie zuvor gegeben hat." Man könne die unwahrscheinlichsten Kombinationen erschaffen und zum Beispiel eine Skipiste auf ein Kraftwerk bauen.
Genau das hat Bjarke Ingels jetzt in Kopenhagen getan. Auf dem Dach des von ihm gestalteten Müllheizkraftwerks soll demnächst ein Outdoor-Park mit besagter Skipiste eröffnen. Bei jedem einzelnen Projekt gilt es Funktionalität, Finanzierung und Kreativität auszuloten. Angesichts der faszinierenden Arbeiten von Ingels sind sogar die Ausflüge ins Privatleben, die jeder Homestory zur Ehre gereichen, zu verschmerzen.
"Big Time": empfehlenswert