"Er passt gut zu Ihren Augen."
"Eine vorzügliche Wahl, nicht wahr? Sollen wir die Hutgröße überprüfen?"
"Eine vorzügliche Wahl, nicht wahr? Sollen wir die Hutgröße überprüfen?"
"Sunset" beginnt ganz klassisch wie so viele Kinogeschichten: Der Protagonist – in diesem Fall ist es eine junge Frau – kehrt an einen Ort aus seiner Vergangenheit zurück. All das aber, was danach in "Sunset" von László Nemes zu sehen sein wird, ist in Inhalt und Form mit kaum einem anderen Film vergleichbar.
Die Geschichte spielt am Vorabend des Ersten Weltkrieges in Budapest. Die Hutmacherin Írisz Leiter, die in der Stadt die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hat, ist aus Triest angereist. Sie will in dem Geschäft arbeiten, das einst ihren bei einem Brand getöteten Eltern gehört hat. Dessen jetziger Inhaber zeigt sich jedoch wenig erfreut über die Bewerbung.
"Darf ich Ihnen meine Entwürfe zeigen?"
"Ich bezweifle nicht, dass Sie talentiert sind."
"Sie wollen mich nicht einstellen? Ich habe gekündigt."
"Fahren Sie wieder zurück!"
"Ich bezweifle nicht, dass Sie talentiert sind."
"Sie wollen mich nicht einstellen? Ich habe gekündigt."
"Fahren Sie wieder zurück!"
Impressionistisches Sittengemälde
Warum Írisz abgewiesen wird, bleibt zunächst ein Rätsel. Wie so vieles in diesem Film, in dem eine Frau an ihren Geburtsort zurückkehrt, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren, nicht erklärt wird. Eine Person aber, von deren Existenz Írisz bislang nichts geahnt hat, destilliert sich nach und nach als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte heraus.
"Steh auf!"
"Wer sind Sie?"
"Er wird seinen Augen kaum trauen."
"Wer denn?"
"Das weißt du ganz genau: der Sohn der Leiters."
"Wer sind Sie?"
"Er wird seinen Augen kaum trauen."
"Wer denn?"
"Das weißt du ganz genau: der Sohn der Leiters."
Írisz erfährt, dass sie einen Bruder hat, den offenbar viele aufgrund seiner politischen Gesinnung fürchten.
In "Sunset" verbinden sich das persönliche Schicksal einer jungen Frau auf Identitätssuche mit einem impressionistischen Sittengemälde der späten K.-u.-k.-Monarchie. László Nemes verzichtet völlig auf Dialoge, über die sich der historische Kontext erfassen ließe. Doch nicht nur die Zusammenhänge sind unscharf. Gleiches gilt für die Bilder. Über die komplette Filmdauer nimmt die Kamera die von Juli Jakab gespielte Írisz in den Fokus, während die Hintergründe verschwimmen. Ein Stilmittel, das anfangs fasziniert, später aber mehr und mehr nervt.
"Sunset": zwiespältig
"Ich stehe um sechs auf, ich putze, wasche, kaufe ein, koche. Ordnung muss einfach sein."
Nach immerhin 40 Ehejahren aber ist das Leben der schwedischen Hausfrau Britt-Marie völlig unerwartet in Unordnung geraten. Als ihr Mann ins Krankenhaus kommt, trifft sie auf seine langjährige Affäre. Britt-Marie wird ihre Koffer packen und das bisherige Leben hinter sich lassen. Über die Arbeitsagentur wird ihr ein Job vermittelt. In einem kleinen Kaff soll sie das Jugendzentrum wieder auf Vordermann bringen.
"Guten Morgen!"
Fallhöhe ist überschaubar
Wie im guten alten Spaghetti-Western stehen sie sich gegenüber: die 63-jährige und die überraschten Kids. Einer der gelungeneren Regieeinfälle von Tuva Novotny im Film "Britt-Marie war hier", der dem Neuanfang eines Best-Agers seine tragikomischen Seiten abgewinnen will. So wird eine der Aufgaben von Britt-Marie sein, als Fußballtrainerin die Kinder für ein Turnier fit zu machen.
"Du blickst überhaupt nicht durch bei Fußball."
"Das habt ihr gut erkannt. Ich interessiere mich auch nicht besonders dafür. Eigentlich mag ich Kreuzworträtsel lieber."
"Das habt ihr gut erkannt. Ich interessiere mich auch nicht besonders dafür. Eigentlich mag ich Kreuzworträtsel lieber."
Die Fallhöhe ist hier überschaubar. Sämtliche Probleme sind schneller gelöst, als dass sie entstanden sind, und die Kinder geben Britt-Marie auch noch Erbauliches mit auf den Weg.
"Das war nicht dein gesamtes Leben. Du hast doch noch die Hälfte vor dir, verdammt."
So sympathisch das alles ist, so simpel gestrickt ist es auch.
"Britt-Marie war hier": enttäuschend
"Was war das? Ein wildes Tier?"
"Und auf was tippst du?"
"Ich tippe auf Zombies."
"Was?!"
"Du weißt schon: Untote."
"Und auf was tippst du?"
"Ich tippe auf Zombies."
"Was?!"
"Du weißt schon: Untote."
Warum denn auch nicht?! Einfach nur mal Spaß haben als Regisseur, indem man ein Genre sowohl bedient als auch karikiert und – wenn möglich – gleichzeitig seine langjährigen Fans noch überraschen kann. Letzteres war der Fall, als bekannt wurde, dass Jim Jarmusch einen Zombiefilm drehen würde.
Mit "Only Lovers Left Alive" hat der Independent-Regisseur vor sechs Jahren bereits einen gelungenen Vampirfilm gemacht, der in entschleunigt-lakonischem Jarmusch-Stil eine melancholische Liebesgeschichte mit Kultur- und Zivilisationskritik verbunden hat. Wer jetzt einen ähnlich klugen Subtext von seiner mit Bill Murray und Tilda Swinton, Iggy Pop und Tom Waits bunt besetzen Zombieparade "The Dead don´t Die" erwartet, wird enttäuscht.
Nichts Neues
"Sollten wir uns nicht gegenseitig sagen, dass alles wieder gut wird?"
"Es wird alles wieder gut, Minnie. Vielleicht ist alles bald wieder vorbei wie ein böser Traum."
"Das glaube ich nicht."
"Es wird alles wieder gut, Minnie. Vielleicht ist alles bald wieder vorbei wie ein böser Traum."
"Das glaube ich nicht."
Jarmusch bedient sich vor allem bei Romeros "Die Nacht der lebenden Toten" und macht genau das, was schon zig Filmemacher vor ihm getan haben: Er verbeugt sich vor dem Genre und zieht es gleichzeitig durch den Kakao. Nur dass bei ihm die Welt gewohnt langsam und gleichgültig zugrunde geht.
"The Dead don´t Die": akzeptabel