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Die schwierige Suche nach der Wahrheit

In zehn Tagen werden zum 88. Mal die Oscars vergeben. Weil im zweiten Jahr infolge kein einziger schwarzer Schauspieler unter den nominierten Darstellern ist, boykottieren einige Prominente die Preisgala. Für eine Nominierungen war auch Will Smith im Gespräch für seine Rolle in "Erschütternde Wahrheit“. Das ist einer von drei Kino-Neustarts in dieser Woche.

Von Jörg Albrecht |
    Der US-Schauspieler Will Smith posiert am 27.1.2016 bei der Premiere des Films "Concussion - Erschütternde Wahrheit" in Madrid für die Fotografen., Spain, on 27 January 2016. EFE/Ballesteros Der US-Schauspieler Will Smith posiert bei der Premiere des Films "Concussion - Erschütternde Wahrheit" in Madrid für die Fotografen
    Der US-Schauspieler Will Smith posiert bei der Premiere des Films "Concussion - Erschütternde Wahrheit" in Madrid für die Fotografen. (picture-alliance / dpa / Ballesteros)
    Da will man einfach nur ein guter Amerikaner sein, dankbar dafür, dass man die Chance bekommen hat, sich als Einwanderer eine neue Existenz in den USA aufzubauen – und plötzlich ist man der Buhmann der Nation. So hat es der aus Nigeria stammende Neuropathologe Bennet Omalu vor zehn Jahren erlebt.
    2005 veröffentlicht Omalu seine Untersuchungen über ein Hirntrauma bei einem verstorbenen Profi der National Football League, kurz NFL. Seine Diagnose: chronisch-traumatische Enzephalopathie, früher bekannt als Boxer-Syndrom. Eine Krankheit, so stellt der Pathologe fest, deren Ursache in den harten Kopfstößen zu suchen ist, denen Footballspieler trotz Schutzbekleidung bei ihrem Sport ausgesetzt sind. Die Spätfolgen reichen von Depressionen über Gedächtnisverlust bis zu Persönlichkeitsveränderungen. Davon aber will bei der NFL niemand etwas wissen.
    (Filmszene: "Football ist der beliebteste Sport in Amerika, weil er so gottverdammt fantastisch ist. ... Und sie wollen das beenden?")
    Der von Will Smith gespielte Bennet Omalu lässt keinerlei Zweifel an seiner Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe aufkommen. Während der Versuch bemüht wirkt, Omalus eigene Identität mit der eines Landes zu verknüpfen, nimmt die Konfrontation der Gegner – Omalu auf der einen Seite, die Football-Lobby auf der anderen – den erwarteten Verlauf.
    (Filmszene: "Was wollen die? – Ihren Kopf auf einem Silbertablett. ... Sie wollen, dass Sie sagen, Sie haben das alles nur erfunden. – Wieso tun die das? – Womit haben Sie denn gerechnet? Dass sie sich bedanken?)
    "Erschütternde Wahrheit" ist ein Film, dem – um im Bild des Sports zu bleiben – die wirklich überraschenden Spielzüge fehlen. Es ist die klassische David-gegen-Goliath-Geschichte, wie sie das Kino so sehr liebt. Nur wird sie hier zu glatt und gefällig erzählt.
    "Erschütternde Wahrheit": zwiespältig
    Um die Wahrheit geht es auch im nächsten Film. Das Sprichwort von den Kindern und Betrunkenen, die sie immer sagen, hat sich offensichtlich nicht bis ins fiktive Matringen herumgesprochen. Denn sonst würden die Einwohner des schwäbischen Städtchens dem Säufer Uwe ganz sicher seine Geschichte glauben, die er ihnen auftischt.
    (Filmszene: "Also der Uwe meint, er hat was gesehen, was ihm komisch vorkam. – Was hast du gesehen? – Was soll denn der erzählen? – Interessiert dich das nicht, was mit deiner Tochter passiert ist, Peter?")
    Angeblich will Uwe beobachtet haben, wie die örtliche Schönheitskönigin Susi Berger nach einem Fest blutüberströmt in ihrem Auto gesessen hat. Obwohl Susi verschwunden ist, halten alle Uwes Geschichte für dummes Geschwätz. Zu oft schon hat der Außenseiter und Streithahn im Ort für Unfrieden gesorgt.
    (Filmszene: "Vielleicht haben sie ja Recht. Ich bin ja nicht gerade berühmt für meinen klaren Blick.")
    Weil er sich selbst verdächtig macht, etwas mit Susis Verschwinden zu tun zu haben, ermittelt Uwe auf eigene Faust. Dabei gerät er immer tiefer in einen Sumpf aus Lügen und Geheimnissen.
    Eine Krimigroteske aus der Provinz: Das erinnert sowohl an "Fargo" von den Coen-Brüdern, als auch an den Brenner-Krimi "Der Knochenmann". Beide Filme scheinen Maximilian Buck zu "Trash Detective" inspiriert zu haben. Seine in schwäbischem Dialekt gedrehte Geschichte, die er mit weitgehend unbekannten Schauspielern verfilmt hat, ist zwar holprig erzählt und etwas lang geraten, sie zeigt aber auch die Begeisterung eines jungen Filmemachers für kantiges Genrekino. Vielleicht also ein neuer vielversprechender Buck, nachdem der alte – der mit dem Vornamen Detlev – lieber "Bibi & Tina"-Geschichten verfilmt.
    "Trash Detective": akzeptabel
    (Filmszene: "Weißt du, wer ich bin? Wer bin ich? – Sie sind Pius, der gute Hirte.")
    Eigentlich heißt er Paul Schäfer und ist Gründer der Colonia Dignidad in Chile. Ein Ort des Grauens, an dem Misshandlungen und sexuelle Nötigungen an der Tagesordnung waren. Nach dem Militärputsch Pinochets im Jahr 1973 sind in der Colonia auch Regimekritiker gefoltert worden. Einen solchen spielt Daniel Brühl in Florian Gallenbergers Film "Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück". Nachdem er in das Lager verschleppt worden ist, lässt sich seine von Emma Watson gespielte Freundin freiwillig in der "Kolonie der Würde" aufnehmen mit dem Ziel, ihn zu befreien.
    (Filmszene: "Wir müssen hier raus. – Ist alles eingezäunt. … Es gibt sogar Selbstschussanlagen. Ich bin fast draufgegangen, als ich versucht habe abzuhauen.")
    Ob die Geschichte einer Flucht – verpackt als Spannungskino – ein probates Mittel ist, die unrühmliche Geschichte der Colonia Dignidad aufzurollen, muss jeder für sich entscheiden. Florian Gallenberger kann aber bescheinigt werden, dass er in der fiktionalisierten Darstellung der Vorgänge in dem Lager möglichst nahe an den Schilderungen ehemaliger Sektenmitglieder bleibt und er auch die dubiose Rolle der deutschen Botschaft in Chile thematisiert. Ein beklemmender Film.
    "Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück": empfehlenswert