"Welcome to Norway" von Rune Denstad Langlo
"Wird eine ziemliche Plackerei mit denen. Haschisch, Vergewaltigung, Terror und Betrug. - Ich glaube es nicht: 100.000 pro Stück. - Ja doch. - Essen kriegen die auch?"
Sie werden sogar auch zu essen kriegen: die rund 50 Flüchtlinge, die der Norweger Primus in seinem Pleite gegangenen Hotel an einem abgelegenen Flecken im Norden des Landes unterbringen will.
"Ich habe Vollkornbrote im Tiefkühler. Also, wenn die was wollen."
Nicht Nächstenliebe treibt Primus an, sondern reines Kalkül. Mit dem versprochenen Geld vom Staat will er sich sanieren. Wenn er über seine zukünftigen Gäste redet, dann sprudeln die Vorurteile und Feindseligkeiten nur so aus ihm heraus. Auch seine Tochter ist fassungslos, dass Primus die Flüchtlinge in völlig abgewrackten Zimmern unterbringen will, in denen es weder Strom noch Türen gibt.
"Ohne Scheiß, sie braucht eine Tür. - Na dann schlafen die Neger eben draußen. Das sind die doch gewohnt. - Du kannst sie doch nicht so behandeln. Und du darfst sie auch nicht so nennen. - Na was denn? Ich sage doch auch zu Schweden alles Mögliche. Und die sind auch nicht gleich sauer."
Warum nicht aus der Flüchtlingsthematik eine Komödie machen oder eine Satire?! Das hat sich der norwegische Filmemacher Rune Denstad Langlo gedacht. Schließlich kann man damit Rassisten, Klischees, aber auch die Tücken der Bürokratie wunderbar aufs Korn nehmen.
Anfangs hat "Welcome to Norway" noch den Witz, nach dem der bittere Humor einer solchen Geschichte verlangt. Da hängen die Asylbewerber auch schon mal Plakate aus den Fenstern, auf denen Guantanamo steht, oder aber sie vergleichen den Ex-Hotelbesitzer mit einem Diktator.
"I am not Gaddafi. - I want to go to Oslo. - But Oslo don't want you. So what do you do then?"
Im Verlauf des Films, wenn Primus nach und nach Verständnis und Empathie für seine Gäste aufbringen wird, verliert die Geschichte allerdings an Schärfe und Biss. Da wäre mehr drin gewesen.
"Welcome to Norway" von Rune Denstad Langlo - zwiespältig
"Swiss Army Man" von Dan Kwan und Daniel Scheinert
"Ich dachte, du wärst tot. - Bin ich tot? - Ich denke nicht. Du sprichst ja. - Aber ich klinge behindert. - Nein, du klingst toll. Und sag dieses Wort nicht! - Ich bin nutzlos. Ein Haufen Scheiße. - Nein."
Mit diesem Treibgut hat Hank nun wirklich nicht gerechnet. Ein junger Mann, der seltsame Dinge von sich gibt, wird an den Strand gespült. Und das genau in dem Moment, in dem sich Hank das Leben nehmen will, weil er die Einsamkeit nicht mehr erträgt auf der kleinen Insel mitten im Meer, auf der er festsitzt. Jetzt aber scheint es, als habe der moderne Robinson seinen Freitag gefunden. Manny - das ist der Name, den Hank ihm gibt - Manny ist zweifelsfrei ein menschliches Wesen, aber eines ohne jeden Willen und ohne Erinnerung.
Mannys Fähigkeiten, die denen eines Schweizer Taschenmessers gleichen - weshalb der Film auch den Titel "Swiss Army Man" trägt - diese Fähigkeiten werden Hank dabei helfen, in der Wildnis zu überleben. Aber sein seltsamer Begleiter ist mehr als nur ein Werkzeug. Mit ihm wird Hank den Sinn des Lebens erforschen und über Glück, Liebe und Masturbation sprechen.
"Manchmal hast du das Glück, auf genau die Person zu treffen, mit der du den Rest deines Lebens verbringen willst. Und das ist dann Liebe. - Okay, du willst also nach Hause gehen, um geliebt zu werden. - Ja."
"Swiss Army Man" ist das Regiedebüt der beiden US-Amerikaner Dan Kwan und Daniel Scheinert und es ist der wohl seltsamste Film seit langem. Eine wunderliche Parabel über das Leben, in der Becketts Existenzialismus auf die paradoxen Traumwelten von Charlie Kaufman trifft. Paul Dano und Daniel Radcliffe spielen das skurrile Paar in einem Film, dessen tieferer Sinn sich nicht immer erschließen mag, der aber schon allein für seinen Spleen und Nonkonformismus gelobt werden muss.
"Swiss Army Man" von Dan Kwan und Daniel Scheinert - akzeptabel
"Inferno" von Ron Howard
"Das war in meinem alten Jackett. - Ein Biotube für den Transport von Gefahrstoffen. Was machen Sie damit? - Ich habe keine Ahnung."
Filmriss bei Robert Langdon. Der Harvard-Symbologe ist in einem Krankenhaus in Florenz aufgewacht. Was vorher passiert war, weiß er nicht. Aber um in Erinnerungen zu schwelgen, bleibt auch gar keine Zeit, denn auf den Professor wird Jagd gemacht. Offensichtlich hat es jemand auf den kleinen Gefahrstoffbehälter abgesehen. Mit seiner behandelnden Ärztin im Schlepptau versucht sich Langdon, während er durch Paläste, Kirchen und Museen in Florenz und Venedig hetzt, auf das alles einen Reim zu machen. Natürlich muss er dabei wieder in der Kunsttruhe Europas herumstöbern.
"Das ist Botticelli. - Seine Karte der Hölle. Er malte sie als Illustration zu Dantes Inferno."
Für einen selbsternannten Weltenretter, der mit einem freigesetzten Virus die halbe Menschheit ausrotten will, ist das Inferno das Sinnbild für die Heilung des kranken Planeten. Wie gewohnt muss Langdon Geheimnisse entschlüsseln. Dass dabei selbst in Hochsicherheitszonen wie dem Palazzo Vecchio sämtliche Türen offenstehen ... - na gut: geschenkt! Diesmal ist der stark an Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte" angelehnte Handlungsbogen ohnehin mehr Verfolgungs- als Schnitzeljagd. Kurzweilig, aber auch haarsträubend. Eben ganz Dan Brown.
"Inferno" von Ron Howard - akzeptabel