"Alles Geld der Welt" von Ridley Scott
"Wo soll ich so viel Geld herbekommen? - Holen sie es sich von Ihrem Schwiegervater. Der hat alles Geld der Welt."
Dieser Schwiegervater ist Ölmagnat, Milliardär, reichster Mann seiner Zeit. Sein Enkel wird von der Mafia entführt.
"Wie viel würden Sie bezahlen? - Gar nichts."
Er weigert sich, Lösegeld zu bezahlen. Mit der Post dann das abgeschnittene Ohr – die Getty-Entführung ist historisch. Erst dann bezahlt Jean Paul Getty. Die Summe ist von der Steuer absetzbar, darauf legt der Mann Wert.
Dass Stalin, Ulbricht oder Nordkorea Fotos mit unliebsamen Funktionären nach Machtgesichtspunkten retuschierten, ist nichts Neues. Ridley Scotts Film "Alles Geld der Welt" kann nun als historische Zäsur in anderem Sinn begriffen werden. Denn ob der Zensor sich politische, ideologische oder pekuniäre Vorteile erhofft: Was ist da am Ende der Unterschied? Ridley Scott nämlich hat Kevin Spacey, den ursprünglichen Darsteller von Jean Paul Getty – dem Großvater -, aus dem fertigen Film herausgeschnitten und gegen Christopher Plummer ersetzt. Es ging ums Geld, wie der Regisseur in Interviews erklärte. Nach den Vorwürfen von sexueller Belästigung, die gegen Kevin Spacey erhoben werden, war der Kassenflop des Films vorprogrammiert – so Scott.
"Mr. Getty, bei allem Respekt. Niemand war reicher, als Sie es jetzt sind. Wie viel Geld brauchen Sie noch, um sich sicher zu fühlen? - Mehr!"
Christopher Plummer gibt in der neuen Fassung des Films nun aber eine sehr überzeugende Figur an der Seite von Michelle Williams, die die Getty-Schwiegertochter darstellt. "Alles Geld der Welt" ist weniger eine Kidnapper-Story, denn eine Studie über die Abgründe des Reichtums und des Geldes. Die ironische Pointe des Films, seiner Story und seiner Zensurgeschichte ist übrigens: Ursprünglich wollte Ridley Scott Christopher Plummer als Getty, aber seinerzeit schien Kevin Spacey der lukrativere Star. Nomen est omen: Es geht eben um "Alles Geld der Welt".
"Alles Geld der Welt": empfehlenswert
"Black Panther" von Ryan Coogler
"Sagen Sie mir eins: Was wissen Sie über Wakanda?"
Dieses wissen wir: Zivilisation auf höchstem technischen Niveau, die unter einer riesigen Tarnkuppel versteckt liegt vor dem Rest der Welt in Afrika und die Heimat ist von...
"Du musst entscheiden, was für ein König du sein willst."
... von König T-Challa. Gleichzeitig König und Superheld Black Panther, der sein Volk und seinen Thron...
"Ich brenne alles nieder."
... gegen einen Konkurrenten verteidigen muss.
"Es ist meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass mein Volk nicht in die Hände von solchen Typen wie dir fällt."
Aber wie "Alles Geld der Welt" ist auch "Black Panther" nicht mehr nur der Film, sondern schon ganz aufgegangen in die eigene politische Botschaft: Der erste schwarze Superheld hat einen eigenständigen Film bekommen. Ein Statement gegen den Rassismus in den USA - "Black Panther". Visuell ist Ryan Cooglers Film in seinen futuristischen afrikanischen Bilderpanoramen und dem Design atemberaubend; die Besetzung mit den Afroamerikanern Chadwick Boseman, Michael B. Jordan oder Forest Whitaker eindrucksvoll; die Identitäts-Probleme des Königs wie Superhelden so sauber erzählt wie die von Spiderman oder anderen Helden aus dem Marvel-Comic-Kosmos.
Dass dieser Film allerdings angesichts seiner korrekten kulturpolitischen Botschaft am Ende ein wenig langweilig wirkt, das ist die Schattenseite dieses Superheldenfilms. Anders gesagt: Die spannendste Figur ist hier die des durchgeknallten weißen südafrikanischen Bösewichtes Klaue, den Andy Serkis mit einem lustvollen Sardonismus spielt und dabei mächtig auf die Tonne haut.
"Black Panther": empfehlenswert
"Die Grundschullehrerin" von Hélène Angel
"Niemand verlässt meine Klasse, ohne lesen zu können."
Sagt Florence in Hélène Angels Film "Die Grundschullehrerin". Florence ist engagierte Pädagogin in Grenoble, die die Komplexität von Grammatik in ihrer 4. Klasse auch schon mal am Begriff "Furzen" erläutert. Sich aber vor allem ihren kleinen Schülern mit liebevollem Mitgefühl zuwendet.
"Tara, wie spricht man 'e' und 'n' zusammen aus? Wie spricht man das? - Ich glaube, ich bin zu dumm dazu. - Nein, gar nicht, ich glaube, dass du sehr, sehr klug bist."
Dabei ist diese Grundschullehrerin selber alles andere als perfekt. Ja, vielleicht ist ihre Sicht auf die Welt gar ein wenig eingeschränkt. Zusammen mit ihrem kleinen Sohn wohnt Florence in der Anliegerwohnung der Schule; der leidet darunter, von der eigenen Mutter unterrichtet zu werden. Und die Schüler, die aus – in Anführungsstrichen - "bildungsfernen" Elternhäusern kommen - nicht allen kann Florence helfen.
"Ich komme nie in die sechste Klasse. - Mach dir darüber keine Gedanken. Und es wäre auch nicht schlimm, die Klasse zu wiederholen. Wir schaffen das schon, Tara. Wir beide zusammen: huhu! "
Was Lehrerin Florence so eindrucksvoll macht, das ist ihr Mut und ihre Wut. Nie aufgeben, auch wenn jeder Tag neben einem möglichen Sieg wahrscheinlich eine Niederlage bereit hält. Diese Frau ist eine wahre Heldin, eine des Alltags. Und davon erzählt Regisseurin Angel in ihrem Schul-Film überzeugend.
"Die Grundschullehrerin": empfehlenswert