Es ist eine Welt mit kunstvoll geschnittenen Buchsbäumen und Rosenbeeten, in der das "Motion Picture Home" am Ende des Mullholland Drive in Los Angeles liegt. Dieses Altersheim, vor 95 Jahren von Filmschaffenden für alte Filmschaffende gegründet, kommt nun in der Doku "Sunset over Hollywood" zu Kinoehren.
Da treffen wir beispielsweise auf die inzwischen verstorbene Schauspielerin Connie Sawyer, die bereits mit Kirk Douglas oder Dean Martin spielte und 104 Jahre alt war, als Uli Gaulke sie für "Sunset over Hollywood" vor die Kamera bat. Ganz und gar Profi schminkt sie sich die Lippen nach und fordert den Filmemacher auf, nun mal langsam endlich die Kamera laufen zu lassen: "All right, I´m ready, okay. Shoot! What is it!"
Verbeugung vor der Magie des Filmemachens
Auf ihren Elektromobilen fahren die immer noch fidelen ehemaligen Regisseure, Drehbuchautoren, Tonleute, Schauspielerinnen und Schauspieler durch die heimelige Anlage und sinnieren im Workshop über eine Fortsetzung von "Casablanca". Was wäre, wenn Rick und Ilsa alias Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann, alt wie die Bewohner des Altersheims, sich wiedertreffen würden?
"Sunset over Hollywood" ist eine liebevolle Verbeugung vor der Magie des Filmemachens und der Kreativität. Schön ist es zu sehen – Hollywood hin oder her! -, dass diese Alten nicht einsam sind, sondern miteinander kommunizieren. Auch wenn die Sonne langsam untergeht, so, wie sie irgendwann untergehen muss.
"Sunset over Hollywood" von Uli Gaulke – empfehlenswert.
Ihren Traum, ihn zu verwirklichen, das war die Idee von Ben und Hannes, den beiden Tontechnikern, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben: "Ja, und dann habe ich mit Hannes gesprochen, und der meinte dann: 'Du, wenn wir reisen, dann müssen wir unbedingt Musik aufnehmen und eine geile Platte machen. Von Land zu Land reisen und die beste Musik aufnehmen.' Und ich denk so: 'Was, Du kannst doch gar nicht segeln, und ich erst recht nicht. Ich habe noch nie auf einem Boot gestanden, aber klar, ich bin dabei.'"
Sympathische Botschaft und musikalische Aura
"Blown Away" von Micha Schulze erzählt von Bens und Hannes' vierjähriger Reise auf einem alten Segelboot. Von Australien, Indien, Afrika bis nach Nordamerika. Dabei nehmen sie mit einheimischen Musikern Songs auf, die fortgeführt werden durch ihre Kollegen in anderen Ländern. Digitaltechnik macht's möglich. Die musikalische Aura von "Blown Away" ist hinreißend.
Ansonsten wirkt dieser Dokumentarfilm in der hektischen Aneinanderreihung von Szenen auf dem Segelboot oder dann beim Landgang wie ein Urlaubsvideo, auch wenn die Botschaft des Films, "Geht raus, seid neugierig!", natürlich ungemein sympathisch ist.
"Blown Away" von Micha Schulze – annehmbar.
Die Situation auf dem Mittelmeer, gestern, heute, morgen. Unendliche Weiten. Romantisch? Auf keinen Fall: "Man schaut über den Horizont und sieht ein minikleines Sandkorn. Und in dem Sandkorn sitzen aber 120, teilweise mehr Menschen. Wenn man die nicht sieht, sind sie am nächsten Tag nicht mehr da", berichtet das Mitglied einer Rettungscrew in Markus Weinbergs Film "Die Mission der Lifeline".
"Mission Lifeline" ist der Name des Dresdener Seenotrettungsverein, der seit 2017 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet und in den Schlagzeilen landete, weil das Schiff "Lifeline" mit mehr als 200 Geretteten sechs Tage lang keinen Hafen anlaufen durfte.
Menschheitskatastrophe auf dem Mittelmeer
Zwei Jahre lang hat der Filmemacher Markus Weinberg die Arbeit der "Lifeline" begleitet und dokumentiert dramatische Rettungsszenen auf dem Meer inklusive der Auseinandersetzung mit der libyschen Küstenwache. Um dann immer wieder um auf Pegida-Aufmärsche in Dresden zu schneiden, wo der "Lifeline"-Gründer hassvollen Anwürfen rechter Demonstranten ausgesetzt ist, die er mit einer politischen Analyse begegnet.
Axel Steier: "Nach Pegida-Demonstartionen, wo Flüchtlingsrettung ein Thema ist, stellen wir verstärkt fest, dass Hasskommentare bei uns auf der Facebook-Seite landen oder bei Twitter."
Weinberg ist ein intensiver Film gelungen, der nicht nur die Menschheitskatastrophe auf dem Mittelmeer dokumentiert, sondern auch das Engagement von Menschen, die die Flüchtlinge retten.
"Die Mission der Lifeline" von Markus Weinberg – herausragend.