"Du musst es machen. Du fährst mit dem Zug, mein Schatz. Wir kaufen deine Fahrkarte gleich morgen. Und die Munition habe ich bereits."
"Also ich verstehe nichts von dem, was du sagst. Wohin fahre ich?"
"Nach Berlin."
"Nach Berlin?"
"Du verübst ein Attentat auf Adolf Hitler."
"Also ich verstehe nichts von dem, was du sagst. Wohin fahre ich?"
"Nach Berlin."
"Nach Berlin?"
"Du verübst ein Attentat auf Adolf Hitler."
Ob es diesen Dialog zwischen dem Schriftsteller Romain Gary und seiner Mutter Nina ein Jahr vor Kriegsbeginn tatsächlich gegeben hat, darf stark angezweifelt werden. Um allerdings darzustellen, wie groß die Bereitschaft eines Sohnes ist, die Wünsche der Mutter zu erfüllen – dafür eignet er sich ausgesprochen gut.
"Frühes Versprechen" ist Eric Barbiers Verfilmung der mit einer ganzen Reihe von solchen fiktiven Elementen gewürzten Autobiografie Garys, die im Kern die Geschichte einer Mutter-Sohn-Beziehung ist. Ihren Anfang nimmt sie in den 1920er-Jahren im damals polnischen Vilnius.
"Sohn, sieh mich an! Härter! Noch härter der Blick. Wie ein Mann. Wenn du so schaust, wirst du die Frauen um den Verstand bringen."
Unter Druck
Ihren Sohn sieht die vereinnahmende Nina schon als "nächsten Tolstoi", wie sie sagt. Aber auch Jahre später – Mutter und Sohn haben Vilnius hinter sich gelassen und leben mittlerweile in Nizza – ist eine Karriere als Schriftsteller noch in weiter Ferne. In einem der zahllosen Off-Kommentare erzählt Romain Gary, wie unerträglich ihm der Gedanke sei, dass seine Mutter sterben könnte, ehe er das, was sie von ihm erwartete, vollbracht hätte.
"Ich musste ein Genie der französischen Literatur werden und dafür musste mir ein unsterbliches Meisterwerk gelingen. Ich begann ernsthaft zu schreiben."
Die Überspanntheit der von Charlotte Gainsbourg gespielten Mutter dominiert eine brav-chronologische, epische Erzählung. Mehr von der Exaltiertheit seiner weiblichen Hauptfigur und weniger Kunsthandwerk hätten auch dem Film gutgetan.
"Frühes Versprechen": akzeptabel
"1713 … verdammt nochmal! 98, 1713 … verdammter Mist!"
Es gibt gute und es gibt schlechte Zahlen. Da ist sich Jessica sicher. Das ständige Zählen ist einer der Ticks des 12-jährigen Mädchens, das von ihren Mitschülern nur "Neutrum" genannt wird. Zuhause sieht sich Jessica ständig mit dem Thema Sterben konfrontiert. Nach dem Unfalltod der Mutter vor vielen Jahren droht sie jetzt auch noch ihre ältere, schwerkranke Schwester zu verlieren. Jessica will alles tun, um sie zu retten.
Mit leisem Humor
Sex zum Beispiel, so hat sie gelesen, könne die Heilung fördern.
"Neutrum, grins' mal nicht so blöd!"
"Ich habe mich gefragt, ob ihr vielleicht Lust hättet mit meiner Schwester zu schlafen. Heute Nacht um zehn bei mir. Ich hol euch ab. Deal?"
"Ich habe mich gefragt, ob ihr vielleicht Lust hättet mit meiner Schwester zu schlafen. Heute Nacht um zehn bei mir. Ich hol euch ab. Deal?"
Eigentlich kein schlechter Plan, mit leisem Humor eine Geschichte vom Erwachsenwerden zu erzählen, in der der Tod allgegenwärtig ist. Allein Sympathie für die Figuren und ein paar nette Ideen sind am Ende zu wenig. "Glück ist was für Weicheier" von Anca Miruna Lăzărescu fehlt es an Stringenz und Stimmigkeit. Das erweckt den Eindruck des Unfertigen und ein bisschen auch des Unbeholfenen.
"Glück ist was für Weicheier": zwiespältig
Nicht die Drogen hätten sie umgebracht. Whitney Houston sei an einem gebrochenen Herzen gestorben. Der Satz ist hängengeblieben aus "Whitney – Can I Be Me", dem ersten Dokumentarfilm über die Sängerin. Auch der zweite, gedreht vom Briten Kevin Macdonald, versucht eine Antwort zu finden auf die Frage nach den Gründen für ihren frühen Tod.
"Ist es Alkohol? Marihuana? Kokain? Oder Pillen?"
"Ja, schon. Manchmal."
"Alles?"
"Manchmal."
"Ja, schon. Manchmal."
"Alles?"
"Manchmal."
Ungewöhnlich offen
Dass Houstons Familie den Film unterstützt hat, könnte ihm leicht den Vorwurf einbringen, dass hier so einiges reingewaschen wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. So spricht Whitney Houstons persönliche Assistentin das Thema Missbrauch an.
"Eines Tages unterhielten wir uns über meine Schwester, die Whitney kannte und die in sehr jungen Jahren missbraucht worden war. Und plötzlich sagte sie: 'Mary, ich auch.' Ich war sprachlos. Sie blieb dabei: 'Ja, ich bin auch als Kind missbraucht worden. Aber nicht von einem Mann, von einer Frau.'"
Ungewöhnlich offen auch die Statements der Brüder von Whitney Houston, die ihre Schwester an die Drogen herangeführt haben. Vor allem die letzte halbe Stunde geht an die Nieren. Dann zeigen Backstage-Aufnahmen eine Sängerin, die körperlich und geistig gezeichnet ist von selbstzerstörerischen Kräften.
"I am pissed off. And these people think, it's so damn easy. And it's not."
Vieles überschneidet sich mit der ersten Houston-Doku. Aber Kevin Macdonald liefert noch intimere, noch schmerzhaftere Eindrücke vom rasanten Aufstieg und dem langsamen, tiefen Fall eines Superstars.
"Whitney – Die wahre Geschichte einer Legende": empfehlenswert