"Bin ich verrückt? Nein, nicht!"
Man muss einfach konstatieren, dass Antoine, Hauptfigur in "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" ...
"Gaga? Total gaga?"
... seinen psychischen, mentalen und emotionalen Zustand selbst treffend auf den Punkt bringt.
"Verloren, völlig verloren für diese Welt."
Wobei auch Yvonne, die zweite Hauptfigur des Films, mit dieser wirr daher gestammelten Beschreibung gut auf den Punkt gebracht wäre, denn die Polizistin muss einsehen, das ihr verstorbener Polizisten-Gatte Jean korrupt war.
"Und wer sind Sie?"
"Chirour, der Buchhalter vom Juwelier Marssenalt. Der getürkte Überfall 2009."
"Bitte?" - Der Diamantring. Den hab ich Jean gegeben."
"Chirour, der Buchhalter vom Juwelier Marssenalt. Der getürkte Überfall 2009."
"Bitte?" - Der Diamantring. Den hab ich Jean gegeben."
Screwball-Comedy auf Speed
Yvonne hat ein schlechtes Gewissen gegenüber Antoine, der statt ihres Mannes im Knast war. Aber da sind Antoine auch alle Hemmungen flöten gegangen. Wenn er Feuer braucht beispielsweise, überfällt er mal eben so nebenbei einen Kiosk:
"Geben Sie mir die Streichhölzer."
"Ich verstehe Sie nicht."
"Die Streichhölzer!!"
"Ich verstehe Sie nicht."
"Die Streichhölzer!!"
Diese Szene ist vor allem saukomisch, weil der Beraubte Antoine nicht verstehen kann, weil der eine Plastiktüte auf dem Kopf hat. "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" ist wie eine Screwball-Comedy auf Speed, denn auch Yvonne, die sich zu Antoine hingezogen fühlt, hat ein nicht zu kontrollierendes Temperament. Regisseur Pierre Salvadori jagt die beiden mithin durch die absurde Welt, die wir Normalität nennen. Das Schöne: Es ist überhaupt nicht ausgemacht ist, dass die beiden sich am Ende kriegen:
"Warum tust du das."
"Ich will nicht mehr unschuldig sein."
"Du spinnst. Du spinnst. Aaaaah!"
"Ich will nicht mehr unschuldig sein."
"Du spinnst. Du spinnst. Aaaaah!"
Es scheint, als hätten Pierre Salvadori und seine Hauptdarsteller, Adèle Haenel und Pio Marmai, die genau richtige Menge Louis de Funes inhaliert.
"Lieber Antoine als gar keinen Ärger" von Pierre Salvadori – empfehlenswert.
"Ich war heute Laufen."
"Warum machst du denn sowas?"
"Warum machst du denn sowas?"
Solch blöder Spruch ist noch harmlos:
"War jemand hinter dir her?"
Es gibt einige Szenen in "Brittany Runs a Marathon", die ein brutales Schlaglicht auf das Leben einer übergewichtigen jungen New Yorkerin mit Bluthochdruck und Neigung zu ausufernden Partys werfen. Einmal sind sich Brittany und ein Typ in der Disco einig. Dann reicht er ihr vollkommen selbstverständlich zwei Servietten und meint: "Für deine Knie!". Brittany hatte sich – naiverweise wohl – mehr als einen Blowjob erhofft. Nach hinten los geht auch der Besuch beim Hausarzt, der ihr eine verfettete Leber diagnostiziert und die Medikamentierung verweigert:
"Ich hatte eine Freundin, die auch total neben der Spur war, und der haben Sie was verschrieben. Wie hieß das noch? Adderal? Und jetzt ist sie richtig auf Zack."
"Manche Menschen sollen Adderal ja als Partydroge missbrauchen."
"Manche Menschen sollen Adderal ja als Partydroge missbrauchen."
Man will voller Empathie zusehen
Mit der wunderbaren Jillian Bell als Brittany erzählt Paul Downs Colaizzo, wie die dicke New Yorkerin es schafft, ihr Leben in die Hand zu nehmen, weil sie sich das Sportstudio nicht leisten kann, ...
"Draußen laufen gehen kostet gar nichts."
... und die, zunächst, gehasste Nachbarin sie einlädt:
"Hör mal, ich bin in dieser Laufgruppe. Immer samstags."
"Du machst dich drei Jahre über mich lustig, und jetzt soll ich in deine Laufgruppe kommen?"
"Du machst dich drei Jahre über mich lustig, und jetzt soll ich in deine Laufgruppe kommen?"
Macht sie! Der Film "Brittany Runs a Marathon" ist sehr nahe dran an den Qualen seiner Hauptfigur, an ihrer Verzweiflung, an ihrem Leid, so dass wir einfach nur voller Empathie zusehen wollen, wie sich diese junge Frau zu den Sternen kämpft, sprich den New Yorker Marathon läuft. Und dann, wenn das gelingt, irgendwo, ganz hinten im Feld - egal -, dann wird sie bei sich angekommen sein.
"Brittany Runs a Marathon" von Paul Downs Calaizzo – herausragend.
Deutschland. Jetztzeit. Viel geben sich Musiklehrerin und Flüchtlingsjunge im Ton nicht:
"Mach mal die Straße frei, oder willst du hier ein Lager aufschlagen?"
"Bist du irre, Bitch?"
"Mein Name ist nicht ´Bitch´. Du verwechselst dich mich deiner Mutter."
"Bist du irre, Bitch?"
"Mein Name ist nicht ´Bitch´. Du verwechselst dich mich deiner Mutter."
Zoro, seine Mutter und seine Schwester haben es von Afghanistan in eine schwäbische Kleinstadt geschafft, aber Zoros Vater sitzt in Ungarn fest. Der einzige Grund, ...
"Ich will mitmachen!"
... warum der 13-Jährige in den Chor von Frau Lehmann drängt, ...
"Walla, bitch, lass' mich mitsingen."
...das ist die anstehende Chorreise nach Ungarn. Martin Busker hat mit "Zoros Solo" eine deftige Komödie gedreht, in der Mert Dincer als Zoro und Andrea Sawatzki als Musiklehrerin sich ihre gegenseitigen Vorurteile um die Ohren hauen.
Die Geschichte wird zahnlos
"Ich habe nun wirklich nichts gegen Ausländer, aber wenn die hier leben wollen, dann müssen die sich auch an unsere Gesetze halten."
Eine gelungene Mischung aus brutalem Humor, bösen Dialogen, konterkariert mit einem Flüchtlingsdrama.
"Und du bist feige."
"Ich bin feige? Ich bin 7000 Scheiß-Kilometer von Afghanistan bis hier in dieses Scheiß-Kaff gelaufen. Und du? Du hängst den ganzen Tag mit deinen kleinen Opfern ab. Weil du keinen Mann hast. Und du schaffst es nicht mal, dass dich einer von denen mag."
"Ich bin feige? Ich bin 7000 Scheiß-Kilometer von Afghanistan bis hier in dieses Scheiß-Kaff gelaufen. Und du? Du hängst den ganzen Tag mit deinen kleinen Opfern ab. Weil du keinen Mann hast. Und du schaffst es nicht mal, dass dich einer von denen mag."
Doch die Geschichte wird zahnlos, wenn sich die Hassliebe zwischen Frau Lehmann und Zoro in Zuneigung verwandelt. Der drastische Ton des Anfangs hat sich da verflüchtigt, an die Stelle ist eine Feelgood-Dröhnung getreten.
"Zoros Solo" von Martin Busker – annehmbar.