"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Antonina Żabińska, die von Jessica Chastain verkörperte Titelheldin des Films "Die Frau des Zoodirektors", ist die Inkarnation von Goethes Worten. Damit am anständigen und empathischen Wesen der Protagonistin gar nicht erst der kleinste Zweifel aufkommt, wird diese in den ersten Minuten wie eine Heilige in Szene gesetzt.
"Was für ein hübsches Mädchen du bist!"
Wir befinden uns im Warschauer Zoo. Es ist das Jahr 1939, die Welt bereits aus ihren Fugen geraten. Einzig der Zoo – damals Europas größter Tierpark – ist noch ein Fleck von geradezu paradiesischer Schönheit, in dem Antonina ein erstes Mal zur Lebensretterin wird.
"Sie atmet. Sie atmet. Du bist wunderschön. Das war eine schwere Geburt, nicht wahr?"
So wie auch dieser – von der Neuseeländerin Niki Caro gedrehte – Film eine schwere Geburt ist. Denn mit Figuren vom Reißbrett und ebensolchen Dialogen ...
"Ich habe das Gefühl, dass große Gefahren vor uns liegen."
... ist das Resultat allenfalls ein gutgemeinter Film, aber keiner, der dem Vergleich mit "Schindlers Liste" von Steven Spielberg oder Roman Polanskis "Der Pianist" standhält. Als die deutsche Wehrmacht Polen überfällt und in Warschau ein Ghetto errichtet, schließen sich Antonina Żabińska und ihr Mann Jan dem Widerstand an. Auf dem Gelände des Zoos wollen sie Juden verstecken.
"Wie viele?"
"Unmöglich zu sagen."
"Und für wie lange?"
"Sie sind unsere Gäste, bis wir einen sicheren Ort für sie finden."
"Ein menschlicher Zoo."
"Die Frau des Zoodirektors" ist kein völlig verunglücktes Andenken an die stillen Helden im Dritten Reich. Nur eben eines, dessen synthetische Charaktere jede Komplexität vermissen lassen.
"Die Frau des Zoodirektors": Enttäuschend
"Sie werden sehen, in einigen Tagen sind sie ausgefallen."
"Schafft es weg! Das ist kein Kind. Monster!"
Völlig anderer Stoff und trotzdem eine ähnliche Diagnose auch bei der norwegischen Produktion "Das Löwenmädchen", einem ebenfalls gekünstelten und erstaunlich leblosen Film, der auf einer wahren Geschichte basiert. Es ist die des Mädchens Eva, das 1912 zur Welt kommt und dessen kleiner Körper vollständig mit Haaren bedeckt ist. Für den Vater ein doppelter Schock, denn Evas Mutter ist bei der Geburt gestorben.
"Gibt es wirklich nichts, was Sie tun können?"
"Leider nicht. Das ist sehr ungewöhnlich. Wir können nur hoffen, dass sie noch ausfallen."
Sie werden nicht ausfallen und Eva ihr ganzes Leben lang zu einer Kuriosität machen. Die Zeitspanne des Films reicht von Evas Geburt bis zum Beginn ihres Mathematikstudiums.
Da er das Mädchen vor den Blicken und Kommentaren der Mitbürger bewahren will, versteckt es der Vater die ersten Jahre zu Hause. Außer ihm ist das Kindermädchen Hannah die einzige Person, zu der Eva regelmäßig Kontakt hat.
"Können wir nicht zum Weihnachtsbaumfest gehen?"
"Nein. Das ist nichts für uns."
"Aber Hanna hat gesagt, es ist für alle."
"Eva, ich habe dir doch gesagt, wie die Menschen sein können."
Im Kern hat die norwegische Regisseurin Vibeke Idsøe ihren Film als Vater-Tochter-Drama angelegt. Auch bei "Das Löwenmädchen" drängen sich Vergleiche zu thematisch verwandten, weit besseren Filmen auf – so zum Beispiel zu David Lynchs Meisterwerk "Der Elefantenmensch" oder auch der bewegenden Coming-of-Age Geschichte "Die Maske" über einen entstellten Jungen.
Nur in wenigen Szenen kann die Filmemacherin ihre viel zu ausdekorierte und gestelzte Inszenierung vergessen machen und der tragischen Heldin nahekommen. In diesen wenigen Momenten atmet der Film.
"Das Löwenmädchen": Zwiespältig
"Das Ding hier ist das wichtigste Rennen des Jahres."
"Wir brauchen ein Computergenie."
Außerdem benötigen die Brüder Jimmy und Clyde Logan einen Safeknacker, um bei dem Autorennen des Jahres den Coup ihres noch jungen kriminellen Lebens zu landen.
"Der Einzige, der echt weiß, wie man Tresore in die Luft sprengt, ist Joe Bang."
Der Safeknacker ist aber dummerweise auch ein Knacki und will erst einmal befreit werden.
"Das ist eine Strafvollzugsanstalt."
"Wir haben einen Plan, wie wir dich rausholen."
Für seine Rückkehr ins Kino nach nur vier Jahren hat sich Steven Soderbergh eine Variation seiner "Ocean´s Eleven"-Filmreihe ausgesucht. Auch in "Logan Lucky" ist ein großes Ding geplant. Nur diesmal sind die Verbrecher weder Superhirne noch verfügen sie über unendliche finanzielle Ressourcen. In der Nahrungskette würden die Logans ganz unten stehen. Aber jetzt bietet sich ihnen die Chance, den Duft der Verlierer endgültig abzulegen.
Regisseur Soderbergh und seine Schauspieler – insbesondere Daniel Craig als Häftling – haben sichtlich Spaß an dieser Gaunerkomödie, die mit Schwung, schrägem Humor und – auf ihre ganz eigene Art – liebenswerten Typen punktet.
"Logan Lucky": Empfehlenswert