Judy Garlands Assistentin weist der Sängerin den Weg auf die Bühne:
"Hier geht es lang, Judy!"
Wo es langgeht – das haben der Schauspielerin und Sängerin schon früh in ihrem Leben die Menschen um sie herum gesagt. Judy Garland ist 13 Jahre alt, als sie einen Vertrag bei MGM bekommt. Studioboss Louis B. Mayer persönlich nimmt sie unter seine Fittiche. Als 1939 der Musicalfilm "Der Zauberer von Oz" in die Kinos kommt und Judy Garland als Dorothy "Over the Rainbow" singt, ist das Publikum verzaubert. Es ahnt nichts von den Schattenseiten im Leben des dressierten Kinderstars.
Erschöpfung als Dauerzustand
In wenigen, dafür aber plakativen Szenen zeigt Regisseur Rupert Goold in seinem Film "Judy", wie der Teenager abgerichtet und auch bereits mit Pillen vollgestopft wird. Erschöpfung ist ein Dauerzustand bei Judy Garland. Tabletten, Alkohol und Kokain werden auch 30 Jahre später ihre treuesten Begleiter sein.
"Was?!"
"Zimmerservice."
"Ich habe nichts bestellt. Das ist die erste Nacht seit Wochen, in der ich schlafe, und Sie wecken mich auf."
"Zimmerservice."
"Ich habe nichts bestellt. Das ist die erste Nacht seit Wochen, in der ich schlafe, und Sie wecken mich auf."
Die Filmbiografie "Judy" konzentriert sich auf das Jahr 1968, auf die Monate vor dem frühen Tod Garlands und hier vor allem auf ihr Engagement in einem Londoner Club. Ein Engagement, das sie nur widerwillig annimmt, denn dafür sie muss ihre zwei jüngsten Kinder in den USA zurücklassen. Aber Judy ist pleite und braucht das Geld.
Renée Zellweger legt die traurige Gestalt
"Was ist mit Ihnen?"
"Ich kann nicht."
"Was?! Nein, nein, nein! Was meinen Sie damit? Das Publikum wartet da draußen darauf, dass Sie singen."
"Mein Mund ist trocken. Ich kann nicht."
"Jetzt hören Sie mir mal zu! Sie schaffen das."
"Ich kann nicht."
"Was?! Nein, nein, nein! Was meinen Sie damit? Das Publikum wartet da draußen darauf, dass Sie singen."
"Mein Mund ist trocken. Ich kann nicht."
"Jetzt hören Sie mir mal zu! Sie schaffen das."
Durch die Fokussierung auf Garlands letzten Lebensabschnitt verdichtet "Judy" sein nicht neues Thema vom gefallenen Superstar. Zu etwas Besonderem aber wird dieser Film erst durch die Frau, die Judy Garland spielt, aber nie imitiert. Renée Zellweger sieht ihr kaum ähnlich, aber sie lebt diese tragische Gestalt mit jeder Faser ihres Körpers und jeder Schattierung ihrer eigenen Stimme.
"Judy": empfehlenswert
"Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen."
"Wir sind Gesetzeshüter."
"Wollen Sie mich zwingen? Mir ist nicht nach Reden. Ich bin in Trauer. Also was ist das hier für eine Versammlung? CSI trifft Poirot?"
"Wir sind Gesetzeshüter."
"Wollen Sie mich zwingen? Mir ist nicht nach Reden. Ich bin in Trauer. Also was ist das hier für eine Versammlung? CSI trifft Poirot?"
Eine ganz treffende Beschreibung für die Szenerie, die sich dem Zuschauer bei "Knives Out – Mord ist Familiensache" bietet. Auf dem Anwesen der Familie Thrombey wird der Patriarch nach der Feier zu seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht alles nach Selbstmord aus, auf den zweiten nach Fremdeinwirkung. Neben der Polizei, die die Spuren sichert, ist auch noch ein Privatdetektiv vor Ort. Wie Hercule Poirot trägt auch der einen französisch klingenden Namen: Benoit Blanc.
"Wieso sind Sie hier?"
"Ich bin hier auf Geheiß eines Klienten."
"Wer?"
"Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich versichere Ihnen: Meine Anwesenheit wird rein dekorativer Natur sein. Sie erleben mich als respektvollen, ruhigen, passiven Beobachter der Wahrheit."
"Ich bin hier auf Geheiß eines Klienten."
"Wer?"
"Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich versichere Ihnen: Meine Anwesenheit wird rein dekorativer Natur sein. Sie erleben mich als respektvollen, ruhigen, passiven Beobachter der Wahrheit."
Kühne Konstruktion mit falschen Fährten
Dieser Benoit Blanc und die Geschichte von "Knives Out" ist allerdings keine Erfindung von Agatha Christie. Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson hat sich die Mörderhatz im Stil eines "Whodunnit"-Stücks ausgedacht.
Wie so viele Kriminalstoffe bedient sich auch dieser einer kühnen Konstruktion mit falschen Fährten und natürlich dem messerscharfen Verstand des von Daniel Craig gespielten Detektivs. Zusätzlich wartet der Film mit einem Subtext über Klassenunterschiede auf, der manchmal an das südkoreanische Meisterwerk "Parasite" erinnert, aber nie dessen satirische Qualitäten erreicht.
"Knives Out – Mord ist Familiensache": akzeptabel
"Name?"
"Bond – James Bond."
"Sie sind nicht tot?"
"Hallo Q, ich habe Sie auch vermisst."
"Bond – James Bond."
"Sie sind nicht tot?"
"Hallo Q, ich habe Sie auch vermisst."
Kino-Highlights 2020
Den Detektiv in "Knives Out" zu spielen, hat Daniel Craig sichtlich Spaß bereitet. Seine Abschiedsvorstellung als Doppelnull, die er im April geben wird, dürfte eher reine Pflichterfüllung sein. Sehr gut bezahlte allerdings.
Das 25. Bond-Abenteuer ist eines der Kino-Highlights 2020. Auch viele andere sind entweder Fortsetzungen wie ein zweiter Teil von "Top Gun", Ableger wie "Black Widow" aus dem "Avengers"-Universum oder aber Neuauflagen wie "West Side Story". Steven Spielberg wagt sich im Dezember an den Musical-Filmklassiker von 1961.
Viele der Spektakel, die Hollywood für das neue Jahr produziert, werden wieder Themenpark-Filme sein. So hat Martin Scorsese vor kurzem den Output der großen Filmstudios beschrieben:
"The theme park film, where the theatres become amusement parks, that´s a different experience. It´s not cinema. It´s something else.‘"
Diese Art Film sei für ihn nicht Kino, sondern etwas anderes. Hollywood verabschiede sich immer mehr vom Erzählkino. Und so werden sie auch 2020 rar gesät sein: die Großproduktionen, die eine originäre und originelle und die vor allem überhaupt eine Geschichte erzählen.