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Remake, Drama und Doku

Diese Woche kommt das Remake "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" nach einer Kurzgeschichte von James Thurber in die Kinos. Diesmal in der Hauptrolle Ben Stiller, der auch Regie geführt hat. Außerdem neu: "Imagine" von Andrzej Jakimowski und die Dokumentation "Das Geheimnis der Bäume" von Luc Jacquet.

    "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" von Ben Stiller
    "Meine drei wichtigsten Eigenschaften: abenteuerlustig, mutig, kreativ."
    Das aber ist der von Ben Stiller gespielte Walter Mitty nur in seinen Tagträumen. In denen wird Walter zum Abenteurer und Helden. Da rettet er zum Beispiel seine Arbeitskollegin, in die er heimlich verliebt ist, aus den brenzligsten Situationen.
    "Raus! Raus! Raus! Hier fliegt gleich alles in die Luft. Woher wussten Sie das mit der Explosion? Ich hörte Bellen und glaubte Gas zu riechen."
    Im Alltag dagegen ist der 40-Jährige ein Langweiler, der noch nichts erlebt hat. Das Gegenteil von Walter ist Sean O'Connell, ein berühmter Fotograf, der für ein gutes Bild sein Leben riskiert. Beide haben denselben Arbeitgeber: das "Life Magazine". Doch während der Eine das Motto der Zeitschrift "Das Leben sehen, die Welt sehen, Augenzeuge großer Ereignisse sein" täglich befolgt, sitzt der Andere im Keller des Verlagshauses und archiviert Negative. Als es die Umstände erfordern, muss sich Walter auf die Suche nach O'Connell machen. Plötzlich findet er sich in genau den Situationen wieder, von denen er bislang nur geträumt hat.
    "Ich bin gestern aus einem Hubschrauber ins Meer gesprungen und ich habe mit einem Hai gekämpft. – Hören Sie, Menschen, die zu viel tagträumen, sind unzufrieden. - Nein, das war real. Das habe ich echt getan."
    "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" ist ein Film, dessen Botschaft sich auf den Kalenderspruch "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum" reduzieren lässt. Ein Motto – so überstrapaziert, dass es schon einer weniger gradlinigen Geschichte bedurft hätte, um am Ende mehr als nur ein triefendes Gefühl zu evozieren. Die literarische Vorlage von James Thurber – obwohl gerade einmal zwei Seiten lang – greift da weiter. Ihr Kerngedanke kreist darum, dass selbst ein durchschnittlicher Mann unergründlich bleibt. Ben Stillers publikumsfreundliche Mischung aus Sentimentalitäten und Humor aber bebildert nur das Carpe-diem-Motiv.
    "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty": zwiespältig.
    "Imagine" von Andrzej Jakimowski
    "Es ist ein gewaltiges Schiff. – Wie kann ich mir das vorstellen, wenn ich es doch gar nicht hören kann? – Zuerst musst du es dir vorstellen, dann wird es auch sprechen und du wirst es hören."
    Noch ein Film, der viel zu offensichtlich ist und damit auf geradezu peinliche Weise sein eigentliches Motiv verrät. "Imagine" von Andrzej Jakimowski will, wie der Titel schon deutlich macht, eine Ode an die Vorstellungskraft sein, stößt den Zuschauer aber stattdessen 100 Minuten lang förmlich mit der Nase darauf, das Leben als Chance zu begreifen, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
    Jakimowski versucht dabei die Blindheit als Gleichnis zu nutzen. Die Geschichte handelt von einem Blindenlehrer mit unkonventionellen Methoden, der eine neue Stelle in einer Augenklinik in Lissabon antritt. Die Charaktere in "Imagine" haben weder eine Geschichte noch einen Hintergrund. Sie sind rein funktionale Figuren, uninteressante Kunstgeschöpfe in einem episodenhaften Film ohne die Imaginationskraft, die er predigt.
    "Imagine": enttäuschend.
    "Das Geheimnis der Bäume" von Luc Jacquet
    "Ich kann das Verschwinden dieser Welt nicht hinnehmen",
    sagt - wie deutlich zu hören ist - Bruno Ganz. Zumindest in der deutschen Fassung von Luc Jacquets Dokumentarfilm "Das Geheimnis der Bäume". Im Original ist die Stimme des französischen Botanikers Francis Hallé zu vernehmen. Nicht nur Hallés Forschungsinteresse – auch seine Liebe gilt seit Jahrzehnten dem Ökosystem Regenwald. Oft sitzt er stundenlang in den Wipfeln der Bäume und skizziert sie mit Bleistift und Block.
    "Das geheimnisvolle Universum der pflanzlichen Genies. In den tropischen Primärwäldern habe ich die größte Schönheit und Vielfalt der Erde gesehen."
    Von Pathos durchtränkte Worte eines Beobachters und Mahners in einem Film, der mit beeindruckenden Kamerafahrten in die faszinierende Pflanzen- und Tierwelt der Wälder vordringt. Dass diese eindrucksvolle, oft kontemplative Naturdokumentation immer wieder zu dick aufträgt - ob nun auf Kommentarebene, mit jubilierender Musikuntermalung oder mit befremdlichen Tricksequenzen, ärgert allerdings.
    "Das Geheimnis der Bäume": zwiespältig.