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Tauchen, jagen und schmuggeln

"Jacques - Entdecker der Ozeane" taucht ein in das Leben von Meeresforscher Jacques Cousteau. Ulrich Seidels Dokumentation "Safari" pirscht mit Touristen durch Afrika. Und Pieter-Jan De Pue begleitet in seinem Dokumentarfilm "Das Land der Erleuchteten" das hoffnungslose Leben Jugendlicher in Afghanistan.

Von Jörg Albrecht |
    Philippe (Pierre Niney, links) und Jacques Cousteau (Lambert Wilson) im Film "Jacques - Entdecker der Ozeane"
    Philippe (Pierre Niney, links) und Jacques Cousteau (Lambert Wilson) im Film "Jacques - Entdecker der Ozeane" (© Coco van Oppens)
    "Jacques - Entdecker der Ozeane" von Jérôme Salle
    "Vor mehr als 30 Jahren habe ich eine neue Welt entdeckt. Ich wollte sie allen zeigen. Und erobern wollte ich sie auch. Doch ich hätte sie beschützen müssen."
    Zusammen mit seinem Sohn steht Jacques Cousteau auf einer Eisscholle mitten in der Antarktis und wirft selbstkritisch einen Blick zurück auf sein Leben. Das äußerst fotogene Motiv und der geschliffene, wie für die Nachwelt verfasste Monolog sind typisch für Jérôme Salles Film über den berühmten Meeresforscher und Filmemacher mit der roten Mütze. Fast jede Szene in dieser Filmbiographie, die im Jahr 1949 ihren Anfang nimmt, will ein Statement sein und die Dinge möglichst schnell auf den Punkt bringen. Da ist der Traum vom großen Abenteuer, und da sind die Expeditionen mit dem Forschungsschiff Calypso. Da ist der Aufstieg zum Superstar, und da sind die Konfrontationen zum einen mit Sohn Philippe, der sich als sein schärfster Kritiker entpuppt, zum anderen mit Ehefrau Simone, die unter seinen Affären leidet.
    "Jede Stunde ohne dich kommt mir wie eine Ewigkeit vor. - Hör auf! - Letzte Nacht habe ich wieder von dir geträumt. - Hör auf, habe ich gesagt. - Du hast Recht. Das ist schwach."
    Szenen wie diese könnten auch gut aus einem Groschenroman stammen. Tiefgang hat der mit Lambert Wilson in der Titelrolle besetzte Film, der chronologisch die Stationen abklappert, kaum. Der Produktionsaufwand ist hoch gewesen, die Besetzung durchaus stimmig - Cousteaus Ehefrau wird von Audrey Tautou gespielt, aber diese Filmbiografie dümpelt zu oft nur an der Oberfläche herum.
    "Jacques - Entdecker der Ozeane": zwiespältig
    "Safari" von Ulrich Seidl
    "Der Tötungsakt an sich gehört halt dazu. Es ist eigentlich nur ein kleiner Teil von der Jagd. Ein ganz winziger"
    Erzählt ein passionierter Jäger, der vor einer mit Jagdtrophäen gespickten Wand sitzt. Das so drapierte Bild verweist unmittelbar auf den Regisseur des Films. Es kann sich nur um Ulrich Seidl handeln. Der Österreicher hat eine Vorliebe für seine starren, zentrierten Tableaus, auf denen Menschen zu sehen sind, die oft so wirken, als seien sie geradewegs den Karikaturen von Seidls Landsmann Manfred Deix entsprungen.
    "Ich brauche mich nicht zu rechtfertigen. Warum muss ich mich rechtfertigen? Warum muss ich sagen, warum ich mal ein Tier töte?"
    Ulrich Seidl hat mit "Safari" einen Dokumentarfilm über deutsche und österreichische Jagdtouristen in Afrika gedreht. Warum gehen sie auf die Pirsch, was treibt sie an zu töten? Neben den Stellungnahmen vor der Trophäenwand zeigt Seidl in minutenlangen Szenen die immer gleichen Rituale der Jagd. Es ändern sich nur Jäger und Gejagte. Mal sind es ein Ehepaar und ein Büffel, mal zwei Kumpel und ein Gnu.
    Selbstverständlich will der Filmemacher hier keine Werbung für Jagdtourismus machen. Angeblich möchte er den vermeintlichen Urlaubsspaß einfach nur vorurteilsfrei zeigen. Das aber wird durch die typischen Seidl'schen Stilmittel konterkariert. Der Dokumentarist befördert gerade durch seine Inszenierung vom postkolonialen Gebaren der Touristen eine wachsende Antipathie des Zuschauers gegenüber den Protagonisten und liefert am Ende allenfalls Erkenntnisse von der Qualität, dass es nachts dunkel ist.
    "Safari": enttäuschend
    "Das Land der Erleuchteten" von Pieter-Jan De Pue
    Zwei Jungen lauschen der Stimme im Radio. US-Präsident Barack Obama verkündet den weitgehenden Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan. Es sei an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Was er dazu meine, fragt der eine Junge den anderen. "Du bist der Anführer", antwortet dieser. Und deshalb müsse er entscheiden.
    Auch bei "Das Land der Erleuchteten" von Pieter-Jan De Pue lässt sich nicht von einem reinen Dokumentarfilm sprechen. Vieles - wie auch die Anfangsszene am Radioempfänger - ist inszeniert. Und doch entwickelt diese Mischung aus Dokumentarischem und Fiktionalem hier eine ganz besondere Kraft.
    Im Norden Afghanistans hat der belgische Filmemacher über Jahre auf sich allein gestellte Nomadenkinder mit der Kamera begleitet. Die Jungen dürften zwischen zehn und 16 Jahre alt sein. Viele von ihnen haben, damit sie überleben können, Schmugglerbanden gegründet, die Kriegsüberreste, Lapislazuli-Steine oder aber Opium verkaufen.
    Wie der Titel schon andeutet, handelt "Das Land der Erleuchteten" aber auch von der afghanischen Mythologie und einer Generation, die trotz der zahllosen Kriege ihre Hoffnungen und Träume noch nicht begraben hat. In einer fulminanten Schlusssequenz sitzen die Jungen auf ihren Pferden mitten in der Ruine des Königspalastes von Kabul.
    "Es ist völlig zerstört. Wir nehmen die Steine und bauen es wieder auf", sagt Gholam, der Anführer der Bande, während Pink Floyds "Set the Controls for the Heart of the Sun" läuft.
    "Das Land der Erleuchteten": herausragend