"Hell or High Water" ist ein US-Slang-Ausdruck. Er bedeutet soviel wie "Komme, was wolle". Oder auch "Weder Tod noch Teufel können mich davon abhalten". Darum geht es im Film "Hell or High Water": Chris Pine und Ben Foster sind zwei Brüder, die die Filialen einer texanischen Bank ausrauben, die sich das Land ihrer hoch verschuldeten Mutter unter den Nagel reißen will. Der Clou: Mit dem geraubten Geld aus verschiedenen Filialen der Bank wollen die Brüder den Kredit bei eben dieser Bank bedienen.
"Sie dürfen niemanden davon etwas sagen? Richtig? - Na ja, was gibt es dazu zu sagen? Sie haben das Geld beim Glücksspiel gewonnen. Oder nicht?"
Den Bankräubern auf den Fersen: Jeff Bridges als Texas Ranger kurz vor der Pensionierung.
Genre-Film mit präzisem Gefühl für die heutige Situation
"Ich vermute, sie versuchen, eine bestimmte Menge zusammen zu kriegen. Da werden noch einige Banken herhalten müssen."
"Hell or High Water" ist ein Genre-Film, der die klassische Bankräuber-Geschichte - "Bonnie & Clyde" etc. pp. - mit einem präzisen Gefühl für die heutige Situation in den USA verbindet. Die ökonomische und sozialpsychologische Spaltung des Landes; die immer weiter klaffende Schere zwischen Arm und Reich, die sich hier in ausgeblichenen Bildern staubiger texanischer Wüsten, Diners Motels und Highways zeigt.
"Hell or High Water" von David Mackenzie - ein Meisterwerk.
"Hell or High Water" - Läuft weiter!
"Du wirst so schnell negativ. - Hör mal zu, ich bin Holocaust-Forscher. Ich verdiene mein Geld damit, negativ zu sein. Was gibt mir das gottverdammte Recht, positiv zu sein?"
Anders gefragt: Darf man im Kino über den Holocaust lachen? Von Charly Chaplin bis Roberto Benigni ist die Frage mit einem klaren Ja beantwortet. Filmemacher Chris Kraus folgt dem und lacht mit uns zusammen in seinem Film "Die Blumen von gestern" über den humorlosen Wissenschaftler und seine politisch-korrekte Verarbeitungs-Anstrengung. "Die Blumen von gestern" ist zunächst eine Screwball-Comedy, in deren Mittelpunkt der Forscher - Lars Eidinger -, und seine französische Assistentin, gespielt von Adèle Haenel, stehen. Das funktioniert am Anfang verblüffend gut:
"Kämpfen für Subventionen, das ist wie 'Ficken für den Frieden'. - Ja und? Ich glaube auch an 'Ficken für den Frieden'. Ich glaube auch an 'Ficken für Subventionen'. Ehrlich gesagt, kann Ficken nie ganz falsch sein. - Leute Ihrer Generation haben überhaupt keinen Skrupel."
Doch wenn Totila, der deutsche Forscher, und seine französisch-jüdische Assistentin Zazie als Paar zueinander finden und zudem die Verstrickung ihrer Familien-Vergangenheit aufdecken, verliert sich der provokative Ton der Screwball-Comedy. Das Böse und Provokative ist verschwunden; an seine Stelle ist Betroffenheit getreten. Und plötzlich wirkt der Film fürchterlich konstruiert.
Regisseur Zhang Yimou "malt" auf der Leinwand wie kein anderer
"Die Blumen von gestern" von Chris Kraus - enttäuschend.
"Sie sehen nervös aus. Zu groß für so eine große Mauer. [Sound. Musik.]"
In den besten Momenten des Kinos erzeugt Monumentalität das Gefühl "bigger than life". In diesem Sinne lassen die ersten Szenen von Zhang Yimous Film "The Great Wall" Gutes hoffen. Wenn Matt Damon und "Game of Thrones"-Star Pedro Pascal als westliche Söldner durch die unfassbare Schönheit der Wüste Gobi reiten und an die große Chinesische Mauer gelangen, da sehen wir Bilder von einer unfassbaren Wucht wie einer ausgeklügelten Geometrie und Farbästhetik. Sehr treffend hat das Matt Damon ausgedrückt, wenn er sagt, dass Regisseur Zhang Yimou auf der Leinwand "malt" wie kein anderer.
"Du weisst, was du tun musst. - Das letzte Mal lief es nicht so gut. - Da waren wir betrunken."
Wichtig für Hollywood: der chinesische Markt
"The Great Wall" erzählt eine Fantasy-Geschichte aus dem 12. Jahrhundert. Die zwei Westler werden an der Großen Mauer in den Kampf einer geheimen Armee gegen mysteriöse Feinde verwickelt. Zum Problem des Films wird die Art dieser Feinde: Das sind gierige Monster; eine Mischung aus Drachen, Greif und Bär und natürlich erschaffen im Computer. Da zählen am Ende dann weder Bildästhetik noch Psychologie der Figuren, sondern Computerbild-Action. Mit 135 Millionen Dollar ist "The Great Wall" der bisher teuerste in China gedrehte Film, eine amerikanisch-chinesische Koproduktion, ganz im Trend von Hollywoods Orientierung am chinesischen Markt, der inzwischen eine entscheidende Einnahmequelle der US-Filmbranche darstellt.
"The Great Wall" von Zhang Yimou - enttäuschend.