"Die fast perfekte Welt der Pauline" von Marie Belhomme
Eine Frau greift in das Leben eines anderen Menschen ein und spielt Schicksal. Weil sich ungefähr so wie beim Filmmärchen "Die fabelhafte Welt der Amélie" auch die Handlung von Marie Belhommes Regiedebüt zusammenfassen lässt, hat der deutsche Verleih dem Film einfach den Titel "Die fast perfekte Welt der Pauline" verpasst und der Titelheldin gleich auch noch einen neuen Namen. Pauline heißt in der Originalfassung Perrine, ein für deutsche Ohren offenbar zu unbekannter französischer Vorname.
"Sie ist die Yehudi Menuhin der Bananen. - Ich bitte euch um ein bisschen Respekt vor der Musik."
Verkleidet als Banane steht Pauline vor einer Handvoll Senioren und spielt Geige. Ein paar Stunden vorher hat sie noch eine Kindergeburtstagsrunde bespaßt. Zwischen den beiden Jobs als Alleinunterhalterin ist allerdings etwas geschehen, das die unscheinbare, leicht schusselige Enddreißigerin aus der Bahn wirft. Ihretwegen liegt ein Mann namens Fabrice nach einem Sturz im Koma.
"Ich komme wieder. Sie müssen wieder auf die Beine kommen. Sie müssen kämpfen."
Das schlechte Gewissen und die wachsende Neugierde, mehr über ihr Opfer in Erfahrung zu bringen, lassen Pauline immer mehr in das Leben von Fabrice eindringen. Sie wird als seine Vertretung auf der Musikschule engagiert, verschafft sich Zugang zu seiner Wohnung und wird zum Babysitter seines kleinen Sohns werden.
Da der Film Pauline in die verschiedenen Situationen aber mehr stolpern lässt als ihr einen Masterplan zu geben, wie ihn einst Amélie Poulain verfolgt hat, hinkt der Vergleich mit dem Kinohit von 2001 ein wenig. Als Referenz für diese ganz passable, etwas zu gefällige Tragikomödie mit einer wunderbaren Isabelle Carré in der Titelrolle dient da schon eher eine Hollywoodschnulze. Wie in "Während du schliefst" wird sich auch Pauline in den Komapatienten verlieben.
"Die fast perfekte Welt der Pauline": akzeptabel
"Looping" von Leonie Krippendorff
"Papa, ich muss gehen. Mann, ich muss gehen."
Leila, 19 Jahre jung, ist auf dem Rummel groß geworden, wo ihr Vater einen Autoscooter hat. Dass Leila sich unverstanden fühlt, zeigt die Filmemacherin Leonie Krippendorff in skizzenhaften Szenen. Aus enttäuschter Liebe zu ihrer besten Freundin, lässt sich Leila durch die Nacht treiben, landet in der Notaufnahme und wird sich danach freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen.
"Ich verstehe nicht, was plötzlich los ist. - Willst du es wissen?"
Die Sprache - das macht "Looping" von Anfang an deutlich - spielt hier eine untergeordnete Rolle. Jede der Figuren ist auf ihre Weise verstummt. Das gilt genauso für Frenja und Ann, auf die Leila in der Psychiatrie treffen wird und die ihr zum ersten Mal in ihrem Leben ein Gefühl von Geborgenheit geben.
"Das ist wie eine Zeitreise: ich in 15 Jahren und ich in 30 Jahren. Ich brauche euch."
Die Hoffnungen aber, die vor allem Leila in die Dreiecksbeziehung setzt, sollen sich nicht erfüllen. Jella Haase, Lana Cooper und Marie-Lou Sellem können ihren Figuren zwar Leben einhauchen, aber auf Dauer mangelt es der seltsamen Ménage-à-trois einfach an Substanz.
"Looping": zwiespältig
"The Shallows - Gefahr aus der Tiefe" von Jaume Collet-Serra
"Süße, es ist spät. Wir gehen raus. - Ich will noch eine Letzte mitnehmen. Danke."
Diese letzte Welle aber soll der Surferin Nancy zum Verhängnis werden. Als ein Hai die junge Frau angreift und am Bein verletzt, kann sie sich im letzten Moment noch auf einem mitten im Meer gelegenen, kleinen Felsen in Sicherheit bringen.
Obwohl der rettende Strand nur wenige hundert Meter entfernt ist, sitzt Nancy auf dem Felsen fest. Der Hai lauert weiter im Wasser und Hilfe ist nicht in Sicht. Zunächst weckt "The Shallows" - kaum überraschend - Erinnerungen an Steven Spielbergs "Der Weiße Hai". Aber der Kampf der von Blake Lively gespielten Nancy ist eher vergleichbar mit den Geschichten, wie sie die Überlebensdramen "Gravity" und "The Revenant" erzählen. Das macht aus "The Shallows" seichtes, aber auch packendes Genrekino.
"The Shallows - Gefahr aus der Tiefe": empfehlenswert
"Elliot, der Drache" von David Lowery
"Hat er das gemalt? - Er sagt, das ist sein Freund aus dem Wald."
Noch ein Ungeheuer, diesmal aber ein liebenswertes: Das ist der Drache, dem der zehnjährige Pete den Namen Elliot gegeben hat. Seit vielen Jahren sind die zwei ein unzertrennliches Gespann, das fern der Zivilisation in den Wäldern im Nordwesten der USA lebt. Jetzt aber ist Pete, der ein Bruder von Mogli sein könnte, aufgegriffen worden.
Ähnlich wie vor kurzem bei "Das Dschungelbuch" hat Disney auch die Geschichte von "Elliot, das Schmunzelmonster" erneuert. An die Stelle des Zeichentrickdrachens aus dem Original von 1977 ist jetzt eine fotorealistisch animierte Figur getreten. Auch der neue, wohltuend zurückgenommene "Elliot", in dem auch Robert Redford mitmischen darf, stimmt ein Loblied auf die Kraft der Fantasie an, erspart uns aber glücklicherweise die Lieder des Originals.
"Nur weil man es nicht sieht, heißt es nicht, dass es nicht da ist."
"Elliot, der Drache": empfehlenswert