"Sie wissen, was mit Ihnen geschieht, Herr Körner, wenn Sie verschuldet sterben? Sie werden künstlich am Leben gehalten und müssen Ihre Schulden abbezahlen."
Verschuldet sollte man besser nicht sterben in der Zukunft, wie sie Drehbuchautor und Regisseur Valentin Hitz für seinen Film "Stille Reserven" entworfen hat. Nach dem Leben wartet statt der Totenruhe auf alle Schuldner ein lebenserhaltender Dämmerzustand, der es mächtigen Konzernen ermöglicht, die Körper der Menschen als Ersatzteillager und ihre Gehirne als Speichermedium zu nutzen. Die Gesellschaft von morgen hält in diesem Szenario aber auch eine Lösung bereit – zumindest für alle, die sie sich leisten können.
"Absolute Sicherheit, was Ihren Tod betrifft, bringt Ihnen einzig und allein der Abschluss einer Todesversicherung."
Vincent Baumann verkauft solche Todesversicherungen. Er ist ein eiskalter Karrierist, ein Profiteur des Systems. Ganz anders Lisa. Sie ist Mitglied einer Rebellengruppe, die illegale Sterbehilfe leistet. Vincent wird Lisa begegnen und versuchen, über die junge Frau an ihren Vater heranzukommen. Der reiche Geschäftsmann hat es bislang abgelehnt, eine Todesversicherung für sich abzuschließen.
Inspiriert vom Film noir
"Wundern Sie sich nicht, Herr Baumann, dass Sie hier nur schwer Anschluss finden! Man sieht Ihnen den Versicherungsvertreter an."
"Wer sagt, dass ich Anschluss suche?"
"Was suchen Sie denn sonst in diesem Etablissement?"
"Ich habe gehofft, Sie noch mal singen zu hören."
"Das zweite Kompliment an einem Abend. Sie machen sich verdächtig."
"Wer sagt, dass ich Anschluss suche?"
"Was suchen Sie denn sonst in diesem Etablissement?"
"Ich habe gehofft, Sie noch mal singen zu hören."
"Das zweite Kompliment an einem Abend. Sie machen sich verdächtig."
Lena Lauzemis als geheimnisvolle Frau, die in einer Bar singt, und Clemens Schick als Mann, der einen Plan verfolgt, aber bei ihrem Anblick schwach wird: Filmemacher Valentin Hitz hat sich zweifellos von alten Agentenabenteuern und dem Film noir inspirieren lassen. Und doch will "Stille Reserven" mit seiner aufkeimenden Lovestory weder so recht in Gang kommen, noch erzeugt die Geschichte Spannung.
Das ist aus zwei Gründen betrüblich: Erstens ist die Grundidee großartig, zweitens beeindruckt der Look des Films mit dem futuristischen Produktionsdesign und seinen monochromen Bildern.
"Stille Reserven": zwiespältig
"Was ist?"
"Ich wurde gerammt. Das zweite Mal diese Woche."
"Aktivisten?"
"Wer sonst?"
"Alles unter Kontrolle?"
"Natürlich."
"Ich wurde gerammt. Das zweite Mal diese Woche."
"Aktivisten?"
"Wer sonst?"
"Alles unter Kontrolle?"
"Natürlich."
Alles unter Kontrolle hatte bislang auch José Fernandez. Regelmäßig begleitet der Beamte von der französischen Grenzpolizei PAF zusammen mit einem Kollegen abgelehnte und straffällig gewordene Asylbewerber bei der Rückführung in ihr Heimatland. Jetzt warten auf Fernandez ein neuer Job und mit dem Afghanen Karzaoui sein letzter Abschiebehäftling.
"Ich habe alle meine Gefangenen ans Ziel gebracht. Zu 100 Prozent."
"Als ich klein war, wollte ich Fußballer oder Feuerwehrmann werden. Aber du hast davon geträumt, fremde Leute zu vertreiben."
"Ganz und gar nicht."
Humor der gröberen Sorte
Der Abgeschobene gibt den Clown und der Zuschauer sich besser alle Mühe, die Konsequenzen solcher Abschiebungen für die Betroffenen auszublenden. Gelingt ihm das nicht, haftet der Komödie von Philippe de Chauveron etwas Unangenehmes an. Der Spaß wird hier gesucht und – zugegeben – auch gefunden bei einem komplett humorlosen Thema wie der Flüchtlingskrise. Geschmäcklerisch ist auch, dass der von Medi Sadoun gespielte Karzaoui als ausgekochtes Schlitzohr dargestellt wird.
"Chef, hast du einen Atlas der Welt?"
"Karzaoui, mach nicht so eine Welle!"
"Ich bin nicht Karzaoui."
"Und ich bin nicht der Weihnachtsmann und auch nicht der Osterhase."
"Karzaoui, mach nicht so eine Welle!"
"Ich bin nicht Karzaoui."
"Und ich bin nicht der Weihnachtsmann und auch nicht der Osterhase."
Mit Slapstick und hemmungsloser Übertreibung sowie Figuren, aus denen Karikaturen werden, bedient sich der Film eher beim Humor der gröberen Sorte. Was weitgehend auf der Strecke bleibt, ist der humanistische Subtext, der noch in de Chauverons Vorgängerfilm "Monsieur Claude und seine Töchter" zu finden war und der den Unterschied zum reinen Klamauk macht.
"Alles unter Kontrolle!": zwiespältig
"Fernandez?"
"Ja."
"Das ist Ihre letzte Mission bei der PAF. Vermasseln Sie sie nicht! Sonst sehe ich nämlich schwarz für Ihre neue Stelle."
"Ja."
"Das ist Ihre letzte Mission bei der PAF. Vermasseln Sie sie nicht! Sonst sehe ich nämlich schwarz für Ihre neue Stelle."
Schwarz sieht ein ganzes Dorf in einer weiteren französischen Komödie. Die allerdings versucht den menschlichen Faktor und hier insbesondere soziale Aspekte wie Toleranz und Integration einzubinden. Dafür aber hat die Geschichte um einen Arzt aus dem Kongo, der in einem kleinen Ort nördlich von Paris eine verwaiste Praxis übernehmen wird, ein ganz anderes Problem: Sie ist ein klein wenig zu gefällig geraten.
"Hören Sie! Was ich suche, ist ein Arzt, der bereit ist länger zu bleiben, der bei uns leben möchte."
"Aber das haben wir vor. Meine Familie kommt natürlich mit."
"Hören Sie! Ihrer Familie wird es bei uns nicht gefallen."
"Warum denn nicht? Es ist Frankreich."
"Nein, nein, nein! Das ist eben nicht Frankreich. Das ist Provinz."
"Aber das haben wir vor. Meine Familie kommt natürlich mit."
"Hören Sie! Ihrer Familie wird es bei uns nicht gefallen."
"Warum denn nicht? Es ist Frankreich."
"Nein, nein, nein! Das ist eben nicht Frankreich. Das ist Provinz."
Aufeinanderprallen der Kulturen
In diesem Provinzkaff, in dem selbst die Kühe weiß sind, haben die Einwohner noch nie einen Schwarzen gesehen. Und so treffen der Mediziner und seine Familie auf Vorbehalte und Ressentiments. Das Aufeinanderprallen der Kulturen sorgt hier für die Gags.
"Porree, Lauch. Schmeckt sehr gut. Porree. Schmeckt gut."
"Sie sprechen zu mir wie zu einer Idiotin."
"Sie sprechen zu mir wie zu einer Idiotin."
Selbst auf dem platten Land und unter Hinterwäldlern wären Szenen wie diese im Jahr 2017 kaum mehr möglich. Da trifft es sich gut, dass sich die wahre Geschichte, auf der Julien Rambaldis Film basiert, bereits Mitte der 1970er-Jahre zugetragen hat.
"Ein Dorf sieht schwarz": akzeptabel