"Wieso sind die Augen so übergroß? Wie große fade Lutschbonbons. - "Das ist Expressionismus, wie du sicher gleich erkannt hast."
Da mag Christoph Waltz als Walter Keane die Gemälde mit den großen und traurig dreinblickenden Kinderaugen noch so anpreisen, für den Galeristen sind sie einfach nur kitschige Pinseleien auf "Malen nach Zahlen"-Niveau. Die Bilder mit den auffälligen Augen aber finden Anfang der 1960er-Jahre immer mehr Anhänger, vor allem in den USA. Keanes schmücken die Haushalte von Millionen Amerikanern. In den meisten Fällen zwar nicht Originale in Öl oder Acryl, dafür aber Poster mit einem Keane-Motiv.
"Ich werde verrückt. Idiotisch. Dann habe ich mir gedacht: Würdest du lieber ein Bild für 500 Dollar verkaufen oder eine Million billig reproduzierter Poster? Siehst du, niemanden stört es, wenn es Kopien sind. Die wollen einfach nur Kunst, die sie berührt. Und die können wir dann überall verkaufen. Überall."
Wir - das sind Walter Keane und seine Ehefrau Margaret, die von Amy Adams gespielt wird. Was niemand ahnt: Nicht Walter, sondern sie hat die Bilder gemalt. Geschäftstüchtig und geschwätzig wie er ist, hat sich Walter kurzerhand selbst als Künstler ausgegeben. Ein Schwindel, aus dem Regisseur Tim Burton quasi zwei Filme in einem macht: einen als Posse mit Christoph Waltz und einen als Drama mit Amy Adams.
"Und was ist mit Ehrlichkeit? - "Ach Himmel! Auf den Bildern steht Keane. Ich bin Keane, du bist Keane. Von jetzt an sind wir ein und dasselbe."
So zurückhaltend Amy Adams die Figur der Margaret Keane mit feinen Pinselstrichen zeichnet, so polternd schüttet Christoph Waltz gleich den ganzen Farbeimer über Walter aus. Dass beide Stile zusammen passen, grenzt fast an ein Wunder in dieser von Tim Burton überraschend konventionell erzählten, aber überaus unterhaltsamen und amüsanten Künstlerbiografie.
"Big Eyes": empfehlenswert
"Avengers, krempeln wir die Ärmel hoch! ..."
Schon einmal vom Trolley-Problem gehört? Es beschreibt das moralische Dilemma eines Menschen, der sich entscheiden muss, ob er ein Unglück mit mehreren Toten dadurch verhindert, dass er den Tod einer einzigen Person in Kauf nimmt. Ein Problem, vor dem auch die Superhelden-Truppe der "Avengers" im Verlauf ihres zweiten Abenteuers steht.
Oder aber wie ist es um die ethische Frage nach der Rolle des Menschen als moderner Prometheus bestellt?
Oder aber wie ist es um die ethische Frage nach der Rolle des Menschen als moderner Prometheus bestellt?
"Ich wollte eine Rüstung für die ganze Welt erschaffen. Aber ich erschuf etwas Furchtbares. - Künstliche Intelligenz."
All das ist drin in "Avengers: Age of Ultron". Fast könnte man also glauben, es müsse sich bei diesem Superheldenfilm um ein besonders intelligentes Exemplar handeln. Doch alle wirklich interessanten Ideen werden, nachdem sie gerade angerissen worden sind, auch schon wieder plattgemacht von lärmender, nicht enden wollender Action in einem weitgehend seelenlosen Filmmonstrum.
"Avengers: Age of Ultron": enttäuschend
"Gut machst du das, Andi."
- "In meiner Pubertät, so circa mit zwölf Jahren habe ich mit meiner Mutter richtig geschlafen. Das ging richtig zur Sache. Aber ich fand das einfach nicht normal."
"Andi, wenn du nicht mitmachst, dann ist ab morgen Schluss mit Sport nach der Schule. Du solltest froh sein, dass ich dir das alles beibringe, damit du nicht so ein Stümper wirst wie dein Vater."
- "In meiner Pubertät, so circa mit zwölf Jahren habe ich mit meiner Mutter richtig geschlafen. Das ging richtig zur Sache. Aber ich fand das einfach nicht normal."
"Andi, wenn du nicht mitmachst, dann ist ab morgen Schluss mit Sport nach der Schule. Du solltest froh sein, dass ich dir das alles beibringe, damit du nicht so ein Stümper wirst wie dein Vater."
Von der Mutter missbraucht, vom Vater misshandelt: Der Berliner Kampfsportler und ehemalige Zuhälter Andreas Marquardt erzählt aus seiner Kindheit und Regisseur Rosa von Praunheim visualisiert die Schilderungen im Film "Härte" in nachgestellten Spielsequenzen. Darin verkörpert Hanno Koffler den jungen Marquardt, dessen Lebensweg von Gewalt und Hass gegen Frauen geprägt ist.
"Für mich waren die Frauen nur noch gestorben. Alles nur noch Dreck. Alle Mistviecher. Genauso schlimm wie meine Mutter."
Frei von der Leber weg lässt Marquardt sein Leben Revue passieren, beschönigt nichts, wenn er vom Horror seiner Kindheit berichtet, von seinem Aufstieg in der Halbwelt und von seinem gestörten Verhältnis zu Frauen. Rosa von Praunheim stützt sich dabei nicht nur auf seine Interviews, sondern auch auf ein Buch des Psychologen Jürgen Lemke, bei dem Marquardt in Therapie war.
Aus der Not der begrenzten finanziellen Mittel für seinen Film macht von Praunheim eine Tugend. Die stilisierten, mit wenigen Requisiten ausgestatteten Spielszenen erinnern an Theater, bringen aber gerade in ihrer Reduzierung und Künstlichkeit die Dinge auf den Punkt. Ein gelungener Hybrid aus Doku und Drama.
"Härte": empfehlenswert