Die Stimmen aus der Vergangenheit, die der britischen Veteranen des Ersten Weltkrieges, sie reden pragmatisch von der Härte des Krieges
"We expected to be rough, and is was rough"
von dem Job, der zu tun war. Deutsche töten. Das war der Krieg.
"This was war. And we got to kill the Germans."
Den Soldaten des Ersten Weltkriegs ein Gesicht geben
Die Bilder von Peter Jacksons "They Shall Not Grow Old" sind am Anfang noch schwarz-weiß. Die vertraute Assoziation: Vergangenheit, weit zurückliegend, Anfang des 20. Jahrhunderts. Filmemacher Jackson will den britischen Soldaten des Ersten Weltkrieges wieder ein Gesicht geben, indem er die Archivbilder nach zwanzig Minuten farbig werden lässt.
"That purpose of what we were doing was to try to make a film, where you listening to the people that were there … and you seeing it as they saw it. And they saw it coloured and not black and white."
Die menschliche Erfahrung, im Krieg zu kämpfen
"Wir wollten einen Film machen", sagt Peter Jackson, "in dem wir den Leuten zuhören, die im Krieg waren, und den dabei so sehen, wie sie ihn sahen: in Farbe, nicht in schwarz und weiß."
Digitale Bereinigung, Kolorierung, teilweise Nachvertonung und Angleichung der Laufgeschwindigkeit – die Bewegungen der Protagonisten ruckeln nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind – lassen die 100 Jahre alten Bilder wirken, als seien sie heute gedreht. Was zunächst wie ein Schock wirkt, weil die Soldaten und Kriegsszenen uns sehr nahe zu kommen scheinen. Wenn dann allerdings noch eine Soundkulisse hinzukommt, wird klar, dass Jackson hier auf die Mittel des Spielfilms setzt. "They Shall Not Grow Old" ist nicht gedacht als Antikriegsfilm.
"It´s not a story of the war, it´s the story of the human experience of fighting in the war."
"Es ist die Geschichte über die menschliche Erfahrung, im Krieg zu kämpfen," sagt Peter Jackson. Doch im Laufe des Films gewinnt man den Eindruck, als fiktionalisiere Jackson mit den eingesetzten Kino-Mitteln dieses Archivmaterial, und wir bekommen das Gefühl, als seien wir in einen Hollywood-Kriegs-Film gelandet. Vermittelt sich damit Neues über den Ersten Weltkrieg und das Grauen des Krieges generell? Kaum. Und das Staunen über die technischen Zaubertricks ist bald verflogen.
"They Shall Not Grow Old" von Peter Jackson – annehmbar.
"Ich hasse melancholische Mädchen."
Sagt das melancholische Mädchen.
"Alle melancholischen Mädchen tun das."
Gegen das Glücksdiktat
Warum? Weil, sagt Filmemacherin Susanne Heinrich über ihre Hauptfigur in ihrem Film "Das melancholische Mädchen", weil sie sich gegen ein Glücksdiktat wendet. Diese Schriftstellerin in Berlin hat eine Schreiblockade, kommt über einen bestimmten Satz nicht hinaus und trifft Männer und Frauen, Liebhaber und Zufallsbekannte, um an ihnen sozusagen herauszubekommen, wie die denn dieses Grauen bewältigen, das von Tough-Sein und Selbstoptimierung, immer gutem Sex, kombiniert mit einer erfolgreichen Beziehung inklusive vieler, vieler Freunde.
Das melancholische Mädchen immerhin hat von all dem nichts, aber ihre Melancholie. Susanne Heinrich inszeniert ihren filmischen Ritt durch moderne Welten in Theaterbildern, die sich am Brechtschen Verfremdungseffekt orientieren. Das ist alles sehr bunt, aber auch traurig, besser melancholisch und oder Moment, was sagt diese junge Frau?
"Entschuldige! Das war ein Witz! - Was? - Alles."
Sagt das melancholische Mädchen. Tatsächlich? Wohl eher ein entlarvender Blick auf unsere Lebenswelt mit einer wunderbaren Marie Rathscheck in der Hauptrolle.
"Das melancholische Mädchen" von Susanne Heinrich – empfehlenswert.
"Also, unsere Trainingszeiten, die richten sich nach den Schultagen und nach dem Wasser-Polo. Das heißt montags um 18:30 Uhr …"
Chancenlos und doch mit dabei
… und donnerstags dann … na ja, die Herren, die hier Männer-Synchronschwimmen üben, müssen es am Anfang nicht so genau nehmen. Du hast keine Chance, aber, bitte, unbedingt, nutze sie: Das war das Motto der schwedischen Komödie "Männer im Wasser" von 2008, der britischen Version "Swimming with Men" von 2018 und nun auch das von Gilles Lellouches französischer Version "Ein Becken voller Männer".
Lellouche kann dabei ein großartiges Ensemble präsentieren, bestehend aus Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benoît Poelvoorde und Jean-Hugues Anglade. Sie spielen Männer, die keine Superhelden sind, geschweige denn so aussehen und mit ihren Problemen – Arbeitslosigkeit, Migrationshintergrund, Pleite der eigenen Firma – jede Menge Dynamik ins Schwimm-Team bringen. Eines übrigens, das von zwei Frauen trainiert wird, die ebenfalls mit Handikap ausgestattet sind. Die eine Alkoholikerin, die andere im Rollstuhl und auf Feldwebel machend:
"Ihr schlaft jetzt, und ich will nichts mehr hören. - Mann! - Schnauze, morgen ist der Wettkampf."
Die Kunst des Lebens
Dass es in "Ein Becken voller Männer" weniger um den Sieg bei einer Weltmeisterschaft im Männer-Synchronschwimmen geht, denn um die Kunst des Lebens, und zwar aus einer Außenseiterperspektive, eben das macht die Anziehungskraft dieses Films aus.
"Ihr werdet gleich, ohne nachzudenken, einfach ins Wasser hechten. Und ein Wort brüllen, ein einziges Wort. Ohne nachzudenken. - Hechten oder springen? - Ich habe hechten gesagt. Oder?"
"Ein Becken voller Männer" von Gilles Lellouche – empfehlenswert.