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Neue Filme
Von Vampiren, Ärzten und nicht lustigen Komikern

Zwei potenzielle Kassenschlager sind unter den letzten Kinostarts des Jahres: "Der Medicus" und die Komödie "Buddy". Die Programmkinos dürfen sich außerdem auf den neuen Jim-Jarmusch-Film "Only Lovers Left Alive" freuen. Und wer nicht ins Kino gehen will, kann zu Hause den Weihnachts-Tatort sehen.

Von Jörg Albrecht |
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    Schauspieler Tilda Swinton und Tom Hiddleston in einer Filmszene von "Only Lovers Left Alive" (picture alliance / dpa)
    "Gott, ich wünschte, ich wäre ihm begegnet, bevor ich Hamlet geschrieben habe." (Aus: "Only Lovers Left Alive")
    Nein - der britische Schauspieler John Hurt ist hier keineswegs in die Rolle von Shakespeare geschlüpft. Vielmehr spielt Hurt einen jahrhundertealten Vampir, der dem großen Dramatiker seinen Hamlet vor 400 Jahren überlassen hat. Dass es nur selten Menschen waren, sondern immer wieder Nachtgestalten, denen wir viele der bedeutendsten Bücher und Musikstücke zu verdanken haben, nutzt Jim Jarmusch als Running Gag, der sich durch "Only Lovers Left Alive" zieht. Es ist ein witziger Einfall in einer eigentlich tragischen Geschichte, die als Metapher für den beklagenswerten Zustand der Welt dient. Jarmusch macht die Vampire zu den Hütern der kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften der Menschheit, während die Menschen selber nur noch zum Leben erweckte Tote sind.
    "Jetzt ist es ihnen auch gelungen, ihr Blut zu verseuchen. Ihr eigenes Blut. Erwähnen wir mal nicht ihr Wasser. - Also wenn das eine Litanei aller von Zombies je begangener Gräueltaten werden soll, dann sind wir so lange hier, bis die Sonne aufgeht." (Aus: "Only Lovers Left Alive")
    Das wunderbar von Tilda Swinton und Tom Hiddleston gespielte Vampirpaar Eve und Adam versucht dem Lauf der Zeit zu trotzen. Dabei ist es vor allem die Liebe, die sie weiter am Leben hält und die Jarmusch bereits für den Titel seines Films gewählt hat. "Only Lovers Left Alive" ist ein großer Liebes- und ein noch größerer Weltschmerz-Film. Doch Jarmusch ist nie larmoyant. Er ist kein Jammerlappen. Seine ausschließlich im Dunkel spielende Geschichte ist eine lakonische Klageschrift. Das Statement zur Lage der Kultur von einem Filmemacher, der uns hier seinen Gegenentwurf zum filmischen Fast Food präsentiert.
    "Only Lovers Left Alive": empfehlenswert.
    "Ich habe zuletzt in L.A. gelebt. -Die Zombie-Zentrale."(Aus: "Only Lovers Left Alive")
    Überkandidelter Klamauk
    Dorthin, nach Los Angeles, wo die großen Filmstudios ihre Massenware produzieren, schielt euch Michael "Bully" Herbig in seinem neuen Film "Buddy". Und wenn der Zuschauer die Schauspieler nicht erkennen würde, hätte er glatt das Gefühl, "Buddy" sei einer dieser am Fließband produzierten Hollywoodstreifen.
    "Jetzt können wir endlich mal in Ruhe plaudern. - Ganz ruhig, Eddie, du bist nicht verrückt. Du bist eine billige Halluzination. Eine Fata Morgana." (Aus: "Buddy")
    Ein Schnösel und Playboy trifft auf seinen - für alle anderen unsichtbaren - Schutzengel. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Klienten nicht nur vor Unglück zu bewahren, sondern auch auf den richtigen Lebensweg zu bringen. Hätten Schweiger oder Schweighöfer "Buddy" gedreht - niemand wäre verwundert über diese wenig originelle Kopie einer US-Klamotte. Aber Bully? Das Parodistische, das seine Erfolgsfilme wie "Der Schuh des Manitu" ausgezeichnet hat, hat er durch überkandidelten Klamauk ersetzt.
    "Buddy": enttäuschend.
    Opulentes Historienepos
    "Hier ist Isfahan. Der größte Medicus, den die Welt je gesehen hat, lehrt dort: Ibn Sina." (Aus: "Der Medicus")
    Im 11. Jahrhundert begibt sich der junge Engländer Rob auf eine abenteuerliche Reise nach Persien, um beim großen Ibn Sina die Heilkunst zu studieren. Rob wird Überfälle und Sandstürme überleben und auch die Pest, die sich in Isfahan ausbreitet.
    "Wieso schneiden wir sie nicht einfach raus? - Die Geschwüre reichen zu tief.- Welcher Gelehrte hat das gesagt? - Hippokrates. Er vergleicht sie mit den Wurzeln eines Baumes. - Hat er das mit eigenen Augen gesehen? - Stellst du Hippokrates infrage? - Ihr habt mich gelehrt, alles infrage zu stellen, Hakim." (Aus: "Der Medicus")
    Wer nach Sönke Wortmanns vergurkter Verfilmung von "Die Päpstin" jetzt auch das Schlimmste befürchtet beim Mittelalterepos "Der Medicus", kann beruhigt werden. Aus dem Bestseller von Noah Gordon hat Regisseur Philipp Stölzl ein prächtiges, zweieinhalbstündiges Kinostück gemacht. Das löst sich zugunsten einer stringenten Erzählung immer wieder geschickt von der Vorlage.
    Das Resultat ist ein opulentes, spannendes, vor allem lebendiges Historienepos, das nicht nur zur selben Zeit spielt wie Ridley Scotts "Königreich der Himmel". Es kann auch künstlerisch mit der ungleich teureren Hollywoodproduktion mithalten und ist unter anderem mit Stellan Skarsgård und Ben Kingsley perfekt besetzt. Wenn in der islamischen Welt, in der ein Großteil der Geschichte spielt, unterschiedliche Weltanschauungen aufeinandertreffen, überrascht der Film mit einer erstaunlichen Aktualität. Das ist großes Unterhaltungskino.
    "Der Medicus": empfehlenswert.
    Neuer Tatort mit Tschirner und Ulmen
    "Brigitte Hoppe ist die Wurstkönigin von Weimar. Die machen die beste Thüringer Thüringens. Die fette Hoppe. - So dick ist sie doch gar nicht. - So heißt die Wurst." (Aus: "Die fette Hoppe")
    Und so heißt auch der neueste "Tatort", Deutschlands längste und mittlerweile erfolgreichste Comedy-Reihe. Ja, vom Krimi, der er, wie ältere Zuschauer bestätigen können, früher einmal war, ist auch in "Tatort"-Episode 891 nicht mehr viel übrig geblieben. Dafür bürgt allein schon die Besetzung mit Nora Tschirner und Christian Ulmen als neuem Ermittlerduo in Weimar.
    "Sie schießen nicht. In 82 Prozent aller Fälle enden solche Situationen ohne Blutvergießen. Er hat in seinem ganzen Leben noch nicht eine einzige Statistik gelesen. - Na und? In 99 Prozent aller Fälle komme ich damit durch." (Aus: "Die fette Hoppe")
    Die Chemie zwischen Tschirner und Ulmen stimmt zwar, aber so richtig abnehmen mag man keinem der beiden ihren Beruf als Kommissar. Der Fall selber ist eine schier endlose Provinzposse mit tiefgefrorener Leiche, deren schwache Inszenierung die seltenen pfiffigen Dialoge sofort im Keim erstickt. Wenn schon nicht die Jagd nach dem Täter relevant ist, sollten doch wenigstens Tempo und Timing stimmen. Aber dann wäre dieser "Tatort" auch nur 15 Minuten lang.
    "Die fette Hoppe": ärgerlich.