"Auf einmal" von Asli Özge
"Glaubst du, ich habe irgendetwas zu verbergen? - Nein. Was hat denn das damit zu tun? - Meinst du, du musst mich decken? - Ich frage dich einfach."
Karsten, Mitte 30 - aus gutem Haus, beruflich erfolgreich und privat anscheinend glücklich - ist nach einem Zwischenfall in seiner Wohnung plötzlich von Freunden und Kollegen umgeben, die an ihm und dem Wahrheitsgehalt seiner Darstellungen zweifeln.
"Und ich glaube, dass du lügst wie ein Weltmeister."
Was war passiert? Nach einer Party in Karstens Wohnung ist dort eine junge Frau gestorben. Niemand von Karstens Gästen kannte sie und auch er behauptet, Anna - so der Name der Toten - vorher nie gesehen zu haben. In den ersten Szenen von Asli Özges Film "Auf einmal" sehen wir nur, wie der Gastgeber und Anna feuchtfröhlich weiterfeiern und sich offensichtlich näherkommen, nachdem die anderen Gäste bereits nach Hause gegangen sind.
"Hatten Sie irgendwie Streit? Gab es vielleicht eine Auseinandersetzung zwischen Ihnen? - Ich habe Ihnen doch gesagt, ich kannte Anna gar nicht."
"Denn an sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu." Regisseurin und Drehbuchautorin Asli Özge hat ihrem Film das Zitat aus Shakespeares Hamlet vorangestellt. Auch Goethe hätte wunderbar gepasst mit seinen Worten über den Zweifel, der Gutes böse macht. Dabei spielt es keine Rolle, ob der von Sebastian Hülk gespielte Karsten wirklich ein "guter Mensch" ist. Trotz der Skepsis, die ihm von allen Seiten entgegenschlägt, ist dieser Karsten weit entfernt davon, die klassische Opferrolle einzunehmen.
"Du hast sie doch von Anfang an angemacht. … Denkst du, ich habe das nicht gesehen. - Doch. Ist ja allgemein bekannt, dass Frauen besser sehen als Männer."
Mit "Auf einmal" ist Asli Özge ein stimmiges Moralstück gelungen, das in der spießbürgerlichen Enge einer deutschen Kleinstadt angesiedelt ist. Abgesehen von einigen zu gestelzten Dialogen verpackt die Filmemacherin ihre Themen Schuld, Solidarität und Misstrauen in einen spannenden und subtilen Psychothriller, der im letzten Akt noch mit einer Reihe von Überraschungen aufwartet.
"Auf einmal" von Asli Özge - empfehlenswert
"Meine Zeit mit Cézanne" von Danièle Thompson
"Was machst du da? - Nichts als Scheiße. … - Und mein Porträt? - Da!"
Von Zweifeln - in diesem Fall von Selbstzweifeln - handelt auch Danièle Thompsons Künstlerbiographie "Meine Zeit mit Cézanne". Von ihnen wird der bereits im Titel genannte Maler zeitlebens geplagt. Paul Cézanne ist die eine Hälfte dieser doppelten Künstlerbiographie, die andere der Schriftsteller Émile Zola. Beide Männer, die sich schon als Kinder kennengelernt haben, verbindet eine langjährige Freundschaft. Während Zola, der im Gegensatz zu Cézanne aus ärmlichen Verhältnissen stammt, seinen Weg machen wird, bleibt dem Maler der große Erfolg zu Lebzeiten verwehrt.
"Ja, ich bin ein Versager. Eine herbe Enttäuschung … - Du wirst doch jetzt nicht aufgeben, Paul. Es klappt eben nicht immer gleich beim ersten Versuch. - Spar dir deine Belehrungen!"
Sich zwei bedeutenden französischen Künstlern anzunähern über ihre jahrzehntelange Freundschaft, die mehr einer Art Hassliebe gleicht und nach über 30 Jahren ein abruptes Ende finden wird, klingt reizvoll. Dass die beiden Protagonisten auch noch zwei grundverschiedene Temperamente besitzen - der eine impulsiv, der andere verschlossen, verstärkt diesen Reiz noch. Und doch bleiben Cézanne und Zola in Danièle Thompsons Film Fremde.
Statt verdichtend zu erzählen, springt die Regisseurin beliebig durch die Zeiten. Auch auf der Dialogebene überzeugt "Meine Zeit mit Cézanne" nicht. Viel zu geschliffen wirken die meisten Sätze, die Guillaume Gallienne und Guillaume Canet sagen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass der eine Guillaume seinen Cézanne hoffnungslos überzeichnet, während der andere Guillaume als Zola gar nicht erst auffällt.
"Meine Zeit mit Cézanne" von Danièle Thompson - enttäuschend
"Sausage Party - Es geht um die Wurst" von Greg Tiernan und Conrad Vernon
"Und ehe man es sich versah, habt ihr euch in unserem Regal breitgemacht. Jetzt erhebt ihr sogar Anspruch aufs Westregal und baut dort eure Siedlungen. - Wir wurden vertrieben, wir brauchten eine neue Heimat. … - Erzähl du mir doch nichts von Vertreibung!"
Auch im Supermarktregal wird der Nahostkonflikt ausgetragen. Hier zwischen einem arabischen Fladenbrot und einem israelischen Bagel und - anders als in der Realität - mit einem versöhnlichen Ende. Wie das allerdings ausfällt, wird nicht verraten. Schon aus Gründen des Jugendschutzes. Ja, in "Sausage Party" geht es schlüpfrig zu - man könnte auch sagen ziemlich versaut. Mit seinen pornographischen Anspielungen wendet sich dieser Computertrickfilm ausschließlich an ein erwachsenes Publikum. Allerdings eines, das dem spätpubertären Witz etwas abgewinnen kann.
"Morgen ist der krasse rot-weiß-blaue Tag. - Es ist doch klar, dass so gut wie jedes Würstchen am rot-weiß-blauen Tag auserwählt wird. - Das heißt morgen um diese Zeit versenken wir unser Würstchen endlich in eine leckere Brötchenspalte."
Die eindeutigen Zweideutigkeiten sind Programm in der frech-vulgären Geschichte um sexbesessene Lebensmittel, die darauf hoffen, am amerikanischen Unabhängigkeitstag das Tor zum Paradies aufzustoßen. In "Sausage Party" geht es um nicht weniger als um Leben und Tod, um Religion und Sex. Ob man diese gewichtigen Themen allerdings zwischen den zahllosen Zoten überhaupt entdecken will, ist eine ganz andere Frage.
"Sausage Party - Es geht um die Wurst" von Greg Tiernan und Conrad Vernon - ganz klar Geschmackssache!