"Werden Sie es rechtzeitig schaffen?"
"Ja, Sir."
"Ja, Sir."
Es ist eine riskante Operation, vielleicht sogar ein Himmelfahrtskommando. An einem Frühlingstag im Jahr 1917 erhalten zwei britische Soldaten, die in Nordfrankreich gegen die Deutschen kämpfen, einen Befehl, der sie das Leben kosten könnte. Die beiden sollen dem Kommandanten eines anderen Bataillons die Nachricht überbringen, einen geplanten Angriff auf die deutschen Truppen sofort abzublasen. Neueste Luftaufnahmen belegten, dass die 1600 Mann starke Einheit direkt in eine Falle laufen würde.
"Sie haben keine Ahnung, was sie erwartet. Und wir können sie nicht warnen. Als Abschiedsgeschenk hat der Feind all unsere Telefonleitungen gekappt. Ihr Befehl lautet: Gehen Sie zum Zweiten im Wald von Croisilles! Es ist der direkte Befehl, den morgigen Angriff nicht durchzuführen."
Mehr Thriller als Kriegsfilm
Die Ausgangslage in "1917", bei der Regisseur Sam Mendes auf Erinnerungen seines Großvaters zurückgegriffen hat, ist so simpel wie effektiv. Hier geht es nur um eines: Wie wird es zwei Soldaten gelingen, ihre Mission zu erfüllen – sprich: am Leben zu bleiben? Sie kämpfen sich durchs Niemandsland voran: vorbei an Leichen, durch Schlamm und Stacheldraht; der permanenten Bedrohung ausgesetzt, von Scharfschützen oder Sprengfallen getötet zu werden.
"Egal, was kommt – halt dich an mir fest! Wir müssen hier raus. Komm schon!"
"Ich kann nichts sehen. Ich kann nichts sehen."
"Ich kann nichts sehen. Ich kann nichts sehen."
"1917" ist eindeutig mehr Thriller als Kriegsfilm und damit Hitchcock näher als den großen Erste-Weltkriegs-Dramen "Wege zum Ruhm" oder "Im Westen nichts Neues". Dazu trägt auch die Illusion des scheinbar in nur einem einzigen Take aufgenommenen Films bei. Mit Hilfe dieses technischen Kabinettstücks sorgt der Film zwar für ununterbrochene Spannung, nicht aber für eine Reflexion über den Krieg. Mitunter beschleicht einen angesichts der nahtlosen Kamerafahrt über Schlachtfelder auch das ungute Gefühl, einer Ästhetik des Grauens zu erliegen.
"1917": aufgrund seiner technischen Brillanz empfehlenswert
"Frau de Fries, Sie haben den weiten Weg umsonst gemacht. Ich arbeite nicht mehr am Pult. Ich bin Pensionär."
"Ich möchte mit Ihnen ein Orchester zusammenstellen: junge Musiker aus Israel und Palästina."
"Die sollen zusammen musizieren? Ist das Ihr Ernst?"
"Ich möchte mit Ihnen ein Orchester zusammenstellen: junge Musiker aus Israel und Palästina."
"Die sollen zusammen musizieren? Ist das Ihr Ernst?"
Ganz so erstaunt muss der von Peter Simonischek gespielte Dirigent Eduard Sporck nun wirklich nicht tun. Auch er wird schon vom West-Eastern Divan Orchestra gehört haben. Die Idee: Israelische und arabische Musiker spielen gemeinsam und überwinden so Grenzen. Dieses Orchester dient quasi als Blaupause für Dror Zahavis Spielfilm "Crescendo #makemusicnotwar".
Tief verwurzelt sind die Animositäten
Sporck wird sich auf das Experiment einlassen und sehr schnell feststellen, dass seine Aufgabe mehr umfasst, als nur den Taktstock zu schwingen. Von einem homogenen Klangkörper sind die Musiker weit entfernt. Tief verwurzelt sind die Animositäten zwischen Palästinensern und Israelis.
"Terrorist."
"Killer."
"You shoot my cousin."
"Bomber."
"Murderer."
"You destroy our country."
"Killer."
"You shoot my cousin."
"Bomber."
"Murderer."
"You destroy our country."
Auch das ein Crescendo: eins aus Vorwürfen und Anfeindungen. Aber natürlich ist der Weg Richtung harmonisches Miteinander längst vorgegeben. Zwischentöne schlägt Dror Zahavi in seinem gut gemeinten, aber nicht ganz so gut gemachten Film keine an. Dass Sporck auch noch unbedingt eine eigene Geschichte bekommen musste mit Eltern, die als Ärzte im Vernichtungslager Birkenau für den Tod von vielen Juden verantwortlich waren, ist ein weiterer Beleg für das nicht gerade subtile Drehbuch.
"Crescendo #makemusicnotwar": zwiespältig
"Monsieur Suleiman, erst mal möchte ich Ihnen danken, dass Sie uns Ihr Projekt anvertraut haben. Ihr Film befasst sich mit dem Nahostkonflikt und wir hegen eine gewisse Sympathie für die palästinensische Sache."
Das "Aber" des französischen Filmproduzenten, den der israelisch-arabische Filmemacher Elia Suleiman in Paris besucht, wird nicht lange auf sich warten lassen.
"Anfangs waren wir begeistert, doch ich fürchte, wir werden nicht weitermachen mit Ihrem Projekt."
Surreal visualiert
Nicht nur die Absage seines Filmprojekts nimmt er wortlos hin. Auch sonst spricht Elia Suleiman nicht. Er ist der stumme Hauptdarsteller seines eigenen Films "Vom Gießen des Zitronenbaums": eine Art Harpo Marx oder ein Bruder im Geiste von Jacques Tati, der einen mal staunenden, mal teilnahmslosen Blick auf das teilweise absurde Geschehen um ihn herum wirft. Das reicht vom Nachbarn, der sich an Suleimans Zitronenbaum im heimischen Garten in Nazareth zu schaffen macht über seltsam agierende israelische Polizisten bis zu einer schwer bewaffneten Mutter mitten in New York.
Es sind Bilder, von denen die offensichtlichen den Nahostkonflikt auf eine ganz eigene, meist surreale Art visualisieren. Andere Szenen in dieser losen Ideensammlung lassen sich nur schwer interpretieren und auch der Blick des Zuschauers dürfte dem von Elia Suleiman immer ähnlicher werden.
"Vom Gießen des Zitronenbaums": zwiespältig