Es ist nicht die erste Ausbildungsoffensive der Bundesregierung für die Pflege. Bereits vor sieben Jahren gab es entsprechende Vereinbarungen für die Altenpflege mit dem Ziel, mehr Pflegekräfte zu gewinnen. Doch der Erfolg der dreijährigen Initiative scheint nur bedingt gewesen sein. Heute kündigten Franziska Giffey, Hubertuts Heil und Jens Spahn eine weitere Initiative für die kommenden vier Jahre bis 2023 an.
"Wir können heute die Ausbildungsinitiative vorweisen, als sehr konkrete Vereinbarung. An Thema wie verbessern wir die Arbeitsbedingungen etwa durch Digitalisierung, oder wir schaffen wir Fachkräfte aus dem Ausland und ne bessere Bezahlung arbeiten wir dann noch bis Juli", lautet die Zwischenbilanz von Gesundheitsminister Jens Spahn, unter dessen Obhut die konzertierte Aktion Pflege steht. Deren Ziel ist es, alle Verbände und Organisationen in der Pflege zu deutlichen Verbessrungen für die Pflegeberufe zu gewinnen.
Ausbildungsmöglichkeiten verbessern
Und da ist die Ausbildungsinitiative ein wichtiges Element. Denn auf 100 offene Stellen in der Pflege kommen derzeit nur 26 Fachkräfte, die sich bewerben - und das bei insgesamt 38.000 offenen Stellen. Deshalb sollen die Ausbildungsmöglichkeiten verbessert werden, weil die vorausgegangene Initiative noch nicht hinreichend war.
Die hatte zwar einen leichten Zuwachs erreicht, aber 68.000 Auszubildende pro Jahr sind immer noch zu wenig, um den dauerhaften Bedarf zu decken. Im Mittelpunkt der Bemühungen steht deshalb:
"Es wird endlich die neue Ausbildung mit einer Ausbildungsvergütung vergütet sein und wir werden überall in Deutschland eine Abschaffung des Schulgelds haben. Das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, dass eben junge Leute uns nicht mehr die Frage stellen: Kann ich mir das überhaupt leisten, Pflegekraft zu werden," sagt Familienministerien Franziska Giffey. Bislang war die Ausbildung kostenpflichtig und nicht in jedem Fall vergütet, weshalb auch gerne viele eher schlecht bezahlte ungelernte Kräfte angeworben wurden und deshalb nicht wenige den anstrengenden Beruf gemieden haben. Das soll sich künftig ändern.
Chance für Tarifverträge schaffen
Mindestens zehn Prozent mehr Auszubildende hofft die Ministerin durch das neue Angebot und die zahlreichen ergänzenden Maßnahmen gewinnen zu können. So verweist Arbeitsmister Hubertus Heil darauf, dass mit dem zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Qualifizierungschancengesetz auch der Umstieg in die Pflege von der Bundesagentur für Arbeit finanziert werden kann, wenn der alte Beruf nicht mehr tragen sollte.
Heil appellierte zudem an die Arbeitgeber, sich der Idee des mitgliederoffenen Arbeitgeberverbandes nicht zu verweigern, damit es in der Branche die Chance für bundesweit einheitliche Tarifvertrage gebe, um die Bezahlung in der Pflege verbessern zu können. Für Ulrich Schneider von Paritätischen Wohlfahrtsverband ist das auch eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der konzertierten Aktion Pflege:
"Ob sie wirklich eine Entlohnung erhalten, die den Pflegeberuf attraktiv macht und was rauskommen muss: Es darf nicht zu Lasten der Betroffene gehen. Heißt wenn wir mehr zahlen, das müssen auch letztlich Steuermittel ins System rein fließen, sonst bleibt es an dem Pflegebedürftigen hängen und das kann nicht Ziel der Übung sein."
Doch diese grundsätzliche Debatte spielt derzeit noch keine große Rolle. Die 40 beteiligten Organisationen sollen sich erst einmal darauf beschränken, die Pflegeberufe attraktiver zu machen. Über die Finanzierung wird man im nächsten Schritt reden müssen.