Immer wieder ist Karstadt in den Schlagzeilen - es läuft beim Essener Warenhauskonzern noch nicht rund. Ab heute gibt es wieder Hoffnung: Die Schwedin Eva-Lotta Sjöstedt (Schöstett gesprochen) soll Karstadt aus der Krise holen. Das ist bei den vielen Problemen gar nicht so einfach. Zudem gibt es mit den Beschäftigten Ärger um die Tarifzahlung. Über die Aufgaben der neuen Karstadt-Managerin und die Erwartungen an Sie berichtet Denise Friese:
Unternehmen auf den richtigen Kurs bringen
Die Messlatte für die neue Karstadt-Chefin hängt bei den Beschäftigten sehr hoch. Auch dreieinhalb Jahre nach dem Ende der Insolvenz ist die Warenhauskette nicht profitabel. Vor Eva-Lotta Sjöstedt haben schon einige Manager versucht, das Unternehmen auf den richtigen Kurs zu bringen. Davon kann Christa Schubert, die seit 43 Jahren bei Karstadt in Recklinghausen arbeitet, jede Menge berichten:
"Also bei Karstadt sind auch die unterschiedlichsten Dinge schief gegangen. Man kann nicht sagen das oder das. Dass man kein Konzept gefunden hat. Jeder, der gekommen ist, bei Karstadt – wir hatten ja sehr viel Wechsel an der Führungsspitze - und jeder bringt neue Ideen mit. (…) Aber keins, wenn man jetzt heute guckt, keins hat in dem Sinne richtig gefruchtet."
Sie findet, dass man an den Bedürfnissen der Kunden vorbei geplant hat. Aus ihrer Sicht soll es wieder das alte Kaufhausprinzip werden: Alles unter einem Dach: Die Kunden wollen aus ihrer Erfahrung Vielfalt. Von der Lampe über Multimedia bis hin zum Knopf. Zumindest in Recklinghausen, wo es viele ältere Kunden gebe.
Ihre Hoffnung in Eva-Lotta Sjöstedt liegt darin…:
"dass sie endlich das wahr macht, was wir immer wünschen. Nämlich standortbezogene Sortimente mehr Eigenverantwortung in die Filialen, was die Werbung angeht etc. lokale Sachen. Und dann, sag ich mal hat sie einen hohen Erfolgsdruck, aber ich wünsche ihr, dass sie nie vergisst, die Menschen mitzunehmen. Denn ohne die Menschen wird sie das nie erreichen."
Da scheint sie bei der neuen Chefin an der richtigen Adresse zu sein. Eva-Lotta Sjöstedt hat zu ihrem Amtsantritt heute angekündigt, mit dem Einheitsbrei Schluss machen zu wollen. Jedes Kaufhaus soll nach den Bedürfnissen der Kunden ausgerichtet werden. Allerdings hat die 47-jährige Modedesignerin ihre Karriere im asiatischen Einzelhandel begonnen – den deutschen Markt kennt sie noch nicht. Deshalb benötigt sie viel Unterstützung von den Mitarbeitern vor Ort. Aber nur so könne man ein Unternehmen aufbauen und das Potenzial aller Mitarbeiter ausschöpfen, sagt sie selbst.
Schwierigste Aufgabe im deutschen Einzelhandel überhaupt
Die 47-Jährige hat bei Ikea in Japan und in den Niederlanden die Geschäfte geleitet und eine steile Karriere hingelegt. Der Karstadtkenner und Einzelhandelsexperte Gerd Hessert, sieht allerdings in ihrer neuen Aufgabe die größte Herausforderung:
"Die Aufgaben, die auf die neue Karstadt-Chefin zukommen, sind ausgesprochen umfangreich. Ich würde so weit gehen, zu sagen, dass Frau Schöschtett die schwierigste Aufgabe im deutschen Einzelhandel zur Zeit überhaupt übernommen hat."
Allein 29 Karstadt-Standorte sind aus Hesserts Sicht nicht überlebensfähig. Aber auch das Internet macht große Konkurrenz, besonders jüngere Kunden shoppen immer mehr online.
Auch dafür ist Sjöstedt erst mal die Richtige: Sie hat bereits bei Ikea das Onlingeschäft aufgebaut und nach vorn gebracht.
Doch ihre wichtigste Aufgabe liegt für Bessert darin, die 20.000 Verkäuferinnen und Verkäufer auf ihre Seite zu bringen. Sie sollen nämlich auf Geld verzichten, um Karstadt zu helfen. Für Christa Schubert ist das nur noch machbar, wenn so auch ihre Zukunft gesichert wird:
"Die Mitarbeiter werden nur Opfer bringen, wenn sie wissen, was sie zu erwarten haben. Dass sie was dafür zurückbekommen. Weil keiner investiert in eine Zukunft wovon ich nichts habe."
Am 6. März stehen bei Karstadt Tarifgespräche an, dann wird sich zum ersten mal zeigen, ob die neue Chefin es schafft, die Mitarbeiter von ihren Ideen zu überzeugen.