Viele kleine verwinkelte Gassen führen steil hinauf auf den "mons politianus" - auf den "städtischen Berg", nach dem die Römer die Stadt auf dem Berg nannten: Monte-pulciano. Es geht vorbei an Palazzi der Renaissance oder sogar etruskischen Spuren, bis man den Berg erklommen hat und auf der imposanten Piazza Grande mit Duomo und Palazzo Communale anlangt. Da hat man das "Teatro Poliziano" von 1792 schon hinter sich gelassen. Diese zauberhafte Miniatur-Ausgabe der Mailänder Scala mit Parkett und vier Rängen allein ist eine Reise wert. In diesem Jahr war das kleine städtische Theater für den 38. Cantiere Internazionale d'Arte idealer Ort für Detlev Glanerts Kammeroper "Drei Wasserspiele", drei kurze Einakter nach den "Dreiminuten-Spielen" von Thornton Wilder.
Grundfragen des Lebens und Sterbens werden in kurios-satirischen Situationen dargestellt. In "Leviathan" endet ein schiffbrüchiger Prinz im Rachen des Seeungeheuers, weil er der seelenlosen Meerjungfrau keine Seele geben kann. In "Der Engel, der das Wasser bewegte" hoffen Kranke auf Heilung durch das vom Engel berührte Wasser. Nur der Arzt kann nicht geheilt werden, er muss - ganz im Sinne Sigmund Freuds - das Leid kennen, um heilen zu können. Im letzten Werk "Der Engel auf dem Schiff" schaffen sich drei Überlebende auf einem Floß einen Gott, sie flehen ihn um Rettung an, beichten pflichtgemäß und entsorgen aber ihre Religion, sobald sie in Sicherheit sind.
Die hochklassige Aufführung in der intelligenten, kurzweiligen Regie von Georgios Kapoglou, der das Parkett des Teatro Poliziano leer räumen ließ und Kerstin Narrs Einheitsbühne als Schiffsrumpf mit Spiegelboden und viel Blau nutzte, war durch europäische Kooperation möglich geworden. Das Stadttheater Fürth und die Musikhochschule Nürnberg haben die Produktion im vergangenen Jahr herausgebracht, der Cantiere und die Europäische Musikakademie der Musikhochschule Köln in Montepulciano sowie die deutsche Botschaft in Rom holten sie zum Cantiere.
Orchester und Sänger der Musikhochschule Nürnberg faszinierten unter der kundigen wie präzis-frischen Leitung von Guido Johannes Rumstadt und bescherten dem Cantiere ein Festival-Highlight. Der künstlerische Leiter des Cantiere, der französische Dirigent Vincent Monteil, hatte Glanerts "Drei Wasserspiele" auch aufgenommen, weil sie ideal zum diesjährigen Festival-Motto passten: Wasser.
"Die Elemente sind essenziell. Das Wasser ist eine Quelle des Lebens, es ist wichtig für den Wein, wir sind hier in Montepulciano, Wasser bedeutet auch Reinigung, es fließt wie die Musik, es nährt die Erde. Wasser ist eine sehr gute Vorgabe. Wir haben von Debussy "La mer" im Programm, von Respighi die "Fontane di Roma", Detlev Glanerts Oper und im Schauspiel eine Version von Shakespeares "Der Sturm"."
Vincent Monteil will vor allem den europäischen Aspekt betonen. Mehr als 100 Werke europäischer Komponisten - die italienischen nicht mitgerechnet - kamen während der 10 Festivaltage zur Aufführung. Außerdem ist der Cantiere auch in diesem Jahr der pädagogischen Idee des Festival-Gründers Hans Werner Henze treu geblieben, junge semi-professionelle und Laien-Musiker aus Montepulciano und der Region einzubeziehen und so internationale Begegnung und Austausch von Profis und Laien zu ermöglichen. Ein Sinfoniekonzert des örtlichen Orchesters hatte ein beachtliches Niveau und vor allem Esprit.
Mehrere Konzerte waren in diesem Jahr Hans Werner Henze gewidmet, dem im vergangenen Oktober gestorbenen Festival-Gründer. Eine der rührendsten Veranstaltungen war die Hommage, bei der ein örtliches Ensemble eine Suite aus Henzes Kinderoper Pollicino spielte, die 1980 in Montepulciano uraufgeführt wurde. Hier waren Erwachsene im Ensemble, die damals Kinder waren, gemeinsam mit Jugendlichen von heute. Erhellend war im Kontrast dazu ein Abend mit einer Collage von Texten Henzes zu Montepulciano. Anfangs wurde der Cantiere vehement von den örtlichen Christdemokraten als kommunistische Agitation bekämpft. Doch ohne Henze wäre die kleine Stadt Montepulciano heute nur ein touristischer Ort wie viele in der Toskana, es gäbe keine florierende Musikschule, Theater- und Tanzgruppen und ein so vielfältiges und spannendes Festival wie den Cantiere.
Grundfragen des Lebens und Sterbens werden in kurios-satirischen Situationen dargestellt. In "Leviathan" endet ein schiffbrüchiger Prinz im Rachen des Seeungeheuers, weil er der seelenlosen Meerjungfrau keine Seele geben kann. In "Der Engel, der das Wasser bewegte" hoffen Kranke auf Heilung durch das vom Engel berührte Wasser. Nur der Arzt kann nicht geheilt werden, er muss - ganz im Sinne Sigmund Freuds - das Leid kennen, um heilen zu können. Im letzten Werk "Der Engel auf dem Schiff" schaffen sich drei Überlebende auf einem Floß einen Gott, sie flehen ihn um Rettung an, beichten pflichtgemäß und entsorgen aber ihre Religion, sobald sie in Sicherheit sind.
Die hochklassige Aufführung in der intelligenten, kurzweiligen Regie von Georgios Kapoglou, der das Parkett des Teatro Poliziano leer räumen ließ und Kerstin Narrs Einheitsbühne als Schiffsrumpf mit Spiegelboden und viel Blau nutzte, war durch europäische Kooperation möglich geworden. Das Stadttheater Fürth und die Musikhochschule Nürnberg haben die Produktion im vergangenen Jahr herausgebracht, der Cantiere und die Europäische Musikakademie der Musikhochschule Köln in Montepulciano sowie die deutsche Botschaft in Rom holten sie zum Cantiere.
Orchester und Sänger der Musikhochschule Nürnberg faszinierten unter der kundigen wie präzis-frischen Leitung von Guido Johannes Rumstadt und bescherten dem Cantiere ein Festival-Highlight. Der künstlerische Leiter des Cantiere, der französische Dirigent Vincent Monteil, hatte Glanerts "Drei Wasserspiele" auch aufgenommen, weil sie ideal zum diesjährigen Festival-Motto passten: Wasser.
"Die Elemente sind essenziell. Das Wasser ist eine Quelle des Lebens, es ist wichtig für den Wein, wir sind hier in Montepulciano, Wasser bedeutet auch Reinigung, es fließt wie die Musik, es nährt die Erde. Wasser ist eine sehr gute Vorgabe. Wir haben von Debussy "La mer" im Programm, von Respighi die "Fontane di Roma", Detlev Glanerts Oper und im Schauspiel eine Version von Shakespeares "Der Sturm"."
Vincent Monteil will vor allem den europäischen Aspekt betonen. Mehr als 100 Werke europäischer Komponisten - die italienischen nicht mitgerechnet - kamen während der 10 Festivaltage zur Aufführung. Außerdem ist der Cantiere auch in diesem Jahr der pädagogischen Idee des Festival-Gründers Hans Werner Henze treu geblieben, junge semi-professionelle und Laien-Musiker aus Montepulciano und der Region einzubeziehen und so internationale Begegnung und Austausch von Profis und Laien zu ermöglichen. Ein Sinfoniekonzert des örtlichen Orchesters hatte ein beachtliches Niveau und vor allem Esprit.
Mehrere Konzerte waren in diesem Jahr Hans Werner Henze gewidmet, dem im vergangenen Oktober gestorbenen Festival-Gründer. Eine der rührendsten Veranstaltungen war die Hommage, bei der ein örtliches Ensemble eine Suite aus Henzes Kinderoper Pollicino spielte, die 1980 in Montepulciano uraufgeführt wurde. Hier waren Erwachsene im Ensemble, die damals Kinder waren, gemeinsam mit Jugendlichen von heute. Erhellend war im Kontrast dazu ein Abend mit einer Collage von Texten Henzes zu Montepulciano. Anfangs wurde der Cantiere vehement von den örtlichen Christdemokraten als kommunistische Agitation bekämpft. Doch ohne Henze wäre die kleine Stadt Montepulciano heute nur ein touristischer Ort wie viele in der Toskana, es gäbe keine florierende Musikschule, Theater- und Tanzgruppen und ein so vielfältiges und spannendes Festival wie den Cantiere.