Die Fifa hat in ihrer Ausschreibung für die Rechte an der auf 24 Teams aufgestockten Klub-WM 2021 einen Passus eingearbeitet, der dem Rechtehalter weitestreichende Mitsprache anbietet. Konkret darf der Investor "einen Vorschlag für zukünftige Ausgaben des Turniers unterbreiten, der auch Vorschläge für alternative Turnierparameter enthält, einschließlich der Häufigkeit, des Formats, der Qualifikationsmodalitäten und der beteiligten Teams."
Dieses Mitspracherecht ließe eine jährlich ausgetragene Klub-WM zu – mit Superligen in allen Kontinenten, die die Teilnehmer an einer global besetzten Endrunde ermitteln. Es würde zur Abspaltung der Super-League-Teams aus ihren Ligen und Verbänden führen – ein Horrorszenario für den Großteil der Fußballwelt.
Luxemburger Finanzunternehmen heißer Favorit
Den Inhalt der Ausschreibung kennen bisher weder die Fifa-Vorstände noch Klubs, Ligen oder Verbände. Experten schätzen sie als reines Marktmanöver der Fifa ein, um später Intransparenz-Vorwürfen begegnen zu können. Denn die Ausschreibung räumt den Interessenten nur 14 Tage ein, um das umfängliche Angebot mit vielen Fragezeichen, etwa in Hinblick auf bestehende Verträge, zu bewerten. Die Bewerbungsfrist endet am 19. Dezember.
Danach, so wird in der Branche spekuliert, werde Infantino einen Wunsch-Investor präsentieren, mit dem er längst Gespräche führe: den Privatfonds CVC Capital Partners. Falls das Luxemburger Finanzunternehmen in Kürze als neuer Fifa-Alliierter benannt wird, wäre die Ausschreibung tatsächlich als Bluff entlarvt.
CVC ließ bisher alle Debatten unkommentiert, nach denen man mit der Fifa bereits globale Formate diskutiere. Im Gespräch ist der Investor auch mit Real Madrids Klubchef Florentino Perez, der gerade mit Infantinos Hilfe an einer globalen Superliga arbeitet.
Widerstand bei Fußballgrößen
Gegen Infantinos neuen Vorstoß, den Fußball in die Hände globaler Investoren zu legen, baut sich massive Opposition auf. Branchengrößen wie Portugals Weltfußballer Luis Figo oder Manchesters Trainerlegende Alex Ferguson kritisieren die Pläne bereits öffentlich.
Lars-Christer Olsson, der Präsident des Europäischen Ligen-Verbandes, teilte mit, man habe jetzt "die Nase voll von all den Drohungen" einiger reicher Klubs, die sich aus dem Wirtschaftssystem des Fußballs lösen wollten.