"Durch einen trockenen Husten habe ich das gemerkt. Ich bin nicht direkt zum Arzt, habe es anstehen lassen ein gutes halbes Jahr und dann Bluthusten gehabt und Schmerzen in der Lunge."
Ingrid S. kam ins Krankenhaus und musste gleich dableiben.
"Es ist Wasser in der Lunge festgestellt worden. Dann ist durch eine Bronchoskopie Gewebe entnommen worden und da ist festgestellt worden, dass ich ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom habe."
Das war im Jahre 2001. Ingrid S. war damals 41 Jahre alt. Für eine Operation war der Tumor schon zu groß.
"Innerhalb von drei Wochen habe ich dann die erste Chemotherapie bekommen und ich hatte noch vier Monate bis zu einem Jahr, was ich eigentlich ganz gut überlebt habe."
In dieser Zeit, sagt sie, habe sie viel durchgestanden.
"Fünf verschiedene Therapien, Chemotherapien und bin im Oktober 2002 auf die Therapie mit Iressa umgestellt worden. Und die habe ich knapp zehn Jahre genommen mit einer kurzen Unterbrechung und die hat sehr gut angesprochen."
Neben der Chemotherapie gibt es inzwischen auch neue zielgerichtete Wirkstoffe zur Behandlung von Lungenkrebs, sagt Matthias Schäfler vom Centrum für Integrierte Onkologie am Universitätsklinikum Köln. Er ist dort Arzt mit Schwerpunkt Lungenkrebs.
Krebsmedikamente ohne störende Nebenwirkungen
"Das Iressa ist eine der ersten Substanzen, die zielgerichtet ist, wobei man es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste. Iressa ist ein EGFR-Inhibitor oder Gefitinib als Wirkstoff. Da hat man spezielle Mutationen, also spezifische genetische Veränderungen in der Zelle gefunden und konnte die verantwortlich machen für die Krebsentstehung und Krebsaufrechterhaltung. Und das war mit der Startschuss für die gesamte zielgerichtete Therapie, die wir jetzt gerade beim Lungenkrebs aber auch beim schwarzen Hautkrebs einsetzen, dass wir verstärkt auf diese Mutationen gucken und die Bemühung ist, dort Substanzen zu finden, die ganz spezifisch darauf wirken."
Ingrid S. war damals eine der ersten Patientinnen, die dieses zielgerichtete Medikament bekam. Im Vergleich zur Chemotherapie hat sie dieses Medikament gut vertragen. Sie konnte zuhause täglich eine Tablette nehmen und musste nicht zu intravenösen Infusionen ins Krankenhaus, wie das bei der Chemotherapie üblich ist.
"Gar keine Nebenwirkungen hatte ich da auch, weder Magen-Darm noch Haarausfall, gar nicht. Ich habe das komplett gut vertragen, muss ich sagen. Und es hat auch gut angesprochen. Innerhalb von einem knappen Dreivierteljahr ist der Tumor zurückgegangen und die Metastasen, ich hatte ja Metastasen in den Bronchien, die waren komplett weg."
Seit drei Wochen nimmt Ingrid S. an einer Studie der Universitätsklinik Köln teil, ein neuer zielgerichteter Wirkstoff wird getestet, sie verträgt ihn bisher gut. Dr. Schäfler erklärt ihr, warum.
"In diesem Setting haben wir zusätzlich zu dieser aktivierenden Mutation, die Sie haben, eine Mutation gefunden, von der wir wissen, dass sie resistent macht gegen Therapien mit Iressa und gegen die es bisher kein Mittel gab. Da haben wir aber jetzt im Rahmen der Studie das Mittel, das Sie einnehmen, eine Substanz, die ganz zielgerichtet auf diesen Resistenzmechanismus geht. Und die deshalb auch sehr nebenwirkungsarm ist, weil man halt gesunde Zellen in Frieden lässt. Es bindet nur da, wo auch wirklich was vorhanden ist, was wir im Tumor finden."