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Neue Kühlverfahren ohne klimaschädliche Gase

Kühlschränke und Klimaanlagen tragen aber auch dazu bei, dass es insgesamt wärmer wird auf der Erde: Der Ausstoß von Kältemitteln in die Atmosphäre ist für immerhin rund zehn Prozent des Treibhauseffektes verantwortlich. Ursache sind Fluorkohlenwasserstoffe. Diese Gase entweichen zwar nur in vergleichsweise winzigen Mengen aus den Kälteanlagen, die Klimawirkung eines einzelnen Moleküls ist aber vieltausendfach stärker als bei Kohlendioxid. Inzwischen kann die Kältetechnik aber auch ohne diese Klimakiller auskommen.

Von Michael Engel |
    Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit hat die Firma va-Q-tec aus Würzburg zusammen mit der Phocos AG aus Ulm einen Kühlschrank nach dem Prinzip der Thermoskanne konstruiert. Die 50 Liter fassende Box verfügt über eine sehr effiziente Vakuum-Dämmung und kann deshalb – abgeschaltet – zwei Tage lang eine Innentemperatur von fünf Grad Celsius halten – ideal für die Aufbewahrung Hitze empfindlicher Medikamente:

    "..... und wenn immer sich eine Energiezufuhr anbietet, zum Beispiel über eine Solaranlage, aber auch über das Auto, dann könnten Sie im Prinzip diese Box wieder aufladen. Die Box selber hat ein intelligentes Energiemanagementsystem, so dass die Speicherung von Kälte nur dann vonstatten geht, wenn solche Energie ausreichend zur Verfügung steht."

    Konzipiert wurde die "Solar-Kühlbox" – so va-Q-tec-Manager Joachim Kuhn – besonders für Dritte-Welt-Länder. Da der Stromverbrauch nur fünf bis zehn Watt beträgt, genügen bereits kleine Solarkollektoren für den Netz unabhängigen Betrieb. Im glühend heißen Tansania beginnt zur Zeit ein Feldversuch, um die Alltagstauglichkeit zu testen. Mobile Ärzteteams erhalten die rund 1500 Euro kostende Kühlbox, um Temperatur empfindliche Impfstoffe und Medikamente über weite Strecken transportieren zu können:

    "In der Tat war das eine unserer Zielgruppen, weil dort eben auch die Infrastruktur nicht optimal ist. Das heißt, man hat es mit ziemlich vielen Widrigkeiten zu tun. Und ich vergleiche diese Box immer auch mit einem Kamel, das ja auch sein Wasser speichern kann über mehrere Tage und eben dann – wenn es zur Verfügung steht – aufnimmt. Ähnlich arbeitet diese Box, nur eben nicht mit Wasser, sondern mit Kälte. "

    An den Einsatz in Regionen der dritten Welt hat auch das Flensburger Unternehmen INTEGRAL gedacht, als es umweltfreundliche Kühltechnologien auf der Basis von Flüssigeis entwickelte. Flüssigeis besteht im Wesentlichen aus Wasser, vermischt mit Alkohol oder Salz, damit es selbst bei Temperaturen von minus 35 Grad Celsius nicht fest wird und durch Rohrleitungen gepumpt werden kann:

    "Sie können dieses Eis über Nacht herstellen, also mit Nachtstrom, besonders günstig und energetisch wertvoll, dieses Eis in einem Eisspeicher zwischenspeichern und nachher zum Zeitpunkt des Bedarfs mit einer sehr kleinen Pumpenleistung in den Kältekreislauf einbringen."

    Die kleinste Anlage schafft eine halbe Tonne Flüssigeis pro Tag, das dann – mit Salz vermischt – zum Beispiel auf einem Fischkutter direkt auf die gefangenen Fische geleitet wird. Doch wie schon gesagt – denkt Peter von Schultzendorff vor allem an Länder, in denen es mit der Stromversorgung hapert:

    "..... zum Beispiel Südamerika oder auch in Japan, wenn der Strom mal abgestellt oder rationiert wird, dann aber Kälte benötigt wird, dann produzieren Sie die Kälte einfach vor, Sie wissen, welche Kältemenge Sie brauchen, Sie wissen, zu welchem Zeitpunkt Sie sie brauchen, und in dem Moment, wo Sie sie benötigen, wird das eigentlich abgerufen aus dem Eistank. "

    Große Kühl- und Lüftungsanlagen machen unangenehme Geräusche, und das kann für die Anwohner sehr lästig sein, noch dazu, wenn diese Anlagen Tag und Nacht in Betrieb sind. Das Ingenieurbüro für Schall- und Schwingtechnik Frankenthal entwickelte mit Hilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt einen Aktiv-Schalldämpfer, der die Geräusch-Emissionen am Abluftkamin einer Papierfabrik bei Dresden erheblich dämpft, so Udo Thorn:

    "Speziell bei dieser Anlage haben wir eine Pegelminderung von über zehn dB erzielen können durch den Aktiv-Schalldämpfer. Bei vorherigen Technikums-Versuchen haben wir mit der Technologie bis zu 20 dB Pegelminderung erreicht. "

    Vier Tieftonlautsprecher wurden in der Lüftungsanlage montiert. Die so genannten "Kompensationslautsprecher" entwickeln eine Art Gegenschall, der die Nerv tötenden Geräusche aus den Lüftungsschächten wirksam unterdrückt.