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Neue Live-Mitschnitte
Horowitz, ein Virtuose für die Ewigkeit

Oft sagte Vladimir Horowitz seine Konzerte in letzter Minute ab, zur großen Enttäuschung des Publikums und zur Verärgerung der Veranstalter. Die Konzerte, die er dann aber spielte, wurden zu gefeierten Ereignissen und waren in ihrer Intensität etwas nie Dagewesenes.

Von Philipp Quiring |
    Schwarz-Weiß-Fotografie von 19. Mai 1965, aufgenommen in der New Yorker Carnegie Hall. Der Pianist Vladimir Horowitz spielt auf einem Flügel, er trägt einen Konzert-Frack
    Der Pianist Vladimir Horowitz gab am 19. Mai 1965 erstmals nach zwölf Jahren Abwesenheit ein öffentliches Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Der Erfolg war überwältigend. (Don Hunstein/Sony Music Entertainment)
    Als Vladimir Horowitz 1925 mit Anfang 20 seine Heimat verließ, war weder vorauszusehen, dass er als Pianist solch legendären Erfolg haben würde, noch dass er erst 61 Jahre später zurückkehren sollte.
    Durch glückliche Fügungen und eindrucksvolle Leistungen machte er zunächst in Deutschland und dann ganz Europa auf sich aufmerksam. In den USA sollte er dann endgültig in die Weltriege der Pianisten aufsteigen.
    Sein effektvolles Spiel wurde schon früh zum Markenzeichen, sein Klavierklang für sich genommen zum Mythos. Von Krisen und Erkrankungen heimgesucht, zog er sich immer wieder zurück.
    Ab Mitte der 60er Jahre erlebte er die wohl ergiebigste Phase seiner Karriere. Vor allem in den Live-Konzerten ist die Faszination eines Pianisten zu erleben, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, kein Werk zweimal auf die gleiche Weise vorzutragen.
    Zum 30. Todestag von Horowitz haben verschiedene Labels eine Reihe von Aufnahmen neu herausgebracht, darunter ist auch eine Dokumentation um sein Comeback im Mai 1965 in der Carnegie-Hall. Sie zeigt auf, wie behutsam sich der sensible Pianist an dieses emotionale Ereignis herantastet.