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Neue Medien in Weimar

Noch bis Sonntag ist Weimar Treffpunkt von Filmemachern und Medienkünstlern. Das backup-Festival für digitale Medien im Film zeigt zum fünften Mal Kurzfilme, Clips und Installationen, mehr als 1100 Einsender aus 44 Nationen haben sich um die Preise beworben. Wie es den Gründern gelang, aus dem kleinen lokalen Studenten-Festival ein international anerkanntes zu machen.

Claudia van Laak |
    Sphärische Klänge, ungewohnte Töne, interaktive Installationen, in den Boden eingelassene Monitore, Menschen, die mit digitalen Videokameras durch die Hallen des ehemaligen Weimarer Straßenbahndepots irren. Das backup-Festival zieht auch in diesem Jahr wieder Filmemacher und Medienkünstler an, die Neues versuchen, zum Beispiel Oxana Chepelyk aus der Ukraine.

    Das ist mein Projekt, bei dem man sich auf dieses Podest stellen kann, und acht Kameras erfassen das Gesicht. Da entsteht eine ganz besondere Animation. Ich habe das Werk "Wechselnde Zeiten" genannt, es ist eine Hommage an Tarkowsky.

    Zusammen mit fünf anderen Medienkünstlern aus den USA und Großbritannien arbeitet die Ukrainerin zehn Tage lang im ehemaligen Weimarer Straßenbahndepot.

    Unser Medienlabor hier ist eine besondere Gelegenheit für die Künstler, während des Workshops eine Art gemeinsame Arbeit zu produzieren. Das ist eine große Herausforderung für mich. Man kommt nicht her mit einem fertigen Werk und zeigt es dann. Es geht darum, ein gemeinsames Werk zu produzieren.

    Neben dem Medienlabor findet ein ganz normales Festivalprogramm statt - Kurzfilme und Clips in zwei Wettbewerben. Dazu kommt ein Osteuropaschwerpunkt: Filme aus St. Petersburg und Bulgarien. Festivalchef Marc Olff.

    Die Grundidee, das Festival zu machen war eigentlich zunächst, eine Möglichkeit und Plattform zu schaffen für Arbeiten aus Weimar.

    Mit ihrem Konzept, einen Wettbewerb auszuschreiben für digitale Medien im Film, waren die Bauhaus-Studenten offensichtlich am Puls der Zeit. Auch in diesem Jahr sind Kurzfilme zu sehen, die die neuen Medien in ganz ungewohnter Weise nutzen - fernab von bekannten Science-Fiction-Effekten. Einige Filme erzählen noch eine Geschichte, andere sind abstrakte Kompositionen.

    Die Bauhaus-Uni hat die studentische Festivalinitiative von vornherein tatkräftig unterstützt - Räume zur Verfügung gestellt und Technik, die Studierenden beraten bei Fragen der Organisation und des Sponsoring. Oliver Fahle, Juniorprofessor an der Bauhaus-Uni:

    Was in den letzten vier, fünf Jahren daraus geworden ist, ist außerordentlich beeindruckend. Es ist von einem kleinen Studentenfestival zu einem nicht nur national, sondern international renommierten Festival geworden.

    Ein Gespür für das richtige Thema, viel Leidenschaft und Engagement, das ist für den Juniorprofessor das Geheimrezept des backup-Festivals. Je größer es wurde, umso stärker gelang es auch, Sponsoren mit ins Boot zu holen. In diesem Jahr wird das Festival unter anderem von der Bundeskulturstiftung, der Mitteldeutschen Medienförderung und dem Freistaat Thüringen gefördert.

    Was zunächst die Marktlücke ist, ist dass es das in dieser Gegend in Ostdeutschland kaum gibt, und dann der Zusammenhang von Film und digitalen Medien.

    80 Studierende der Medienwissenschaften sind zur Zeit als Helfer beim Festival im Einsatz, das geht von der Pressearbeit über die Einlasskontrolle bis zur Künstlerbetreuung. Das backup-Festival ist auf dem Sprung, endgültig professionell zu werden - doch noch reichen Einnahmen und Zuschüsse nicht aus, jemanden für die Arbeit zu bezahlen. Festivalchef Marc Olff.

    Vom Arbeitsumfang her ist es auf jeden Fall ein Job, aber wir arbeiten alle noch ehrenamtlich.

    In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob den Festivalmachern der endgültige Sprung in die Professionalität gelingt. Die Unterstützung der Bauhaus-Uni ist ihnen gewiss.