Ferienwohnungen, Geschäftsräume, Inselgrundstücke und auch edle Villen wandern über die Bildschirme mitten in Rhodos-Stadt. Die Immobilienverkäufer, die in den Geschäftsräumen eines Deutsch-Griechen zusammenarbeiten, freuen sich über ein gutes Geschäftsjahr 2017. Wohlhabende Käufer aus Deutschland, aus Großbritannien, den USA, aber auch aus Asien haben sich für ein Objekt auf Rhodos entschieden. Auch mehrere Dutzend türkische Kunden waren dabei, sagt Sibel Arsikalin. Genaue Zahlen sind Geschäftsgeheimnis, aber die Maklerin mit türkischen Wurzeln hat inzwischen viel Erfahrung im Umgang mit der Kundschaft auf der anderen Seite der Ägäis. Türken sind gute Kunden, sagt die Maklerin auf Rhodos:
"Wenn sie bei uns ankommen, sagen sie, dass sie ein Geschäft machen wollen. Sie sind sich meist unsicher, wie groß das Objekt sein soll und wo es genau liegen muss. Sie wollen einfach Geld investieren, weil es hier sicher ist. Und dass sie was Gutes damit anfangen."
Wieviel Geld im Schnitt ein türkischer Immobilienkäufer auf Rhodos investiert, wollen wir von der Maklerin wissen. Arsikalin lächelt:
"Das ist etwas, was ich wirklich nicht genau sagen kann. Die haben meist kein genaues Limit, sie sagen wir haben das Geld, wir wollen einfach das Beste."
Der Zweitwohnsitz in politisch unsicheren Zeiten
Nicht nur auf Rhodos, auch auf der Party- und Reichen-Insel Mykonos investieren wohlhabende Türken. Oder an der Ostküste der griechischen Hauptstadt. Athener Immobilienhändler berichten von türkischen Ärzten, Rechtsanwälten und Unternehmern, die sich in Athener Nobel-Vororten wie Glyfada einen Zweitwohnsitz schaffen. Auch, weil laut griechischem Recht jeder Ausländer, der eine Immobilie im Wert von mehr als einer Viertel Million Euro kauft, eine Aufenthaltserlaubnis bekommt.
Es sind natürlich auch politische Gründe für viele Türken, sich mit einer beträchtlichen Menge Geld in Griechenland zu engagieren.
Sie glaube schon, dass es im Moment die Politik schuld ist, dass sich einige Türken im eigenen Land nicht sicher fühlen, sagt die Maklerin auf Rhodos. Wobei die 25-Jährige, die als Türkischstämmige in dritter Generation auf Rhodos lebt, bei der genaueren politischen Analyse nicht ins Detail gehen möchte.
Mit Politik habe ein Immobilien-Geschäft ja auch zunächst direkt nichts zu tun, sagt Dimitrios Giortsos, einer der Notare der Insel. Er ist auch der deutsche Honorarkonsul auf Rhodos:
"Es kommen auch die Leute von der Westküste der Türkei. Die kommen auch hierher, um zu investieren - weil sie Angst haben, weiter in der Türkei zu investieren. Sie suchen kleine Hotels oder kleine Unternehmen, die sie kaufen wollen. Und wir haben da schon Kaufverträge abgeschlossen".
Offiziell darf man dem Honorarkonsul nicht anmerken, dass ihm als Griechen britische oder deutsche Kunden und Investoren möglicherweise doch lieber sind als das Engagement von türkischer Seite.
Das Militär hat ein Mitspracherecht
Seine Insel, Rhodos, ist auch bei Ferienhaus- oder Wohnungskäufern auch deshalb beliebt, weil es hier, wie auf allen Dodekanes-Inseln ein relativ gut funktionierendes Grundbuch- und Katasterwesen gibt. Dass sich mit den schlechter gewordenen griechisch-türkischen Beziehungen unter Erdogan auch das Klima für reibungslose Immobilienkäufe zwischen beiden Länder verschlechtert hat, ist ein offenes Geheimnis auf Rhodos.
In den vergangenen Monaten sind wegen Einsprüchen des griechischen Militärs einige Grundstückskäufe an türkische Interessenten wegen zu großer Nähe zur Türkei abgelehnt worden. Notar Giortsos allerdings erinnert sich auch an die guten Monate, als er viele türkisch-griechische Kaufverträge unterzeichnen konnte auf Rhodos, und er hofft, dass diese Zeiten bald wiederkommen - vielleicht schon im Rahmen des für Dezember geplanten Erdogan-Besuchs in Athen.
"Weil Rhodos in Grenze-Nähe zur Türkei liegt, muss man eine spezielle Genehmigung vom Verteidigungsministerium bekommen. Das dauert zwei Monate. Aber das ist eine formelle Sache. Bis jetzt hatten wir keine Absagen. Das heißt, Türken können hier Geld investieren. Und sie machen das, glaube ich, sehr gerne."