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Neue Netflix-Produktion "Marseille"
"House of Cards" auf Französisch

An großen Namen wird bei der neuen Serie "Marseille" nicht gespart. Die Crème de la Crème des französischen Films ist an der ersten französischen Netflix-Produktion beteiligt: Gérard Depardieu in der Hauptrolle, Florent-Emilio Siri und Samuel Benchetrit saßen im Regie-Sessel. Den Zuschauer erwartet ein erbitterter Machtkampf um die Herrschaft in Marseille.

Von Anne Göbel und Azadê Peşmen |
    Der Cast der neuen Netflix-Serie "Marseille, unter anderem mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
    Der Cast der neuen Netflix-Serie "Marseille, unter anderem mit Gérard Depardieu. (Marco Grob / Netflix )
    "You betrayed me. And Marseille."
    "You maybe, but not Marseille."
    In "Marseille" spielt die französische Stadt an der Côte d'Azur die eigentliche Hauptrolle. Um sie ist es wert zu kämpfen, wer diese Stadt regiert, für den ist alles möglich. Robert Taro, gespielt von Gérard Depardieu, ist der amtierende Bürgermeister. Er hat seinen Chefsessel im Rathaus 25 Jahre lang verteidigt. Nun, kurz vor den Kommunalwahlen, wendet sich sein ehemaliger Zögling Lucas Barres gegen ihn - gespielt von Benoît Magimel. Der Verrat sitzt schwer - und Barres kämpft mit allen Mitteln, um Taro aus dem Amt zu stoßen: Er will sein Leben zerstören, seine Freunde, seine Familie - das ist der Plan.
    "Mess up his life, his friends, his family... everybody. That is my plan."
    So beginnt eine Spirale aus Macht und Intrigen über verschiedene Handlungsstränge und Ebenen hinweg. Auch wenn es klischeehaft klingt: Gewalt, Sex und Savoir-Vivre - Verwicklungen zwischen Mafia und Politik, das Leben von Arm und Reich - alles ist dabei.
    Netflix‘ erste ausschließlich französische Produktion ist opulent. Mit eindrucksvollen Panoramaaufnahmen und langsamen Kamerafahrten über die Häuser der Stadt wird die Gewichtigkeit dieses Ortes deutlich. Das erinnert nicht selten an die erfolgreiche US-Politserie "House of Cards". Mit dem Unterschied, dass in "Marseille" meist die Sonne scheint - wenigstens am Himmel. Denn die vielsagenden Blicke der Protagonisten lassen schnell erahnen: Die Zukunft von Marseille steht auf dem Spiel.
    Depardieu - noch immer ein Großer seines Handwerks
    "Je suis un crocodile. Ready to bite, kill, eat."
    Ein Krokodil ist er, sagt Taro über sich selbst, er schnappt zu, tötet und verschlingt seine Gegner. Dieser Satz von Darsteller Gérard Depardieu reflektiert auch sein Können als Schauspieler. Nachdem er in den letzten Jahren vor allem mit seinen privaten Eskapaden in den Schlagzeilen war, zeigt er in "Marseille", dass er noch immer ein Großer seines Handwerks ist: beeindruckend, wie er die Rolle des liebevollen Familienvaters und des eiskalten Politikers in einer Person verbindet.
    Und auch Benoît Magimel steht ihm in Sachen Spielleidenschaft in nichts nach: Der 41-Jährige ist seit seiner Jugend Schauspieler, bekannt geworden in "Das Leben ist ein langer Fluss" und "Die Klavierspielerin". In der Rolle des Barres verrät er seinen Ziehvater, um ihn aus dem Amt zu stoßen und die Stadt zu erneuern - als vermeintlich sauberer Politiker.
    "It is clear that you represent the past and I represent the future."
    "I know, Mr. Mayor, that you took me under your wing, but now it is time for me to leave the nest."
    Französische Version des Machtspiels
    Die insgesamt acht Folgen wurden alle von Dan Franck geschrieben, der auch für mehrere Teile des fünfstündigen, gefeierten Terroristen-Epos "Carlos - Der Schakal" verantwortlich war. Die renommierten französischen Filmemacher Florent-Emilio Siri und Samuel Benchetrit führten Regie.
    "I’ll snatch Marseille from your grasp. And you will end up alone, all alone with nothing."
    Sich Marseille unter den Nagel zu reißen und den anderen mit leeren Händen alleinstehen zu lassen - die Parallelen zu "House of Cards" sind schnell klar. Doch das tut der Serie keinen Abbruch: In "Marseille" geht es zwar nicht ums Präsidentenamt einer Weltmacht, sondern nur um eine mittelgroße Stadt am Mittelmeer. Die Macher haben es geschafft, ihre eigene, französische Version des Spiels um die Macht zu schaffen: es wird anders gespielt, anders miteinander geschlafen und anders intrigiert. Dabei mag mancher Dialog und manche Wendung übertrieben und klischeehaft wirken. Das lässt sich aber in vielen Fällen verzeihen, denn die Geschichte ist spannend. Am Ende möchte man die nächste Folge anschauen und wissen, wie es weiter geht. Frei nach dem selbsterklärten Motto: Liberté. Égalité. Rivalité.