Bürgerkrieg in Syrien
Neue Offensive: Wer kämpft wo gegen wen?

In Syrien ist der Bürgerkrieg zwischen aufständischen Dschihadisten und den Regierungstruppen von Machthaber Assad neu entflammt. Die Rebellen haben bei ihrer Offensive seit Ende November die Millionenstadt Stadt Aleppo zu weiten Teilen erobert und mehr als 50 Dörfer und Städte im Nordwesten unter ihre Kontrolle gebracht. Hier die wichtigsten Informationen über den Hintergrund des Konflikts und die beteiligten Akteure.

    Aleppo: Rauch steigt von den anhaltenden Kämpfen zwischen syrischen Oppositionskräften und syrischen Regimetruppen, die von iranischen Milizen unterstützt werden, in der Umgebung von Aleppo auf.
    In Syrien findet seit 2011 ein Bürgerkrieg statt. (Anas Alkharboutli / dpa / Anas Alkharboutli)

    Syrischer Bürgerkrieg

    Der syrische Bürgerkrieg hat 2011 begonnen. Im Zuge des Arabischen Frühlings gab es friedliche Proteste gegen die Regierung, bei denen die Demonstranten mehr Demokratie in Syrien forderten. Präsident Assad ließ die Proteste mit Gewalt niederschlagen. Aus dem Protest der Opposition entwickelte sich nach und nach ein Krieg zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen sowie ein Stellvertreterkrieg unterschiedlicher Länder. Im Laufe dieses Bürgerkriegs wurden eine halbe Million Menschen getötet und Millionen weitere vertrieben.
    Bewaffnete Gruppen der Opposition eroberten zunächst Teile des Landes, mittlerweile stehen zwei Drittel wieder unter Kontrolle des syrischen Militärs. Auch Aleppo wurde zunächst zurückerobert. Die Stadt im Nordwesten war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde schwer verwüstet.

    Opposition und Rebellen

    Auf Seiten der Opposition gewannen die Muslimbrüder und andere radikal-sunnitische Gruppen immer mehr an Einfluss. Die jetzige Offensive wird von "Hajat Tahrir al-Scham" (HTS) angeführt, die einen Großteil des Nordwestens von Syrien kontrolliert. Die Gruppe war früher als "Nusra-Front" bekannt, dem syrischen Ableger der Terrorgruppe Al-Kaida. Seither hat sie ihren Namen mehrmals geändert und sich von Al-Kaida distanziert. Die Allianz islamistischer Rebellen nennt ihre neue Offensive "Abschreckung der Aggressionen". Die HTS gilt jedoch nicht als moderate Kraft, sodass sie nach Ansicht von Experten wie dem Islamwissenschaftler Bank vom GIGA-Institut für Nahost-Studien nicht dafür geeignet ist, das vom Bürgerkrieg zerrissene Land zu einen.
    Eine weitere Gruppe ist die von der Türkei unterstützte Syrian National Army (SNA). Sie operiert in den von der Türkei besetzten Gebieten im Norden und Nordosten des Landes. Dort kämpfen auch kurdische Einheiten gegen das Assad-Regime. Die USA unterstützten in der Vergangenheit unter anderem die YPG mit Waffen, doch auch andere Rebellen sollen militärische und finanzielle Hilfe erhalten haben.

    Hilfe für Assad

    Präsident Assad konnte in den vergangenen Jahren seine Macht mit Hilfe russischer und iranischer Unterstützung wieder festigen. Russland ist mit der syrischen Regierung durch eine jahrzehntelange Zusammenarbeit verbunden. So spielte die russische Armee eine entscheidende Rolle dabei, dass die Assad-Truppen 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurückgewinnen konnten. Wegen des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldet nun erstmals seit 2016 wieder russische Luftangriffe auf Aleppo. Hilfe bekam Assad auch von der islamistischen Hisbollah im Libanon, die vom Iran unterstützt wird.

    Rolle der Türkei

    Die Türkei geht gegen kurdische Einheiten im Nordosten Syriens vor und unterstützt andere Rebellengruppen. Im Jahr 2020 - nach jahrelangen Kämpfen - vermittelten Russland und die Türkei einen Waffenstillstand, der zwar immer wieder gebrochen wurde, aber die Lage in den vergangenen Jahren weitgehend beruhigt hatte. Die Türkei ist aber auch eines der wichtigsten Zielländer für syrische Flüchtlinge. Derzeit leben mehr als drei Millionen von ihnen im Land. Für Präsident Erdogan ist es deshalb neben dem Kampf gegen die kurdischen Rebellen ein Hauptanliegen, diese Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückzuführen. Die mit der HTS eng verbundene SNA wird von der Türkei unterstützt. Möglicherweise könnte Ankara so den Druck auf Assad erhöhen, um ihn zu Verhandlungen zu bewegen. Der syrische Präsident hat jedoch als Vorbedingung den Abzug aller türkischen Truppen aus Nordsyrien verlangt.
    Diese Nachricht wurde am 03.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.