Der Grund für die Razzia sei ein merkwürdiger Beratervertrag von 2019 zwischen dem DFB und dem Kommunikationsberater Kurt Diekmann, erklärt Sportjournalist Thomas Kistner: "Die Staatsanwaltschaft sieht darin einen Scheinvertrag. Sie kann gar nicht erkennen, worin die Gegenleistung des Agenten bestanden haben soll. Und tatsächlich konnten auch schon die diversen unabhängigen Wirtschaftsprüfer-Stäbe beim DFB, die in den letzten Monaten ein- und ausgingen, nicht herausfinden, für welche Dienstleistungen genau dieser Berater seinerzeit insgesamt stolze 360.000 Euro erhalten haben soll. Der Verdacht ist, dass er gar nicht die im Vertrag beschriebene Tätigkeit ausgeübt hat, sondern dass er vielleicht schon in der Vergangenheit eher verdeckt tätig gewesen sein könnte. Denn er hatte sich in der Zeit vor seinem offiziellen Vertragsbeginn schon massiv im sportpolitischen Dunstkreis des DFB bewegt. Kistner weist zudem darauf hin, dass Vizepräsident Rainer Koch, ein alter Diekmann-Bekannter, Schatzmeister Stefan Osnabrügge sowie Generalsekretär Friedrich Curtius den Vertrag eingefädelt hatten.
Beschuldigt werden nun Diekmann selbst und Friedrich Curtius, der als Generalsekretär lange eine zentrale Rolle im Verband spielte. Kistner geht allerdings davon aus, dass weitere Beschuldigte dazukommen werden. Indem sie derzeit als Zeugen befragt werden, müssen sie Auskunft geben. Es sei denn, sie würden sich selbst beschuldigen, was sie in dem Moment wiederum zu Verdächtigen machen würde. Würden sie dagegen gleich als Beschuldigte befragt, könnten sie auch gleich die Aussage verweigern.
"Kein Aufbruch mit Koch"
Für Kistner könnten die neuen Ermittlungen auch Einfluss auf die Präsidentschaftswahl haben. Denn Rainer Koch unterstützt den Kandidaten Bernd Neuendorf. Möglicherweise werde der sich von Koch abwenden und ihm zukünftige Vorstandsposten verwehren. Ohne eine solche Maßnahme könnte der aktuelle Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein die Wahl verlieren.
Das Image des Verbandes sei auch wegen Kochs Einfluss katastrophal, meint Kistner: "Der Flurschaden ist jetzt schon enorm. Da muss man gar nicht auf Detailfragen eingehen. Er ist so enorm, das ganz klar ist, dass mit Rainer Koch eines unmöglich ist: ein Aufbruch in einen neuen Anfang für den DFB."
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