Auf YouTube und Instagram machen Influencerinnen und Influencer nicht mehr nur Werbung für Kosmetik, Klamotten oder Waschmittel. Nein, es geht mitunter auch um Politik - nicht selten um rechte Politik. Aber nicht mit Glatze, Springerstiefeln und Bomberjacke. Das Image der neuen Rechten verkauft sich im Netz subtiler.
Kochen und hetzen
Wie Rechtsextreme mit Hilfe von Social Media Netzwerke aufbauen, dazu haben die beiden Journalisten und Kommunikationswissenschaftler Patrick Stegemann und Sören Musyal mehrere Jahre recherchiert.
Eine Strategie der Rechten ist es demzufolge, eigene Influencerinnen und Influencer aufzubauen. Der Sprecher der österreichischen Identitären Bewegung, Martin Sellner, gibt auf YouTube zum Beispiel Koch-Tutorials. Während er Kartoffeln schält, klingt en passant eine völkisch verbrämte Ideologie an. Damit hat er Erfolg und aktuell 119.000 Abonnenten auf YouTube. Sellner wirke auf diese Weise nahbar und authentisch, sagte Sören Muyjal im Dlf: "Das ist kein frontaler politischer Vortrag."
Wir haben noch länger mit Patrick Stegemann und Sören Musyal gesprochen -
hören Sie hier die Langfassung des Gesprächs
"Emokrieg" oder "Infokrieg" seien Begriffe, die immer wieder in diesem Zusammenhang fallen und von Sellner geprägt würden, erklärte Patrick Stegemann: "Er meint damit einen Krieg, der nicht auf Fakten beruht, sondern Emotionen und positive Bezugsbilder schafft."
Neue Gesetze nötig
Stegemann und Musyal sehen beide stark die sozialen Medien in der Verantwortung. Es müsste dauerhafte und rechtssichere Löschungen bestimmter Accounts geben. Aus ihrer Sicht würde es teilweise neue Gesetze brauchen. Andererseits müssten Gesetze, die es schon gibt, vom Rechtsstaat durchgesetzt werden, so Stegemann und Musyal.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Sören Musyal, Patrick Stegemann: "Die rechte Mobilmachung. Wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen"
Econ-Verlag Berlin, 2020. 304 Seiten, 17,99 Euro
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