Einmal die "Goldene Karotte" bitte und für ihn eine "Doppelte Zerstörung". Ja, das Erlebnis Craft Beer fängt schon bei der Bestellung an. Und Greg Koch hat für jede seiner Biersorten einen - sagen wir - speziellen Werbetext in petto. So gibt es für den "Arroganten Bastard" folgende Trinkwarnung:
"Du hast hier ein aggressives Bier vor dir. Es wird dir wahrscheinlich nicht schmecken."
An Selbstbewusstsein mangelt es Greg Koch nicht. Kreativ, frei und mit Charakter - so beschreibt der 52-Jährige sein Craft Beer. Handwerklich gebraut, unabhängig von großen Konzernen. Der Mann aus San Diego, Kalifornien betreibt in den USA die Stone Brewing Company, jetzt hat er am Rande von Berlin eine große Brauerei errichtet. Noch halb Baustelle. Im Sommer soll hier Bier für ganz Europa fließen. Es ist eine 100-Hektoliter-Anlage, ein 25-Millionen Euro-Projekt. Oder Dollar? Der Geschäftsführer weiß es nicht so genau. Aber was er genau vor Augen hat - seine Mission:
"Die Mission ist, dass die Menschen erkennen, dass Bier mehr sein kann, als dieses ganze industrielle Zeugs. Darum geht es für mich. Ein Bier finden, dass man liebt. Nicht nur so ein "das ist ganz gut", oder "hm ok", oder "das kann man gut an heißen Tagen trinken" - ein Bier finden, dass einen wirklich anspricht."
Stolze Preise
Das muss es auch, denn billig ist das Bier von Stone Brewing nicht. 0,33 Liter kosten an der Bar zwischen 4,90€ und 6,40€. Aber Greg Koch glaubt mit kalifornischer Lässigkeit an den Erfolg. Und auch, dass die Menschen extra ins verschlafene Berlin-Mariendorf kommen, um direkt neben der Brauerei frisch Gezapftes an einer Bar zu trinken. Der Standort liegt hinter der U-Bahnhof-Endhaltestelle und ist das Gegenteil vom szenigen Friedrichshain und dem überteuerten Prenzlauer Berg.
"Ich lebe in Prenzlauer Berg, ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad her. Es ist nicht so weit. Ich meine, wenn jemand lieber faul sein will, um herzukommen - seine Entscheidung. Aber wer faul ist, bekommt nicht immer das Beste."
In Wahrheit hat sich Greg Koch einfach in das ehemalige Gaswerk in Mariendorf, ein wunderschönes Backsteingebäude, verliebt und umgebaut. Es ist historisch, ruhig, mit Grün drum herum und sehr eigen. Wer hierher kommt, will nicht saufen, sondern genießen:
"Es geht ja nicht nur ums Bier, sondern darum, sich auch adäquat zu unterhalten."
"Schon weit, aber ist eine tolle Location hier."
"Ich muss sagen, ja, ich würde wieder kommen, mich ein wenig sonnen und mein Bierchen genießen."
"Schon weit, aber ist eine tolle Location hier."
"Ich muss sagen, ja, ich würde wieder kommen, mich ein wenig sonnen und mein Bierchen genießen."
Szene mit Potenzial
Craft Beer ist ein Premiumbier. Es zu trinken, heißt, eine Haltung zu haben. In Deutschland macht Craft Beer unter 0,5 Prozent des Marktes aus, von einem Hype kann man hier noch nicht sprechen. Aber sogar der Discounter Lidl hat inzwischen ein Craft Beer.
"In ein paar Jahren wird sich die Szene komplett ändern. Der Punkt ist: die großen Unternehmen denken, wir sind zu blöd. Sie denken, wir haben keinen Geschmack, wir verdienen nicht das Gute. Und das ist verrückt. Man geht ins Restaurant und es gibt eine Sorte Bier. Das ist keine Auswahl. Und darum geht es hier: eine Wahl haben."
Greg Koch will den Markt aufmischen, nicht wie ein eiskalter Unternehmer, sondern wie ein Künstler. Er sagt: Wenn Bier Musik wäre, dann wäre das, was die meisten Leute trinken, Fahrstuhlmusik und sein Bier Rock 'n Roll.