"Wir sind hier auf dem DIT-Gelände, also Duisburg Intermodal Terminal…" Amelie Erxleben steht an einer Kaimauer inmitten des riesigen Duisburger Hafens. "Da liegt gerade die Marea."
Das Containerschiff "Marea" wird neu beladen, ein Kran hievt große bunte Stahlboxen auf das Deck. "Wir sind ein trimodales Terminal, das bedeutet Lkws kommen hier an, Binnenschiffe und die Züge."
Zahl der ankommenden Züge wächst
Aufs Jahr gerechnet kommen im gesamten Duisburger Hafen mehr als 20.000 Schiffe und 25.000 Züge an. Eine Zugverbindung hat dabei in den letzten Jahren besonders viel Aufmerksamkeit bekommen: Die aus China, denn Duisburg ist ein Endpunkt der Seidenstraße.
"2011, da fuhr der erste Zug zu uns und 2013 hat Xi Jinping die neue Seidenstraße verkündet und seit 2014 haben wir einen extremen Boom."
Mittlerweile fahren etwa 35 Züge pro Woche zwischen der chinesischen Millionenmetropole Chongqing und der 12.000 Kilometer entfernten Ruhrgebietsstadt am Rhein - 14 Tage brauchen sie dafür. Von Duisburg aus werden die Waren dann weitergeschickt nach ganz Westeuropa.
"Unser größter Kunde aus Chongqing hat fünf Minuten von uns ein Warenhaus mit Büros. Und es ist auch gut, dass die vor Ort sind, so kann man sich auch ohne Zeitverschiebung schnell erreichen."
Die ganze Region profitiert
Auch über den Hafen hinaus profitiert die Region mittlerweile von der Seidenstraße, wie Johannes Pflug erzählt, ehemaliger Bundestags-Abgeordneter und gebürtiger Duisburger:
"Ich bin der offizielle China-Beauftragte der Stadt Duisburg und des Oberbürgermeisters."
Aus seinem Büro im Rathaus blickt Pflug hinaus auf die Innenstadt, die geprägt ist von schmucklosen Nachkriegsbauten. Einst war Duisburg eine stolze Stahlhochburg, doch mit dem Niedergang des Thyssen-Krupp-Werks Ende der achtziger Jahre begannen schwierige Zeiten. Strukturwandel war fortan das große Thema - seit Jahren liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 13 Prozent. Allerdings ist sie zuletzt gesunken, auf etwas über zehn Prozent. Das könnte auch am Seidenstraßenprojekt liegen, meint Pflug:
"Die China-Aktivitäten in Duisburg haben unglaublich zugenommen, seit der erste Zug angekommen ist."
Hundert chinesische Unternehmen gebe es mittlerweile in der Stadt, doppelt so viele wie vor dem ersten Zug.
Chinas geopolitischer Einfluss wächst - auch in Europa
"Wir sehen, dass ein Spillover stattfindet, vom Hafen in die Stadt hinein. Es gibt Interessenten, Investoren, in den letzten Jahren hatten wir viele chinesische Delegationen hier, die Duisburg besucht haben."
Die Seidenstraße ist ein chinesisches Mega-Projekt, das den Welthandel verändern könnte. Über mehrere Routen baut China ein globales Netz aus Häfen, Eisenbahn- und Straßenverbindungen auf. Es soll die eigenen Absatzmärkte sichern. Kritiker befürchten allerdings, dass China auch geopolitische Interessen damit verfolgen könnte:
"Man soll schon ein waches Auge darauf haben, völlig klar. Also man darf nicht naiv sein und sich vor allen Dingen auf keine Verschuldungspolitik mit den Chinesen einlassen."
Duisburg aber sei in keinerlei Abhängigkeit zu China. Dass die Geschäftsbeziehungen bisher immer partnerschaftlich waren, bestätigt auch der oberste Hafenchef, der Vorsitzende der Duisport AG, Erich Staake:
Duisburg will Partnerschaft weiter ausbauen
"Meine bisherigen Erfahrungen sind, dass unser Know-how sehr gefragt ist, dass wir auf Augenhöhe auch mit aller Fairness operieren."
Die Seidenstraße wird für den Hafen nach Ansicht von Staake in den kommenden Jahren immer wichtiger werden:
"Heute ist der Anteil bezogen auf unseren Gesamtumschlag noch überschaubar, drei, vier Prozent. Aber es stellt das wichtigste Wachstumssegment in diesem Geschäftsfeld für Duisburg dar. Und deswegen unternehmen wir große Anstrengungen, das auch weiterzuentwickeln."
So will die Duisport AG mit dazu beitragen, dass die Strecke noch schneller gemacht wird – zehn Tage Fahrzeit von China bis nach Duisburg, das ist das Ziel.
"Wenn uns das gelingt, dann wird das für die drei-, vier-, fünffache Anzahl von deutschen Verladern und auch europäischen Verladern interessant werden, dass als eine Alternative zur sehr teuren Luftfracht auch in Anspruch zu nehmen."