Nebelschwaden wabern über den Weinberg, die Kamera zeigt die Nahaufnahme einer blutig verschmierten jungen Frau, die tot zwischen den Reben liegt.
Ein gespenstischer Auftakt, gesehen durch die Augen eines Mannes, der neben der Leiche aufwacht, erschreckt, losrennt und in das Gasthaus im angrenzenden Dorf stürmt.
- "Ich habe eine tote Frau gesehen. Oben auf dem Berg. Mit einer Krone."
- "Und Sie sind sicher, dass Sie keinen in der Krone haben?
- "Wer sind Sie überhaupt?"
- "Fuchs, Johannes Fuchs. Ich bin Wanderer."
- "Und Sie sind sicher, dass Sie keinen in der Krone haben?
- "Wer sind Sie überhaupt?"
- "Fuchs, Johannes Fuchs. Ich bin Wanderer."
Ein Haufen skuriller Gestalten
Der Mann lügt. Er weiß gar nicht mehr wie er heißt. Er hat sein Gedächtnis verloren. Aber das soll niemand wissen. Die Dorfbewohner begutachten ihn ohnehin argwöhnisch. Denn zu Beginn der ersten Folge von "Weinberg" ist die junge Frau gar nicht tot, sondern waltet putzmunter ihres Amtes.
"In meiner Funktion als 111. Weinkönigin erklär ich das Weinfest für eröffnet."
Doch kurze Zeit später stirbt die hübsche Weinkönigin tatsächlich, und zwar exakt so, wie es der Mann ohne Erinnerung vorausgesehen hat.
"Es ist wie damals. Das Böse kriecht aus seiner Höhle."
Das Böse scheint in dem kleinen, fiktiven Weindorf Kaltenzell allgegenwärtig. In Gestalt des Bürgermeisters und Dorfwirtes, in Gestalt der Friseurin, die epileptische Anfälle kriegt und Stimmen hört, in Gestalt der raffgierigen Weingutbesitzerin, aber auch in Gestalt ihres Sohnes, der kaum spricht, überall rumschleicht und durch sein schieres Auftreten einen gewissen Gruselfaktor erzeugt.
- "Das Böse."
- "Wer oder was ist das Böse?"
- "Das Böse ist in uns allen."
- "Wer oder was ist das Böse?"
- "Das Böse ist in uns allen."
Alle Ingredienzen, die eine anspruchsvolle Serie braucht
In "Weinberg" versammelt sich ein Haufen skurriler Gestalten. Die Szenerie, die Menschen, das tote Mädchen - da werden schnell Erinnerungen an die Mutter aller horizontal erzählten Serien "Twin Peaks" wach. Wie in David Lynchs Meisterwerk kommt auch in "Weinberg" jemand von außen und will Licht ins Dunkel der Dorfwelt bringen. Friedrich Mücke spielt den Mann, der versucht dem Geheimnis des Dorfes auf die Spur zu kommen. Gudrun Landgrebe als Psychologin außer Dienst probiert mit Hypnose zu helfen.
"Ihre Erinnerung macht ihnen Angst."
"Weinberg" hat alle Ingredienzen, die eine anspruchsvolle Serie braucht: Eine spannende Story, großartige Darsteller, eine innovative filmische Umsetzung und vor allem: "Weinberg" hat eine eigene Handschrift. Zwar schimmert "Twin Peaks" durch, und die ein oder andere Szenerie erinnert an Edgar Reitz "Heimat", dennoch trumpft "Weinberg" durch Authentizität auf. So und vermutlich nicht anders ist es möglich, den internationalen Markt zu erobern.