Der Islamische Staat besiegt? Von wegen. Im Norden Syriens, in der Stadt Raqqa, haben Fundamentalisten ihren Gottesstaat errichtet. Sie verbreiten Hass und Terror, im eigenen Land ("wir werden hier sterben") und der ganzen Welt ("sie haben einen Mann rübergeschickt nach Schweden, der dort einen Terroranschlag durchführen soll"). Der schwedische Geheimdienst bekommt von der mit dem Tod bedrohten Pervin einen Hinweis. Gleichzeitig rekrutieren die vermeintlichen Attentäter neue Märtyrerinnen in Europa:
"Wie ist es dort zu leben?"
"Ich zeig es euch, setzt euch!"
"Ich zeig es euch, setzt euch!"
Während islamischer Terror und Terrorbekämpfung im Serienuniversum nun wahrlich nichts Neues sind, der Erfolgshit "Homeland" geht bereits in die achte Staffel, und gerade erst lief zum Jahresbeginn "Messiah" an - macht gerade dieser zweite Handlungsstrang, von Schülerinnen, die als Gotteskämpferinnen rekrutiert werden, die Serie "Kalifat" sehenswert.
"In Raqqa fühlst du dich Gott näher als irgendwo sonst."
Pop und Maschinengewehre
Sogenannte IS-Mädchen machten ja auch in deutschen Nachrichten Schlagzeilen. Die Serie zeigt, wie eine Radikalisierung über Internet und Social Media zwischen Popmusik und Männern mit Maschinengewehren aussehen kann. Das ist ihre große Stärke.
Die Schwäche: Manchmal kommt das "Kalifat" etwas plakativ daher, und man hat zumindest anfänglich den Eindruck, gläubiger Muslim = Terrorist. Mit zunehmender Dauer gewinnt die Serie aber an Komplexität. Und sie hält Spannung und Tempo hoch.
"Kalifat" auf Netflix: empfehlenswert
Drogen, Gewalt, Mafia: Auch das sind serielle Dauerbrenner. Wieso wohl?
"Because what we do, keeps the world’s economy afloat."
"ZeroZeroZero", auf der Grundlage des gleichnamigen Romans von Roberto Saviano, versucht den ganz großen Wurf: einen Einblick in den internationalen Drogenhandel, der Verkäufer, Käufer und Händler in Mexiko, den USA und Italien sowie die Beteiligung der dortigen Mafia umfasst.
Nach allen Regeln des Genres
Eine Mischung der Serien "Narcos" und "Gomorrha" sozusagen. Sehr aufwendig, opulent und brutal in fünf Ländern produziert. Mit actionreichen Verfolgungsjagden und patengleichen Marienprozessionen. Wer Pech hat, den fressen die Schweine.
Die Serie beherrscht und spielt alle Regeln des Genres aus, ist optisch großes Kino! Aber sie leidet inhaltlich hier und da - wie die Figuren - an ihrem Allmachtsanspruch. "ZeroZeroZero" will ein bisschen zu viel, und so bleibt mancher Charakter, manche Storyline im wörtlichen wie übertragenen Sinn auf der Strecke. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass es sich hier um qualitativ hochwertigen Serienstoff handelt.
"ZeroZeroZero" auf Sky: empfehlenswert
Der eigene Großvater ein Superheld, die beste Freundin unsichtbar, oder die Geliebte eine Frau aus der Vergangenheit…
Das sind die "Unglaublichen Geschichten", die Steven Spielberg bereits in einer Fernsehserie in den 80er-Jahren erfand und bei denen Größen wie Martin Scorsese oder Clint Eastwood Regie führten.
Ein kultiges Format, das AppleTV+ jetzt unter erneuter Federführung von Mr. Hollywood, also Spielberg, zur familienfreundlichen Neuauflage bringt.
Zu wenig Grusel
Das gelingt aber nur teilweise. Denn vieles in den ersten Folgen erinnert mehr an Kinderunterhaltung, was übrigens auch im Produktionsteam für Streit sorgte: Bryan Fuller und Hart Hanson stiegen wegen zu wenig Grusel aus dem Projekt aus, Edward Kitsis und Adam Horowitz, bekannt für märchenhafte Stoffe, übernahmen.
"You are a superhero, grandpa!"
Und so wirkt "Amazing Stories" dann: phantasievoll und kuschelig, aber auch naiv und vorhersehbar. Den einstündigen Folgen mit je einer abgeschlossenen Geschichte fehlt schlichtweg die Zeit für echte Gefühle: Staunen, Lachen, Weinen im Stakkato bis zum Happy End - zumindest der Nachwuchs dürfte darüber hinweg sehen.
"Amazing Stories" auf AppleTV+: akzeptabel
Im Dorf - das weiß jeder, der einmal dort gelebt hat - sieht niemand über nichts hinweg.
"Wenn Unrecht geschieht, muss man handeln - und hier geschieht Unrecht!"
Die Hölle, das sind die Anderen. Die Hölle, das sind im Dorf Unterleuten die Nachbarn. Und ein geplanter Windpark.
"Das Eignungsgebiet. Wieviele Besitzer?"
"Drei."
"Drei."
Solide Roman-Adaption
Das beutetet: Ärger, eine Menge Ärger. Zwischen Gutsbesitzer Dombrowski und Alt-Kommunist Kron, zwischen Vogelschützer Fließ und Mechaniker Schaller. Zwischen Alt-Eingesessenen und Zugezogenen. Zwischen Freund und Freundin, Mann und Frau.
"Versprich mir, dass wir uns da raushalten."
Die Serie überzeugt vor allem deshalb, weil sie den sehr geschickt konstruierten Erfolgsroman von Juli Zeh filmisch solide zu adaptieren weiß. Dabei rückt sie die wichtigsten Figuren und Konflikte in den Mittelpunkt und vereinfacht Erzählperspektive und -abfolge. Das Ergebnis ist: starke Unterhaltung mit einem Hauch Gesellschafts-, oder besser, Dorfanalyse. Und nicht zuletzt mit tollen Naturbilder aus der ostdeutschen Provinz.
"Unterleuten" in der ZDF-Mediathek: empfehlenswert