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Neue Songs von Buika
Gegen Selbstoptimierungswahn und Angst

Acht Alben hat die spanische Musikerin Buika in den letzen zehn Jahren veröffentlicht und sich damit eine stetig wachsende Fangemeinde und viele Auszeichnungen erarbeitet. Auf ihrem neuen Werk "Vivir sin Miedo" mischt sie nicht nur Flamenco mit anderen Stilrichtungen, sondern auch die spanische Sprache mit der englischen.

Von Christiane Rebmann |
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    Mit dem Albumtitel "Vivir sin miedo", angstfrei leben - wehrt sich die spanische Musikerin gegen den zunehmenden Selbstoptimierungswahn. (dpa / picture alliance / alvaro calvo)
    Für ihr neues Album holte sich Buika den renommierten schwedischen Künstler Martin Terefe als Koproduzentin ins Studio. Er habe Ordnung in das Material- und Stilchaos aus Flamenco, Reggae, R&B und anderen Genres gebracht, lobt sie ihn. Mit dem Albumtitel "Vivir sin miedo", angstfrei leben - wehrt sich die spanische Musikerin gegen den zunehmenden Selbstoptimierungswahn.
    "In den letzten Jahren hat man uns zu Opfern gemacht. Wir denken, wir müssen in allem gut sein - in unserer Arbeit, zuhause, in unserer Beziehung - überall kämpfen wir um Bestätigung. Damit bin ich nicht einverstanden. Das ist mir zu stressig. Wir machen uns zu Robotern. Ich möchte sagen können, was ich fühle. Ich will ohne Angst leben können. Wir sind alle so voller Angst, und das ist nicht gut. Das Wichtige ist doch, dass du vor dir selbst bestehen kannst. Natürlich höre ich, was die Leute über mich sagen. Aber ich will ihre Angst nicht zu meiner machen."
    Danksagung an die wichtigsten Frauen
    Mit dem Stück "Sister" bedankt sich die 43jährige Mutter eines halbwüchsigen Sohnes bei all den Frauen, die ihr immer dann zur Seite standen, wenn es ihr schlecht ging. "Sister" schließt auch ihre Mutter ein, die die siebenköpfige Familie allein in einem Problemviertel von Palma de Mallorca über Wasser gehalten hatte.
    "Meine Mutter hat immer dafür gesorgt, dass Essen auf den Tisch kam. Meine Mutter ist eine Kämpferin, eine Löwin. Wir waren 6 Geschwister, und sie war allein. Aber sie hat dafür gesorgt, dass es uns an nichts fehlte. Ich glaube, sie hat das nur geschafft, weil sie sich an ihrem starken Glauben festhalten konnte."
    Ihr Vater, der aus Äquatorialguinea auf die Balearen geflohen war, hatte sich schon früh aus dem Staub gemacht.
    "Meinen Vater habe ich das letzte Mal gesehen, als ich neun Jahre alt war. Er hat später noch mal bei uns zuhause angerufen. Aber da hat er sich nicht mehr an meinen Namen erinnert. Sehr speziell, dieser Mann. Er hatte über 100 Kinder, der Arme, da konnte er sich nicht mehr erinnern. So viele Namen!"
    Keine Beziehung zu ihrem Vater
    Es liegt nah, dass sie von ihm zumindest einen Teil ihres künstlerischen Talentes geerbt hat.
    "Er hatte sein halbes Leben in der Bank gearbeitet, danach war er Professor an der Universität. Aber in Wirklichkeit war er Schriftsteller. Er hat Romane geschrieben, auch politische Romane. Und er war einige Jahre Bildungsminister in Äquatorialguinea. Und zwar für die Regierung, die ihn Jahre zuvor auf die Fahndungsliste gesetzt hatte, weil sie ihn umbringen wollte. Bei dieser Regierung war er dann später angestellt. Das ist typisch für Länder wie Äquatorialguinea. Dort geschehen dauernd solche Dinge."
    2014 starb er. Am traurigsten machte sie daran, dass sie keine Trauer fühlte.
    "Ich kannte ihn ja gar nicht richtig. Und man kann sich Gefühle nun mal nicht einfach ausdenken. Mir war klar, dass sich viele Leute daran störten, dass ich nichts fühlte. Die dachten wow, wie kalt die Frau ist! Aber wo kein Schmerz ist, kann man ihn auch nicht fühlen."
    Unerfüllte Liebe
    Es liegt wohl auch an ihrem Kindheitstrauma, dass sich das Thema unglückliche, unerfüllte Liebe seit Anfang ihrer Karriere wie ein roter Faden durch die Texte ihrer Songs zieht und dass ihre Musik immer sehnsuchtsvoll und oft nach emotionaler Zerrissenheit klingt. In "Waves" beschreibt die Musikerin, die sich zur Bisexualität bekennt, die Liebe als Bedrohung.
    "In "Waves" singe ich davon, wie es ist, wenn du in der Liebe so weit gehst, dass du die Dinge nicht mehr unter Kontrolle hast. Einerseits gefällt uns dieses Gefühl. Andererseits versetzt es uns in Panik. Vor allem uns Frauen, die wir uns heutzutage so viel Selbstkontrolle auferlegen. Dieses sich treiben lassen, das macht uns Angst."
    Buika lebt inzwischen wegen des Klimas in Miami. Wegen ihrer Grammyauszeichnungen ist sie auch in den USA prominent. Als Star fühlt sie sich allerdings nicht.
    "Ich fühle mich eher wie eine Soldatin. Ich mache meinen Job ja nicht freiwillig. Ich hab gar keine Wahl – jedenfalls nicht, was meinen Job, was die Musik betrifft. Sie ist meine Mission. Ich bin eine ihrer besten Soldatinnen. Ich habe mich nie als Angestellte oder als Chefin gefühlt. Das passt nicht zu mir. Ich weiß, was ich zu tun habe und wo mein Platz ist. Und ich versuche, mein Bestes zu geben. Aber ich habe nicht das Zeug dazu, ein Star zu sein. Das ist nicht mein Ding. Sterne funkeln, aber sie geben keine Wärme. Ich dagegen bin ein Mensch. Ich möchte Wärme geben. Und ich möchte, dass man mir Wärme gibt. Ich habe Ängste. Ich bin kein Star."
    Auf ihrem neuen Album zeigt sich die mallorquinische Musikerin quasi nackt, in ihrer ganzen Verwundbarkeit. Es ist aber kein Lamento. Buika mixt hier elegant diverse Stilrichtungen, und das macht das Album so abwechslungsreich.