Die Association of Tennis Professionals, kurz ATP, bekommt Konkurrenz. Die Nummer eins der Weltrangliste Novak Djokovic will zusammen mit dem Kanadier Vasek Pospisil eine neue Spielervereinigung gründen.
Das geht aus einem Schreiben an Tennisprofis hervor, das der New York Times und der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Für die neue Spielervereinigung soll Djokovic von seinem Posten als Vorsitzender des Spielerrates der ATP zurückgetreten sein.
Die neue Spielervereinigung will sich mit Themen wie Turnierregeln, Gewinnverteilung, Diszipilarmaßnahmen und anderen organisatorischen Aspekten befassen. Details über die Pläne sind aber noch nicht bekannt - genauso wenig, wie viele Spieler die Pläne unterstützen.
"Jeder ist Solist"
Dirk Hordorff, Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) kritisierte die Aktion im Deutschlandfunk. "Das Männertennis ist leider schon seit einiger Zeit gespalten", sagte Hordorff. "Diese Spaltung ist schädlich, insbesondere für die Spieler. Jeder ist Solist, keiner sieht das Gesamte. Die Spieler sind nicht geeint. Die großen Spieler bekämpfen sich. Jeder Schritt der jetzt kommt, ist ein weiterer Schritt in Richtung Spaltung und nicht in Richtung Vereinigung."
Hordorff monierte, dass die Spieler derzeit nicht wüssten, was sie wollten. Jeder würde nur seine eigene Agenda und Interessen vertreten. Und das obwohl sie eine enorme Macht innerhalb der ATP haben.
"Große Unsicherheit bei den Spielern"
Die Tour bei den Männern wird von der ATP organisiert, die Tour der Frauen von der WTA durchgeführt. Zudem gibt es den Weltverband ITF und die vier Grand-Slam-Turnierveranstalter in Melbourne (Australian Open), Paris (French Open), London (Wimbledon) und New York (US Open). Tennisspieler werden jeder für sich als unabhängiger Vertragspartner betrachtet, nicht als angestellter Arbeitnehmer.
Hordorff bezweifelte, dass die neue angestrebte Professional Tennis Players Association erfolgreich sein könne. "Eine Spielervertretung kann nur erfolgreich sein, wenn sie die wesentlichen Spieler vertritt", sagte Hordorff. Momentan gebe es noch große Unsicherheit. Vielen Spielern fehlten Informationen über den Vorstoß von Djokovic und sie wollten dessen Brief nicht unterschreiben.
Die Top-Spieler würden es aktuell nicht schaffen, die Interessen der kleineren und schwächeren Spieler zu vertreten, kritisierte der DTB-Präsident. Die Spieler drohten deswegen ihre gute Position zu verspielen. Rafael Nadal, Roger Federer und Djokovic würden es nicht hinbekommen, die wesentlichen Probleme anzugehen. "Die wirklichen Thematiken werden nicht gelöst. Das ist eine vertane Chance. Das ist schade."