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Neue Studie
Gute Einstiegschancen nach dem Praktikum

Bundesweit wurden 7500 Praktikanten für eine neue Studie befragt. Dabei zeigt sich: Praktikanten sind in der Regel deutlich zufriedener als noch vor einigen Jahren. Doch Unternehmen müssen sich mehr anstrengen, die jungen Arbeitnehmer langfristig zu binden.

Von Philip Banse |
    Mehrere Studenten in weißen Kitteln arbeiten in einem Labor. Eine Studentin hat einen Mörser in der Hand. Andere betrachten Reagenzgläser.
    Pharma- und Chemiebranche sind führend bei der Arbeitgeberqualität für Praktikanten. (Picture Alliance / dpa / Jan Woitas)
    "Mein Name Laura Casper, ich arbeite hier als Praktikantin bei Searchmetrics. Ich habe Agra-Ökonomik studiert an der Humboldt Uni und danach habe ich einige Zeit beim Fernsehen gearbeitet, bei der Deutschen Welle."
    Die 30-jährige Laura Casper möchte sich beruflich neu orientieren, so stieß sie auf Searchmetrics, eine Berliner Firma mit 100 Mitarbeitern, die Unternehmen dabei hilft, ihre Webseiten bei Google weiter oben zu platzieren:
    "Ich kümmere mich zum Beispiel um Kundenfeedback, wir wollen das jetzt mehr einbinden, weil das ja sehr wichtig ist. Ich nehme das immer auf und schreibe zurück und so weiter. Ich bin eigentlich am täglichen Tagesgeschäft beteiligt mit Kleinigkeiten, helfe dem Tagesgeschäft da weiter."
    Sechs Monate dauert Laura Caspers Praktikum, 35 Stunden die Woche, dafür bekommt sie 600 Euro im Monat. Das liegt über 100 Euro unter dem durchschnittlichen Praktikantenlohn, den jetzt die neue Studie "Praktikantenspiegel" errechnet hat, bezahlt von der Jobbörse Absolventa und dem Beratungsunternehmen Clevis. Generation Praktikum? Ausbeutung und keine festen Jobs mehr, selbst für Akademiker? Davon will Studien-Mitinitiator Christoph Jost von der Jobbörse Absolventa nicht mehr sprechen:
    "Was wir heute sehen, dass man eigentlich von so einer "Next Generation Praktikum" sprechen müsste. Fundamental eigentlich von deutlich zufriedeneren Praktikanten sprechen muss, die so viel verdienen, wie sie wollen und die auch durchaus gute Einstiegschancen nach dem Praktikum in den Beruf haben."
    Praktikanten können von ihrem Lohn leben
    "Die wichtigsten Ergebnisse sind, dass wir hier lauter Leute haben, die sind im Schnitt 24,3 Jahre alt, machen ein 6-monatiges Praktikum, haben einen rechtswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Hintergrund, studieren meist noch und machen im Schnitt fast zwei Praktika über die Zeit und verdienen im Praktikum im Schnitt 736 Euro, das trifft auch ihre Erwartungen und man kann davon leben."
    Sagt Studien-Mitinitiator Ludwig Preller vom Beratungsunternehmen Clevis. Bundesweit wurden 7500 Praktikanten für diese Studie befragt, meist Studierende oder frische Absolventen. Weibliche Praktikanten bekommen übrigens 30 Euro weniger als männliche Praktikanten. Dennoch seien 82 Prozent der befragten Praktikanten mit ihrem Praktikum zufrieden, sagt Preller - das habe aber kaum etwas mit der Entlohnung zu tun:
    "Vom Grundsatz her sind die meisten Praktikanten karriereorientiert und finden lustigerweise die Unternehmenskultur am wichtigsten. Das ist sicherlich eine große Veränderung auch zu vor zehn, 15 Jahren, wo die Karriereorientierung noch sehr stark vergütungsgetrieben war. Heute können wir ganz klar davon sprechen, dass Work-Life-Balance und andere Umgebungsfaktoren eine größere Rolle spielen. Denn: Was finden sie am unwichtigsten? Die Vergütung."
    Lauras Arbeitgeber zeigt stolz das firmeneigene Fitnessstudio.
    "Waren Sie hier mal drin?"
    - "Nein, ehrlich gesagt nicht. Aber ich bin ganz oft in der Küche. Ich mag auch, dass es hier Gratisgetränke gibt, das finde ich sehr schön. Das ist wirklich ein großer Bonus, sehr nette Kollegen und ein sehr junges, dynamisches Umfeld."
    Ziel der Praktikumsstudie war es, Unternehmen und Branchen zu finden, die attraktive Praktika anbieten.
    Pharma- und Chemiebranche führen bei Arbeitgeberqualitäten
    "Also Medien und Marketing sind ganz hinten, leider. Da haben wir die schlechtesten Ergebnisse im Praktikantenspiegel, was Arbeitgeberqualität angeht. Führend ist ganz klar Pharma, Chemie. Gefolgt von IT- und Telekommunikationsunternehmen sowie Konsumgüter und Automobil."
    Auch die besten Unternehmen hielten jedoch keinen Kontakt zu ihren Praktikanten, sagt Unternehmensberater und Studien-Initiator Preller. Firmen, die gute Praktika anböten, könnten - etwa durch Alumni-Netzwerke - leichter bessere Mitarbeiter gewinnen.
    "Im Vergleich zu den normalen Recruiting-Kosten, kommt man da deutlich günstiger weg. Das ist eine Sache, die man aus dieser Studie lernen kann, dass Unternehmen sich anstrengen sollten, Leute, die sie früh kennenlernen, langfristig zu binden."
    "Ich habe sehr sehr viel gelernt. Suchmaschinenoptimierung kannte ich mich nicht aus. Habe so viel gelernt, Produktmanagement, neue Software, habe sehr viel gelernt."
    Laura Caspers sechs Monate bei der Internet-Firma sind jetzt um:
    "Ich hoffe, dass die mir einen anderen Vertrag anbieten, dass ich dann hier weiter arbeiten kann."
    Der Marketingchef der Firma sitzt Laura Casper gegenüber. Und lächelt.