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Neue Synagoge in Unna
Vom Kirchturm strahlt ein Davidstern

Alexandra Khariakova kam 1995 im Durchgangslager Unna für Geflüchtete aus der ehemaligen Sowjetunion an. Ihr Traum von einer liberalen Synagoge wurde vor einigen Monaten wahr. Zwischen Durchgangslager und Gotteshaus liegen nur wenige hundert Meter, doch es war ein weiter Weg.

Von Igal Avidan |
Die neue Synagoge in Unna aus
So sieht die neue Synagoge jetzt aus (Deutschlandradio/ Avidan)
Die Buderusstraße im Stadtteil Unna-Massen ist an diesem Morgen polizeilich abgesperrt. Unter einem weißen Baldachin laufen einige Männer und Frauen voran, unter ihnen Alexandra Khariakova, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Unna. Die kleingewachsene Frau trägt eine schwere Thorarolle. Diese ist in einen blauen Thoramantel eingehüllt und von zwei silbernen Aufsätzen und einem silbernen Schild geschmückt: Zwei Löwen halten die zehn Gebote. Der Bläserchor – sechs Männer und eine Frau - begleitet die Prozession. Die Musiker spielen "Großer Gott, wir loben Dich", weil der feierliche Einzug in die neue liberale Synagoge führt, die bis vor kurzem eine evangelische Kirche war.
"Diese Prozession mit der Thorarolle, das war etwas Unbeschreibliches für mich. Es war für mich etwas ganz Besonderes", sagt Alexandra Khariakova. Denn auf der anderen Seite der Buderusstrasse begann ihr neues Leben in Deutschland. Im dortigen Durchgangslager im östlichen Ruhrgebiet fanden sie, ihr Mann und die beiden Kinder 1995 ihre erste Unterkunft - nur 500 Meter von der neuen Synagoge entfernt.
"Das Leben war schlecht und man suchte die Schuldigen"
"Wenn wir hierher kamen, waren die ersten zwei Wochen für uns hier in der Landesstelle wie im Paradies: Die Vögel zwitschern, alle Strapazen von der Reise sind weg."
Vier Tage dauerte die Busfahrt aus der Ukraine, woher Alexandra Khariakova vor dem wachsenden Antisemitismus geflohen war.
"Das Leben war schlecht und man suchte die Schuldigen. Es kamen Plakate auf die Garagenwand: Juden müssen raus. Es kamen die Listen im Internet, dass dein Nachbar Jude ist. Das war eine ganz unangenehme Situation".
Alexandra Kariakhova vor dem eingerüsteten Kirchturm der evangelischen Kirche in Unna
Alexandra Kariakhova vor dem eingerüsteten Kirchturm der evangelischen Kirche in Unna (Deutschlandradio/ Avidan)
Von ihrer Cousine, die in Deutschland gelebt hatte, erfuhr sie vom Aufnahmeprogramm für Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Vom Judentum wusste Khariakova nur sehr wenig. Sie wurde Mitglied der jüdischen Gemeinde im benachbarten Dortmund und meldete ihre Kinder bei der Religionsschule der orthodoxen Gemeinde an. Weil sie inzwischen eine feste Arbeit gefunden hatte, fuhr ihr Mann den siebenjährigen Sohn in die 15 Kilometer entfernte Synagoge.
"Dort war Religionsunterricht für Kinder und der Kleine darf in die Synagoge natürlich zum Unterricht und Papa muss draußen bleiben. Das war Winter und das war geschah nicht einmal. Er hat oft die Kinder dahin gebracht und hörte die gleiche Ausrede: ‚Sie haben hier nichts zu suchen. Die Kinder kommen rein, sie nicht‘", sagte der Hausmeister. Alexandra Khariakova beschwerte sich beim Vorstand ihrer Dortmunder Gemeinde, aber das half nichts.
"Tolle Idee, mach es"
Die energische doch stets freundliche Frau hatte erkannte, dass die Gemeinde mit der großen Zahl der zugewanderten Juden offensichtlich überfordert war. Nachdem sie Deutsch gelernt und eine Umschulung zur Bauzeichnerin absolviert hatte, beschloss sie, den jüdischen Zuwanderern in Unna zu helfen. Sie engagierte sich im Integrationsrat Unna und wandte sich an den evangelischen Pfarrer Jürgen Düsberg, der mit dem "Arbeitskreis jüdisches Leben in Unna" Stolpersteinverlegungen für verfolgte Juden und Besuchsprogramme für ehemalige Zwangsarbeiter organisierte.
"In dieser Gruppe der Zwangsarbeitereinladenden kam eines Tages Frau Khariakova auf mich zu und sagte: ‚Hör mal, wie haben eine Idee: ‚Wir Russen, die wir alle gekommen sind, wir wollen einen Verein gründen‘. Und das hatten wir noch nie! Das war bei diesen Russen das erste Mal. Ich habe gesagt: ‚Tolle Idee, mach es!‘ Sie hat gesagt:… ‚Wir wollen uns mit unseren jüdischen Wurzeln und unserer Geschichte beschäftigen, aber es darf nichts mit Religion zu tun haben‘. Und dann musste ich als evangelischer Theologe ihr sagen: ‚Judentum ohne Religion ist eigentlich nicht denkbar‘".
Pfarrer Jürgen Düsberg gründete 2003 zusammen mit anderen einen "Jüdisch kulturell-integrativen Vereins Stern": "ein integrativer Verein, zu dem die Juden, die langsam es begriffen wieder, dass sie Juden waren, und Bürger von Unna eingeladen wurden".
Bei der Integration half auch der Caritas-Verband. Ralf Plogmann, Vorstand des Caritasverbandes für den Kreis Unna, erzählt von der Halacha, dem jüdischen Gesetz. Demnach ist Jude, wer von einer jüdischen Mutter geboren oder zum Judentum übergetreten ist. Als Juden diskriminiert wurden in Osteuropa jedoch auch Menschen mit jüdischem Vater. "Die jüdische Gemeinde in Dortmund beriet hauptsächlich diejenigen, die nach der Halacha entsprechend auch jüdische Flüchtlinge waren… Aber es kam auch die Frage oft, wie können wir uns untereinander treffen und etwas über unsere jüdische Identität erlernen… auch für unsere Kinder", sagt Ralf Plogmann.
Ein historischer Moment
Bald nach der Vereinsgründung erweiterten die Juden in Unna ihre Pläne, sagt Alexandra Khariakova:
"Es war uns klar: Es geht nicht nur um Integration in Deutschland, es geht um Integration ins Judentum".
Im Jahr 2004 sollte erstmals das jüdische Neujahrfest Rosh Hashana in Unna gefeiert werden. Nur drei wollten dafür nach Dortmund fahren. Zur Premiere kamen aber 60 Leute, doppelt so viele wie erwartet. In der Folge organisierte der Stern Veranstaltungen zu jüdischen Festen, Gottesdienste und Shabbatfeiern, an denen auch Nichtjuden teilnahmen.
Manchmal versammelten sich die Juden im katholischen Altersheim St. Bonifatius, kurz Boni, erzählt Heimleiter Burkhard Keseberg. "Da haben sie ihre Deutschkurse hier gemacht… und wir haben das als Träger natürlich wohlwollend auch begleitet".
Dass Juden in diesem katholischen Altenheim wieder das Lichterfest feiern konnten, war für viele Beteiligte ein historischer Moment. Denn an dieser Stelle stand früher das jüdische Altenheim, in dem die letzten Juden in Unna vor der Shoah gelebt hatten.
Vergessen wurden diese letzten Juden in Unna nicht. Hinter der schweren Eichentür des Betsaals sitzt Paula Overbeck an der elektrischen Orgel. Die pensionierte Lehrerin begleitet seit vielen Jahren die heilige Messe, die gerade zu Ende gegangenen ist, ehrenamtlich.
Deportation 1942
Paula Overbeck, Jahrgang 1934, kann sich noch gut erinnern an die alten Juden in diesem Haus.
"Hier war ein wunderbarer Park… ums Haus herum und da haben wir als Kinder – ich wohne vis-à-vis, Kriegen gespielt, Verstecken. und die Senioren hier waren sehr edel, mit anderen Worten: hatten eine gewisse Bildung. Da kann ich mich erinnern… ich war acht und neun. Und das Entsetzliche war: Man wollte sie aushungern. Sie kriegten also nichts zu essen, konnten nichts mehr kaufen und dann hat meine Mutter immer gesagt: Bring ihnen Kartoffel und Gemüse, lass dich aber nicht erwischen".
1942 erlebte Paula Overbeck die Deportation der Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims:
"Das war eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Und dann kam morgens ein LKW-Fahrer und dann wurden sie abtransportiert… also richtig brutal…. Wir standen natürlich am Zaun und haben geguckt. Schrecklich, nee?"
60 alte Menschen kamen ins Konzentrationslager Theresienstadt. Mit dem Tod der letzten sechs bettlägerigen kranken Juden endete 1942 das jüdische Leben in Unna.
Dieses Leben begann hatte im Jahr 1304 begonnen. Aber erst Ende des 18. Jahrhunderts richtete die damalige kleine jüdische Gemeinde eine Betstube in einer Privatwohnung ein. 1849 kaufte die jüdische Gemeinde Unna die alte katholische Klosterkirche und weihte sie 1851 als Synagoge. Beim Kristallnachtpogrom 1938 wurde sie angezündet und brannte nieder.
Unterstützung der Politik
2007 wurde in Unna die jüdische Gemeinde "Ha Kochaw", Hebräisch für "der Stern" gegründet. Die aus Kiew stammende liberale Rabbinerin Natalia Verzhbovska, die erste Rabbinerin in Nordrhein Westfalen, betreut seit Ende 2015 die Gemeinde in Unna (zusätzlich zu den liberalen Gemeinden in Köln und Oberhausen:
"Jede Gemeinde hat einen eigenen Charakter und Unna… das ist die Gemeinde mit dem größten Herz".
Der Student Pascal Krümmel schrieb seine Masterarbeit über die Institutionalisierung der jüdischen Gemeinde in Unna.
"Was die jüdische Gemeinde in Unna richtig gemacht hat ist direkt bei der Politik Unterstützung zu finden, viele Freunde aufzusuchen, Netzwerke aufzubauen und an der Sichtbarkeit zu arbeiten, um dementsprechend weitere Unterstützung und weitere Hilfen zu bekommen".
Von dieser Vernetzung profitierten die Juden in Unna, als sie ein eigenes Zuhause suchten, erinnert sich Alexandra Khariakova.
"Und dann, ein paar Jahre später, haben Menschen gefragt: Wieso haben wir keine Synagoge?"
Es war ein Zufall, dass sowjetischen Juden sich ausgerechnet in Unna niedergelassen haben.
Die erste Station in Deutschland für rund 50.000 "Kontingentflüchtlinge", die Nordrhein-Westfalen zugewiesen wurden, war das Flüchtlingsheim in Unna. Die Geschichte dieser sogenannten "Aufnahmestelle" im Stadtteil Massen war auch für die Gründung der ersten Synagoge in Unna nach der Shoah maßgeblich.
Durchgangslager für Vertriebene
Ende 1951 wurde das Durchgangslager für Vertriebene und Flüchtlinge aus der DDR nach Massen verlegt. Später war es die erste Adresse für deutsche Aussiedler aus Osteuropa, Russlanddeutsche und ab 1991 für jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.
Zur Unterstützung der Integration der evangelischen Zuwanderer entstand 1959 im benachbarten Bodelschwingh-Haus der Kirchlich-Diakonische Dienst. Pfarrer Jürgen Düsberg:
"Dasselbe hat die katholische Kirche auch getan. Beide Kirchen haben sich in der Verantwortung gefühlt, die Zuwanderer auch geistlich theologisch zu begleiten und deswegen Gemeindehäuser gebaut. Jahrelang haben zu diesem Zweck die beiden Gemeindehäuser gedient".
Nachdem die Landesstelle 2009 geschlossen wurde, übergab der Kirchenkreis das Bodelschwingh-Haus 2010 an die liberale jüdische Gemeinde Unna, die es als Betraum und Gemeindezentrum benutzte.
Jürgen Eckelsbach, Pastor der evangelischen Kirchengemeinde in Unna-Massen:
"Ich glaube, dass hier eine spezielle Offenheit da ist. Hier ist natürlich auch, dass damals die Menschen in den Holocaust verschwunden sind eine besonders intensive Verbindung mit der Geschichte…Ansonsten sind wir am Rande des Ruhrgebiets und das Ruhrgebiet ist eine Gegend, die ja immer auch mit und von der Migration gelebt hat."
Als nächsten Schritt der Freundschaft bot der Evangelische Kirchenkreis Ende 2014 der Jüdischen Gemeinde an, das Gebäude und das Grundstück für den symbolischen Betrag von einem Euro zu kaufen, so dass sie es zur Synagoge umgestalten konnte.
Bethaus und Friedhof
2015 begann die Planung und die Spendensammlung für den Umbau. Als Vorbild diente die Synagoge Beit Tikwa in Bielefeld, die ebenfalls vorher von einer evangelischen Kirchengemeinde genutzt wurde.
Während der Zeit des Umbaus fanden die Gottesdienste im Melanchthon Haus der evangelischen Friedenskirche und im Gemeindehaus der katholischen Pfarrei St. Katharina statt, wo Pfarrer Paul Mandelkow amtiert:
"Ich erlebe Unna als eine weltoffene Stadt, wo kein Platz ist für Rechtsextremismus… und erlebe das auch ganz schön, dass die Religionen… im guten Miteinander hier in Unna zusammen sind. Das ist sehr erfreulich. Und die Juden sind einfach ja nun einfach auch mal unsere Vorläufer (und eben sehr verwandt für unsere Glaubensgeschichte auch). Sie sind unsere direkten Brüder und Schwester".
Eine jüdische Gemeinde hat erst dann eine Zukunft, wenn sie nicht nur ein eigenes Bethaus hat, sondern auch einen Friedhof, wo die Toten, anders als bei Christen, eine ewige Ruhe genießen.
Das Verhältnis zur orthodoxen Gemeinde in Dortmund war zeitweise angespannt, die unterschiedlichen Vorstellungen von Jüdischkeit haben nicht nur für lebende, sondern auch für Verstorbene Folgen. Stein des Anstoßes war jahrelang der stillgelegte jüdische Friedhof in Unna. Dieser wurde nach der Shoah dem Landesverband Westfalen-Lippe, mit Sitz in Dortmund, übertragen, denn die jüdische Gemeinde in Unna hatte nicht mehr existiert.
Alexandra Khariakova kämpft seit 2013 für die Rückgabe dieses Friedhofs: "Verstorbene Gemeindemitglieder aus Unna können an zwei Stätten beerdigt werden: "In Dortmund oder bei liberalem Giur auf (einem) christlichen Friedhof, weil der liberale Giur wurde von orthodoxen Rabbinern nicht anerkannt."
Die Zukunft der Gräber
Die orthodoxe Dortmunder Gemeinde betrachtet diese verstorbenen Juden aus Unna nicht als Juden. Die Stadt Unna hat zwar der jüdischen Gemeinde angeboten, einen Teil des städtischen Friedhofs zu nutzen, aber rechtlich gilt das nur für 25 Jahre, höchstens für 50. Und was passiert mit den Gräbern danach?
Zwi Rappoport, Vorsitzender des Landesverbandes (der jüdischen Gemeinden von) Westfalen-Lippe ist optimistisch:
"dass wir kurz davor sind… den Friedhof wieder zu öffnen… den alten Friedhof in Unna. Dort sind auch Plätze frei, so dass demnächst die Bedenken der Mitglieder, die Angst hatten, nicht jüdisch begraben zu werden, damit aufgehoben ist. Wir haben diesen Friedhof der Gemeinde Unna zur Nutzung überlassen".
Solange die Bezirksregierung Arnsberg die Nutzung des geschlossenen Friedhofs in Unna nicht genehmigt, müssen verstorbene Juden aus Unna, die liberal konvertiert sind, auf einem christlichen Friedhof beigesetzt werden.
Sobald der Gemeinde in Unna die Nutzung des alten Friedhofs erlaubt wird, wird auch die Zahl der heute 120 Gemeindemitglieder steigen. Davon ist Khariakova überzeugt.
Nach der Sanierung der Räume im neuen Gemeindezentrum strebt sie die Gründung einer jüdisch geführten Großtagespflege für Kleinkinder alle Religionen an.
Originalsand aus der Nevev-Wüste
Diese liberale Toleranz konnte man im Juli vergangenen Jahres auch bei der Einweihung der Synagoge erleben, an der Christen und Muslime teilnahmen. Mit Gesang begleiteten sie die Übergabe der Thora in der Synagoge.
Die Gäste blickten auf den blauen Davidstern vor gelbem Hintergrund an der Spitze des Turms und schauten auf die fünf großen bunten Fenster im Gebetsaal. Die Bedeutung dieser Farben auch im Thoraschrank erklärt Innengestalter Matthias Hauke: "Die Fenster resultieren aus den zwölf Stämmen Israels. Jeder Stamm ist ein Edelstein und die Edelsteine sind in den Farben und alle zwölf Farben sind hier mit integriert. Der Schrank selbst hat zwölf Farben".
Er wird im Inneren von den Namen der Zwölf Stämme geschmückt. Ein aus kleinen Lämpchen bestehender Sternenhimmel über der Bimah stellt die Sternenkonstellation zum Zeitpunkt der Eröffnungsfeier mit der Blickrichtung von Unna nach Jerusalem dar. Sogar im Boden findet man ein Stück Israels. Matthias Hauke:
"In dem Boden, in dem Estrich, ist Originalsand aus der Negevwüste, den hat die Vorsitzende Alexandra Khariakova aus ihrer letzten Reise von Israel mitgebracht und es soll symbolisch so sein, dass die Gemeinde auf israelischem Boden steht".
Den vorderen Teil des Saals kann man als Kidduschraum abtrennen. Ein Kiddusch ist ein Segensspruch über einen Becher Wein am Shabbat. Den Raum schmückt das große Bild einer Weinrebe. Am Klavier im vorderen Teil des Saals wird der liberale Gottesdienst begleitet. Bei der ersten Feier des Shabbat in der neuen Synagoge herrscht eine besonders feierliche Stimmung.
Die Rabbinerin Natalia (Natascha) Verzhbovska, Absolventin des Abraham Geiger Kollegs, spricht während ihrer Ordination in der Synagoge Beit Tikwa in Bielefeld im August 2015
Die Rabbinerin Natalia (Natascha) Verzhbovska (dpa / Robert B. Fishman)
Nach der Eröffnung mit vielen Prominenten am Tag zuvor können die Gemeindemitglieder zum ersten Mal ihre Synagoge betreten. Auch viele Freunde der Gemeinde, die sie seit Jahren begleiten, nehmen am Gottesdienst teil. Sie singen zusammen mit der Rabbinerin Natalia Verzhbovska, die einen Gebetsschal trägt und von zwei Mädchen aus der Gemeinde begleitet wird. In einem orthodoxen Gottesdienst wäre das unmöglich.
Damit sich alle zu Hause fühlen, erklärt die Rabbinerin die beiden Gebetsbücher oder "Sidurim" zuerst den russischsprechenden Gemeindemitgliedern. Dann wendet sie sich an die Gäste:
Schließlich würdigen alle, Juden und Nichtjuden, gemeinsam die große Leistung von Alexandra Khariakova, die die Rabbinerin "die Mutter der Gemeinde" nennt. Khariakova steht auf der Bühne mit feuchten Augen, zündet gekonnt die Shabbatkerzen an und spricht den Segensspruch: