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Neue UNESCO-Weltkulturstätten in Deutschland
Maria Böhmer: "Das ging in Rekordzeit"

Drei deutsche Kurstädte und die Künstlerkolonie Mathildenhöhe zählen nun zum Kulturerbe der Menschheit. Während die eine Entscheidung schnell fiel, gab es bei der Mathildenhöhe "Reibungspunkte", sagte die UNESCO-Chefin in Deutschland Maria Böhmer und betonte: Mit dem Welterbetitel sei eine Verpflichtung verbunden.

Maria Böhmer im Gespräch mit Anja Reinhardt |
Aussenaufnahme des Kurhauses in Baden-Baden. Am 24.07.2021 wurde der Kurort bei der 44. Sitzung des Unesco-Weltererbekomitees in die Liste der Kultur- und Naturstätten aufgenommen, als "Great Spas of Europe" - bedeutendste Kurstädte Europas.
Das Kurhaus Baden-Baden ist nun Teil des UNESCO-Welterbes (picture alliance/dpa/Uli Deck)
In Deutschland gibt es jetzt 48 UNESCO-Welterbestätten. Neu dabei: das Jugendstilensemble auf der Darmstädter Mathildenhöhe und die drei Kurbäder Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen, die gemeinsam mit acht weiteren europäischen Kurstädten ausgezeichnet wurden. Maria Böhmer, die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, zeigte sich über die rasche Entscheidung des zuständigen Komitees der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) auf seiner 44. Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou erfreut.

"Great Spas gehören zum Welterbe der Menschheit"

"Das ging in Rekordzeit. Ich war selbst verblüfft, als ich die Sitzung verfolgte", sagte Böhmer in Kultur heute: "Noch nicht einmal fünf Minuten. Es gab keine Anmerkungen, es gab keinen Antrag dazu. Alle waren sich einig, diese Great Spas (Bäder- und Kurorte, Anm. d. Red.) gehören zum Welterbe der Menschheit." Zu den weiteren ausgezeichneten Bädern zählen das belgische Spa, Vichy in Frankreich, das englische Bath sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in Tschechien.
Etwas länger habe die Entscheidung für die Mathildenhöhe gedauert, so Böhmer. Der außergewöhnliche, universelle Wert leuchtete aber auch im Fall des Darmstädter Jugendstilensembles ein. Es markiert einen Wendepunk der Kunst und Architektur an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Reibungspunkt für das Komitee sei das geplante Besucherzentrum gewesen, sagte Böhmer. "Aber da hat Darmstadt sich klug verhalten und hat gesagt: Das planen wir um."

Nachhaltiger Tourismus ist Pflicht

Zur Frage nach den Auswirkungen der Klimakatastrophe auf die Wahl der Welterbestätten und zum Hochwasserschutz wies Böhmer auf Venedig hin. Die Lagunenstadt habe Kreuzfahrtschiffen untersagt, dort einzulaufen, damit Überschwemmungen vermieden werden und der Welterbetitel nicht verloren gehe. "Man muss einen nachhaltigen Tourismus gestalten. Das ist Verpflichtung für alle Welterbestätten für die Zukunft", betonte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Schutz und Erhalt der Welterbestätten müssten beachtet werden, so Böhmer, sonst drohe die Aberkennung der Auszeichnung - wie im Fall der historischen Hafenanlagen von Liverpool geschehen.
Bis Ende Juli tagt das Welterbekomitee noch in Fuzhou. Auf der Bewerbungsliste um den Welterbetitel sind aus deutscher Sicht noch der Donaulimes als Teil der römischen Grenze und die deutschen "SchUM"-Stätten in Mainz, Speyer und Worms mit ihrem jüdischen Kulturerbe. "SchUM" ist ein Akronym aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Namen der Städte am Rhein.
Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, am 12.12.2018 im Berliner Haus der Kulturen der Welt beim Festakt "40 Jahre für Integration"
Maria Böhmer ist seit 2018 Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Sie lehrt als Professorin für Erziehungswissenschaft in Heidelberg. Von 1990 bis 2017 gehörte sie dem Deutschen Bundestag an und war von 2013 bis 2018 Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragte für UNESCO-Welterbe, Kulturkonventionen sowie Bildungs- und Wissenschaftsprogramme.