Donald Trump ist gut drei Wochen im Amt. Drei Wochen, in denen Einwanderer, Muslime, aber auch Wissenschaftler sind fragen: wie geht’s eigentlich weiter für uns? Peter Gleick, Wissenschaftler des Pacific Institutes in Oakland beschreibt die Stimmung unter den Klimaforschern in Trump-Zeiten:
"Es gibt Sorge in der Wissenschafts-Community in den USA, dass die neue Regierung mit ihrem Angriff auf Klimaforschung und Wissenschaftler weitermachen wird."
Auf seinem Twitter-Account schäumt der Wissenschaftler fast über, wenn er über die Trump-Regierung schreibt. Michael Halpern von der Union of Concerned Scientist erklärt, was den Wissenschaftlern Sorge bereitet:
"Wir haben nicht viele Zusagen gehört von Leuten, die Behörden leiten sollen, dass sie die Rolle der Wissenschaftler respektieren, wenn es darum geht Richtlinien zu erarbeiten. Wir haben Vorschläge gehört, dass es deutliche Kürzungen bei Behörden wie der EPA geben soll."
Kongressabgeordneter will Umweltbehörde abschaffen
Ein Kongressabgeordneter hat sogar einen Gesetzesentwurf vorgelegt, um die Umweltbehörde EPA komplett abzuschaffen. Auch die Entscheidung, den Bau der Dakota Access Pipeline wieder voranzutreiben, sorgt bei den Wissenschaftlern für Stirnrunzeln:
"Das Problem mit der Pipeline ist aus Sicht der Wissenschaftler, dass das Ingenieurkorps der US-Armee nicht die nötigen Untersuchungen durchgeführt hat, um festzustellen, was passieren könnte und was die Risiken sind. Sie gehen komplett blind in diese Sache rein und können keine gut informierte Entscheidung treffen."
Der Klimaschutz soll kein Klotz am Bein sein, nichts, was Unternehmen als Bremse empfinden können – das ist die Linie der Trump-Regierung. Das versicherte der US-Präsident bei einem Treffen mit Autobauern gleich am Anfang seiner Amtszeit:
"Ich habe Freunde, die hier bauen wollen und planen das jahrelang. Und dann bekommen sie ihre Genehmigung nicht wegen irgendwelcher Umweltauflagen, von denen noch keiner gehört hat. Das ist verrückt. Ich bin in weiten Teilen Umweltschützer, aber das ist außer Kontrolle. Wir werden den Prozess verkürzen, Sie werden schnell wissen, ob Sie die Genehmigung bekommen oder nicht. Im großen und ganzen, werden wir Ihnen Ihre Genehmigung erteilen. Wir werden sehr freundlich sein."
Verwirrung um die Zukunft der EPA
Wissenschaftler, die für die Umweltbehörde EPA arbeiten, erleben gerade ein ganz neues Arbeiten, so Michael Halpern:
"Es ist interessant, dass bei der EPA nichts aufgeschrieben wird. Die meisten neuen Anordnungen werden durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt. Viele Wissenschaftler erfahren von neuen Regelungen aus den Nachrichten statt von ihren Vorgesetzten. Es gibt viel Verwirrung, wie die Zukunft der Behörde aussehen wird."
Aber Halpern ist sich sicher, dass Wissenschaftler, die bei der US-Regierung angestellt sind, Wege finden, ihre Erkenntnisse und ihre Sorgen publik zu machen. Manche Forscher würden 30 Jahre Erfahrung mitbringen:
"Sie wissen, wie man Widerstand leistet. Es gibt so viele Wege, Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen, was in den Behörden los ist wie alternative Twitter-Accounts. Es gibt Möglichkeiten, die es vor 10, 15 Jahren noch nicht gab. Man wird sehen, wie Angestellte im Öffentlichen Dienst kreative Wege finden, um Widerstand zu leisten. Sie werden mit Wissenschaftlern außerhalb der Regierung kooperieren, um ihre Geschichten öffentlich zu machen.
Auf einen offenen Brief von Wissenschaftlern hat Trump nicht reagiert. Darin hatten sie gefordert, dass Trump sich einen Wissenschaftsberater an die Seite holt. Die Forscher schauen sich genau an, was Trump in anderen Politikfeldern macht und ziehen ihre Schlüsse. Michael Halpern beschreibt ein Treffen mit Trump, wo es um das Thema Kriminalität ging:
"Einer, mit dem er gesprochen hat, sagte, dass ein Senator einen Gesetzesvorschlag mache, den er ablehnen würde und Trump sagte: Warum nennen sie mir nicht seinen Namen, wir können seine Karriere zerstören. Viele Wissenschaftler, die bei der Regierung angestellt sind, haben Angst, zur persönlichen Zielscheibe für Trump oder seine Leute zu werden. Oder von Leuten, die unabhängige Forschung innerhalb der Regierung angreifen wollen."
Tracey Woodruff, ehemals bei der EPA angestellte Wissenschaftlerin, sieht Absetzbewegungen bei ihren Kollegen. Die Angst geht um:
"Ich kenne Wissenschaftler, die in Rente gegangen sind oder darüber nachdenken, weil sie Sorge haben, was mit ihrer Forschung oder mit ihnen passiert, wenn sie sich äußern."
Veränderungen in der Einwanderungspolitik, die anstehen könnten, bereiten Michael Halpern von der Union of Concerned Scientists auch Kopfschmerzen:
Forscher-Demonstration am 10. März in Washington geplant
"Der Ruf der USA als Wissenschaftsstandort ist in Gefahr, wenn wir unsere Grenzen schließen und weniger offen sind für Menschen unterschiedlichster Herkunft."
Die Forscher sind in Aufruhr – nicht umsonst planen sie eine große Demonstration in Washington für den 10. März. Ein Marsch für die Wissenschaft. Sie wollen, dass Trump sie hört. Und nicht nur er. Sie werden nicht schweigen, verspricht Halpern:
"Wissenschaftler sind entschlossener denn je, die Forschung zu verteidigen. Sie werden nicht den Mund halten, nur weil ein neuer Präsident eingezogen ist. Wir haben einen Präsidenten gewählt, keinen Diktator. Es gibt viele Checks and Balances, die Forscher nutzen werden, um dafür zu sorgen, dass sich der Schaden in Grenzen hält.
Die Zeit der Politik zuzusehen, ist für viele vorbei. Wissenschaftler werden politischer. Eine Grassroots-Organisation will dabei helfen, mehr Wissenschaftler und Ingenieure dazu zu bringen, für ein Amt zu kandidieren. Das Interesse ist sprunghaft angestiegen. Ein Forscher hat sich schon entschlossen, 2018 für den Senat zu kandidieren. Sein Slogan: Freiheit. Gleichheit. Wirklichkeit.