In der nächsten Woche hat das Ballett Onegin-Premiere. Und wieder gab es Ärger. Die Solotänzerin Swetlana Sacharowa hat lautstark die Proben verlassen, weil sie nicht für die A-Besetzung vorgesehen war. So klang denn eine der ersten Äußerungen des neuen Direktors Vladimir Urin wie ein Appell:
"Ich plane keine Revolution. Ich weiß sehr gut, dass in diesem Theater, wie übrigens in jedem Theater, ein Mensch allein überhaupt nichts ausrichten kann. Und ich hoffe sehr, dass die Mehrheit der hier Beschäftigten, talentierten und tollen Leute meine Verbündeten sind. Wir können die Probleme, die diese Truppe hat und die jede Truppe hat, nur gemeinsam lösen."
Natürlich sprach Kulturminister Medinski ihm sein volles Vertrauen aus.
"Unsere Entscheidung war nicht spontan, sondern Teil eines Konzepts des Kultusministeriums für die Erneuerung und Reform unserer Kultureinrichtungen, die schrittweise unter Berücksichtigung der Traditionen und Erfahrungen geschehen soll."
Erfahrung hat der neue Direktor Vladimir Urin. Zuletzt leitete er das Stanislawski Musiktheater in Moskau. Der 66-Jährige weiß, wie man mit Skandalen umgeht. Im letzten Jahr wurde im Stanislawski-Theater der Sommernachtstraum von Benjamin Britten aufgeführt. Die Oper wurde inszeniert von einem offen homosexuellen Regisseur. Der verlegte die Handlung denn auch in ein Knabeninternat. Das Ganze war eine internationale Koproduktion und zuvor in London uraufgeführt worden.
In Moskau brach ein Sturm der Entrüstung los. Eltern nahmen ihre Knaben aus dem Chor, wegen angeblich Charakter verderbender Handlungen auf der Bühne. Hier würde Homosexualität propagiert, und das Ganze sei pornografisch. Ein Sturm der Entrüstung, ohne dass vorher irgendjemand etwas von dem Stück gesehen hatte. Dazu damals Urin:
"Ich bin der vollen Überzeugung, dass unser Theater nichts propagiert. Die Leute, die hier arbeiten, sind viel zu verantwortungsbewusst, um so etwas zu machen. Unser Theater provoziert nicht. Das ist nicht unser Ziel. Jeder, der unser Theater kennt, weiß, dass wir mit jedem Thema sehr akkurat und vorsichtig umgehen."
Damals war Propaganda von Homosexualität noch keine Straftat.
Auf der Bühne gab es denn auch keinerlei sexuelle Handlungen, keine nackten Darsteller, nicht mal Küsse. Gefragt, warum es dennoch ein Skandal werden konnte, zog Urin die Deformationen der Sowjetzeit heran und schimpfte auf den sogenannten Sowjetmenschen:
"Das verdanken wir unserem wohlbekannten alten Sovok-System. Ich habe zwar Pasternak und Solschenizyn nicht gelesen, aber das gefällt mir nicht."
Sowjetnostalgie ist von ihm also nicht zu erwarten. Dafür ganz viel Handwerk.
"Ich plane keine Revolution. Ich weiß sehr gut, dass in diesem Theater, wie übrigens in jedem Theater, ein Mensch allein überhaupt nichts ausrichten kann. Und ich hoffe sehr, dass die Mehrheit der hier Beschäftigten, talentierten und tollen Leute meine Verbündeten sind. Wir können die Probleme, die diese Truppe hat und die jede Truppe hat, nur gemeinsam lösen."
Natürlich sprach Kulturminister Medinski ihm sein volles Vertrauen aus.
"Unsere Entscheidung war nicht spontan, sondern Teil eines Konzepts des Kultusministeriums für die Erneuerung und Reform unserer Kultureinrichtungen, die schrittweise unter Berücksichtigung der Traditionen und Erfahrungen geschehen soll."
Erfahrung hat der neue Direktor Vladimir Urin. Zuletzt leitete er das Stanislawski Musiktheater in Moskau. Der 66-Jährige weiß, wie man mit Skandalen umgeht. Im letzten Jahr wurde im Stanislawski-Theater der Sommernachtstraum von Benjamin Britten aufgeführt. Die Oper wurde inszeniert von einem offen homosexuellen Regisseur. Der verlegte die Handlung denn auch in ein Knabeninternat. Das Ganze war eine internationale Koproduktion und zuvor in London uraufgeführt worden.
In Moskau brach ein Sturm der Entrüstung los. Eltern nahmen ihre Knaben aus dem Chor, wegen angeblich Charakter verderbender Handlungen auf der Bühne. Hier würde Homosexualität propagiert, und das Ganze sei pornografisch. Ein Sturm der Entrüstung, ohne dass vorher irgendjemand etwas von dem Stück gesehen hatte. Dazu damals Urin:
"Ich bin der vollen Überzeugung, dass unser Theater nichts propagiert. Die Leute, die hier arbeiten, sind viel zu verantwortungsbewusst, um so etwas zu machen. Unser Theater provoziert nicht. Das ist nicht unser Ziel. Jeder, der unser Theater kennt, weiß, dass wir mit jedem Thema sehr akkurat und vorsichtig umgehen."
Damals war Propaganda von Homosexualität noch keine Straftat.
Auf der Bühne gab es denn auch keinerlei sexuelle Handlungen, keine nackten Darsteller, nicht mal Küsse. Gefragt, warum es dennoch ein Skandal werden konnte, zog Urin die Deformationen der Sowjetzeit heran und schimpfte auf den sogenannten Sowjetmenschen:
"Das verdanken wir unserem wohlbekannten alten Sovok-System. Ich habe zwar Pasternak und Solschenizyn nicht gelesen, aber das gefällt mir nicht."
Sowjetnostalgie ist von ihm also nicht zu erwarten. Dafür ganz viel Handwerk.