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Neuer Anlauf für De-Mail

Schon seit anderthalb Jahren vermarktet die Deutsche Post ihren E-Postbrief. Jetzt zieht die Deutsche Telekom nach. Mit De-Mail soll manch herkömmlicher Brief überflüssig werden. Die Anbieter erwarten ein Milliardengeschäft. Doch ob sich die Dienste beim Verbraucher durchsetzen, bleibt fraglich.

Von Manfred Kloiber |
    De-Mail soll vor allem die rechtsverbindliche Kommunikation ohne Papier sicherstellen. Frank Wermeyer ist bei der Telekom für De-Mail verantwortlich. Er beschreibt, was der Dienst kann:

    "De-Mail für Privatkunden bringt eine wesentliche Vereinfachung des Lebens. Sie werden in Zukunft mit De-Mail in der Lage sein, eine Menge von lästiger Briefpost, zu der sie Anbieter zwingen, weil sie nicht anders mit ihnen kommunizieren wollen als per Brief, können sie ersetzen künftig durch ein rein elektronisches Medium. Sie können das eben bequem vom heimischen PC aus verschicken."

    Gedacht ist die sichere E-Mail also für die seltenen Fälle, in denen sonst eine Unterschrift nötig ist. Beispielsweise bei einem Mietvertrag oder einer Versicherungspolice. Aber auch für die Kommunikation mit Ämtern und Behörden. Neben der Telekom bieten auch noch andere Unternehmen den De-Mail Dienst an, etwa Web.de oder GMX. Sie alle können De-Mail-Nachrichten untereinander austauschen und sie müssen alle vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zugelassen werden.

    Schon seit über einem Jahr wird an dem Dienst gearbeitet – doch erst jetzt bekamen die ersten Anbieter Ihre Zulassung. Privatkunden bekommen bei De-Mail kostenlos Zugang zu einem besonders gesicherten Web-Mail-Dienst. Frank Wermeyer erklärt, was De-Mail bei der Telekom monatlich kosten wird:

    "Das De-Mail-Postfach ist kostenfrei, der Empfang von De-Mails ist grundsätzlich kostenfrei. Und ein bestimmtes Kontingent, drei De-Mails. Wenn sie das Kontingent ausschöpfen, darüber hinaus De-Mails versenden, werden wir 39 Cent brutto pro De-Mail berechnen."

    Über eine Million Bürger haben sich laut Wermeyer bereits eine De-Mail-Adresse zugelegt. Mehr Zahlen verrät er aber nicht. Zahlen über die Verbreitung des Konkurrenzangebotes der Deutschen Post, dem E-Post-Brief, nennt deren Produktverantwortlicher Ralph Wiegand auch nicht. Vor zwei Jahren hat die Deutsche Post das Projekt gestartet. Nur soviel:

    "Hier auf der CeBIT haben wir mehrere Referenzkunden, weit über 100 Unternehmen sind angebunden. Das sind auch für den Versand von Briefen die relevanten, weil die meisten Briefe von Unternehmen versandt werden und von Bürgern empfangen werden. Über eine Million Verbraucher haben sich angemeldet und verwenden den E-Postbrief hauptsächlich für den Empfang."

    Auch beim E-Postbrief, der mit De-Mail nicht kompatibel ist, sind das Postfach an sich und der Empfang kostenlos. Allerdings wird für jeden gesendeten Brief Porto fällig - von Anfang an. Ralph Wiegand vergleicht den E-Postbrief auch ganz bewusst mit dem Standardbrief:

    "Egal ob sie den Brief normal frankieren und in den Briefkasten stecken, ob sie ihn hybrid schicken, also elektronisch abschicken und wir ihn für Sie ausdrucken, oder komplett digital – er kostet immer 55 Cent bis zu einer Größe von 20 Megabyte."

    Das ist der entscheidende Unterschied zum De-Mail-System. Der E-Postbrief eignet sich – anders als De-Mail- nicht für jede rechtsverbindliche Korrespondenz. Dafür ist es beim E-Postbrief egal, ob der Empfänger auch ein E-Postzugang hat. Denn im Zweifel druckt die Post den Brief aus und stellt ihn per Postbote zu.

    Doch klar ist für beide Systeme: Die Anbieter erhoffen sich von der papierlosen Kommunikation und damit verbundenen neuen Dienstleistungen einen lukrativen Milliardenmarkt. Doch beide Dienste werden nur funktionieren, wenn ein sich ein Großteil der Bundesbürger auch darauf einlässt. Deshalb werden dem per Gesetz geregelten De-Mail-System die besseren Chancen eingeräumt. Von der Post AG hört man – hinter vorgehaltener Hand – dass man Kunden, die unbedingt De-Mail wollten, schon bald ein Angebot machen werde.