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Neuer Asterix-Band
Beim Teutates, ein Mädchen!

Asterix geht stramm auf die Rente zu: In diesem Jahr feiert er seinen 60. Geburtstag. Ausruhen kommt aber nicht in Frage. Im neuen Band "Die Tochter des Vercingetorix" hält ihn eine aufmüpfige Teenagerin auf Trab - die Figur erinnert an die Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Von Kathrin Hondl |
Ein Plakat vom neuen Asterix-Band "La fille de Vercingetorix" auf der Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main. 17.10.2019
Würdiger Jubiläumsband: der neue Asterix-Comic "Die Tochter des Vercingetorix" (AFP / Daniel Roland)
Selbstverständlich ist in Band 38 alles erstmal wie gewohnt. Wir befinden uns im Jahre 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern… und so weiter und sofort. Doch dann bekommen die unbeugsamen Gallier plötzlich nächtlichen Besuch von, nun ja, noch unbeugsameren Galliern aus der Auvergne: "Schalut Dir, oh Maschestschiksch! Die von der APO grüschen Disch!" Die APO schlägt also auf im gallischen Dorf - jedenfalls in der deutschen Übersetzung. Im französischen Original sind es die - natürlich ebenfalls nuschelnden - Résistancekämpfer der FARC.
Auf der Pressekonferenz in Paris wurde mit viel Geheimnistuerei geworben für den neuen Asterix, der heute gleichzeitig in 15 Sprachen und rund 30 Ländern erscheint. Startauflage: sieben Millionen Exemplare. "Die Tochter des Vecingetorix" ist der vierte Asterix-Band, den Autor Jean-Ives Ferri zusammen mit dem Zeichner Didier Conrad gestaltet hat.
Rebellische Teenager treffen auf ...
Band 38 - ein Jubiläumswerk, Asterix feiert dieses Jahr 60. Geburtstag. Wie übrigens auch seine Autoren, die die altehrwürdige Comic-Reihe aber jetzt um eine jugendliche weibliche Heldin bereichern: "Dasch ischt Adrenaline. Die einzschige Tochter desch Vertschingetoriksch." Diese Adrenaline bringen die Widerstandskämpfer aus der Auvergne nun also ins gallische Dorf. Denn die Römer sind hinter der Kriegertochter her. Und das ist natürlich ein Fall für Asterix und Obelix: "Aber obacht schie bükscht gern ausch."
Und so nimmt ein durchaus klassisches Asterix-Abenteuer seinen Lauf. Denn natürlich wird sie "ausbükschen", diese Adrenaline, die sich ausschließlich "gotisch" schwarz kleidet und überhaupt im besten pubertär-rebellischen Alter ist - wie auch Selfix, der Sohn des Schmieds, und Aspix, der Sohn des Fischhändlers. Die beiden sind zum Praktikum im Dorf und wie Adrenaline auf Krawall gebürstet: "Hinkelsteine gehen gar nicht. Hinkelstein und Zaubertrank sind die Stützen des Wildschweinesystems."
... ängstliche Römer und den weisen Miraculix
Adrenaline will - Zitat - "elternlosen Kindern wie mir helfen. Dann leben wir in Frieden auf einer fernen Insel, wo uns kein Römer findet." Das finden die anderen "voll super", und weil Zeichner Didier Conrad dem Mädchen eine Zopffrisur verpasst hat, liegt der Vergleich zu einer real existierenden jugendlichen Rebellin nah: Greta Thunberg. Vorbild sei sie aber nicht gewesen, schwören Conrad und Ferri - auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten gebe. Adrenaline wie Greta seien eher schlecht gelaunte Teenager. Und als Teenager hätten sie eben eine andere Vision von der Welt. Ganz so rebellisch ist Adrenaline dann aber letztlich doch nicht. Das liegt auch an einem jungen Mann namens Letitbix, für den ganz offensichtlich dann doch ein Star aus der Asterix-Gründerzeit der 60er Jahre Vorbild war.
Auch sonst ist vieles beim Alten in diesem neuen Asterix - die römischen Legionäre sind dämlich und ängstlich wie eh und je: "Wenn es wegen der Tochter von Dings ist, können wir nicht weiterhelfen, wir wussten nicht mal, dass Dings eine Tochter hatte." Und der Druide Miraculix ist weise wie eh und je: "Ihr Vater hatte ihr aufgetragen, Widerstand zu leisten und frei zu bleiben, genau das tut sie... auf ihre Weise!"
Ein würdiger Jubiläumsband
Alles in allem ist "Die Tochter des Vercingetorix" also ein würdiger Jubiläumsband - der Tradition verpflichtet, witzig, anspielungsreich und ein bisschen erneuert. Beim Teutates, ein Mädchen im Wildschweinesystem! Dafür war die Zeit ja nun auch wirklich reif.