Er war ganz oben auf der Liste: Der bisherige Manager im Produktionsvorstand Oliver Zipse wird neuer BMW-Vorstandschef. Für den 55-Jährigen ist es ein großer Tag.
"Today is a great day…"
Diese Aufnahme von Zipse entstand vor gut zwei Jahren, bei einer Eröffnung der Linie für den BMW X3-SUV im amerikanischen Werk Spartanburg. Regelmäßig stand Zipse an Förderbändern, um in perfektem Englisch die Produktion des Münchner Konzerns zu erläutern. Dabei wahrte er in den vergangenen Jahren gegenüber der volatilen Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump Diplomatie. Sein Signal: BMW bleibt stark am Standort Spartanburg vertreten. Und dennoch vertrat er gleichzeitig BMW vor kurzem bei der Werkseröffnung im mexikanischen San Luis Potosí.
"Für die BMW-Gruppe gibt es viele gute Gründe, warum Mexiko das ideale Zuhause für unsere nächste Fabrik ist. Zunächst: Mexiko ist ein wachsender, vielversprechender Markt."
Ein Mann der Diplomatie
BMW will nicht nur seine Beziehungen zu den USA erhalten, sondern auch, wie Konkurrent Audi, von den günstigen Arbeitsbedingungen in Mittelamerika profitieren - was Donald Trump schon zu Beginn seiner Amtszeit als negativ brandmarkte. Bisher erhielt Zipse eine diplomatische Balance aufrecht.
Wie auch Aufsichtsratschef Norbert Reithofer und sein Vorgänger Harald Krüger ist mit Oliver Zipse ein Produktionsmanager zur ersten Führungskraft beim bayerischen Autobauer aufgestiegen. Er steht auch für die Idee, etwa im niederbayerischen Werk Dingolfing sowohl Verbrennungs- als auch Elektromodelle auf einer Montagelinie zu fertigen.
"So dass sie eben alles kann: verbrennungsmotorische Antriebe, Plug-In-Antriebe und vollelektrische Antriebe. Wir brauchen dazu keine eigenständigen Werke, und wir brauchen auch keine eigenständigen Montagelinien. Nur so können wir die Flexibilität, die wir benötigen und auch die entsprechenden Kostenstrukturen erreichen."
Suche nach einer erfolgreichen Strategie
Für Zipse spricht auch seine ausgleichende Art, die er bisher im Konzern an den Tag legte. Der gelernte Maschinenbauingenieur gilt im Konzern als Mann des Konsenses. Gerade bei Zukunftsfragen ist BMW auf der Suche nach einer Strategie: Wie stark will man die Bulligkeit der bisher erfolgreichen SUVs betonen - und wie stark die E-Mobilität verfolgen?
Gerade in der sich abzeichnenden Absatz-Krise setzen die deutschen Autobauer auf alle Antriebsarten, von Diesel bis vollelektrischem Antrieb. Und: BMW setzt zunehmend auf Kooperation mit Konkurrenten, etwa bei der Entwicklung des autonomen Fahrens oder der Innenausstattung. Dafür sieht der BMW-Vorstand Oliver Zipse als geeignete Führungskraft. Auch aus der Belegschaft signalisiert man ihm Unterstützung. Der Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch sagte, man wolle die gute Partnerschaft zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung bei BMW fortsetzen.