Für den neuen Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, Carsten Brosda, heißt das drängende Problem unserer Zeit: Corona-Pandemie.
"Die Herausforderung ist ziemlich groß, weil wir natürlich eine Situation gerade erleben, im kulturellen Leben insgesamt, aber besonders für die Bühnen, für die wir uns das so eigentlich in den letzten Jahrzehnten überhaupt nicht vorstellen konnten, also nicht in der Lage zu sein, vor Publikum zu spielen und andere Wege entwickeln zu müssen wie man trotzdem in Gesellschaft hinein kommunizieren und arbeiten kann, das ist eine gigantische Aufgabe."
Sinnproduzent Bühne
Das sei im Übrigen eine Aufgabe, der sich der Bühnenverein schon seit März stelle. Brosda betont seine Entschlossenheit: "Der Wille jedenfalls, Relevanz auch in dieser Zeit aus den Kulturinstitutionen, aus den Theatern heraus, zu entfalten, ist eindeutig da!"
Kritisch merkte der neue Präsident an, dass Kultur sich keinesfalls in Unterhaltung erschöpfe, sondern weiter reiche. "Ich glaube, es ist ganz entscheidend, dass wir deutlich machen, dass wir erlebbar machen aus den Bühnen dieses Landes heraus, dass es am Ende auch um Unterhaltung gehen kann, wir aber vor allen Dingen über Orte reden, an denen eine Gesellschaft nach Sinn sucht und nach Erkenntnis strebt. Und das ist so viel mehr."
Theater habe eine unfassbar breite sinnliche Dimension, "mit der wir arbeiten können".
Digitalität als Brückentechnologie
Zur Frage, ob das Publikum gerade nicht ermüde, und digitale Erzeugnisse am Ende vorziehe, antwortete der Kulturpolitiker, es mache einen kategorialen Unterschied, Theater im realen Raum zu erleben und "Digitalität als eigene künstlerische Option wahrzunehmen". Sie sei eher eine Brückentechnologie. Brosda sagte, er wolle die beiden Bereiche Kunst und Politik, Bühne und Kommune, enger zusammenbringen.
Verantwortung des Staates für Kultur
Brosda will "offene Räume für eine vielfältige, freiheitliche und demokratische Gesellschaft organisieren". Der Staat stehe auf diesem Gebiet mit in der Verantwortung, und stehe auch in der Verantwortung, dass die Bühnen durch diese Zeit kommen.
Carsten Brosda ist seit 2017 Hamburger Senator für Kultur und Medien. In diesem Jahr erschienen zwei Bücher von ihm: "Die Kunst der Demokratie. Die Bedeutung der Kultur für eine offene Gesellschaft" und "Ausnahme / Zustand: Notwendige Debatten nach Corona".
Umgang mit Vielfalt und Machtstrukturen
Als künftige Arbeitsfelder nannte er, "wie wir mit Vielfalt und Machtstrukturen in den Häusern umgehen." Dazu zähle auch die Beratungsstelle Themis, die auf ein sicheres Fundament gestellt werden müsse, tarifliche Fragen gehören auch dazu, wie auch die Lobby der Kultur zu organisieren. Brosdas Credo: "Wir müssen insgesamt eine starke Stimme für die Rolle und die Relevanz der Kultur in unserer Gesellschaft entwickeln."
Der Vorteil der Bühnen liege darin, dass sie "jenseits von Verwertungslogik" lägen. Sie dürften nicht nachlassen, ihr Publikum anzusprechen und zu entwickeln.