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Neuer Deutschlandradio-Intendant
"Die Programme für die Zukunft festmachen"

Stefan Raue wird neuer Intendant des Deutschlandradios. Der Hörfunkrat hat ihn heute mit der erforderlichen 2/3-Mehrheit gewählt. Im Interview mit dem Dlf erklärt Raue, wo er seine Kernaufgaben sieht: Das Deutschlandradio zukunftsfähig machen und auch die "Generation RTL" erreichen.

Stefan Raue im Gespräch mit Sebastian Wellendorf |
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    Der Hörfunkrat hat einen neuen Intendanten für das Deutschlandradio gewählt. Stefan Raue, bislang trimedialer Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks, wird zum 1. September an die Spitze des nationalen Hörfunks mit seinen Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova treten. Er folgt auf Willi Steul, der im November vergangenen Jahres angekündigt hatte, seinen Posten vorzeitig abzugeben.
    "Die Generation RTL müssen wir erreichen"
    Seine Kernaufgabe sieht Raue vor allem darin, das Deutschlandradio "zukunftsfähig" zu machen. In seiner Rolle als trimedialer Chefredakteur habe er beim MDR viele Versuche unternommen und viel Lehrgeld bezahlt, so der 58-Jährige: "Wir haben das Netz am Anfang als Werbefläche für unsere Programme missverstanden." Für ihn stehe aber fest, dass Inhalte im Internet eine ganz eigene Dramaturgie, Ästhetik und Form von Information benötigen: "Das Internet ist viel sinnlicher, aufgeregter und ästhetisch anspruchsvoller - darauf müssen wir die richtigen Antworten finden."
    Mit neuen Formen will Raue auch die Generationen erreichen, die den öffentlich-rechtlichen Sendern eher fern bleiben - auch die "Generation RTL" gehöre dazu: "Auch sie zahlt Beiträge und will Programm haben." Mit Programmen wie Deutschlandfunk Nova sei man dabei schon auf dem richtigen Weg. Weil für Raue als Journalist und Chefredakteur vor allem Inhalte im Mittelpunkt standen, wolle er es sich auch in der Rolle des Intendanten nicht verkneifen, "ab und zu auch ein paar Ideen einzubringen".
    "Vollblutjournalist" mit trimedialem Hintergrund
    Raue, 1958 in Wuppertal geboren, begann seine Karriere nach einem geisteswissenschaftlichen Studium und Volontariat beim WDR. Es folgten Stationen bei Rias-TV in Berlin und beim ZDF in Mainz, bevor er 2011 als Chefredakteur zum MDR nach Leipzig geholt wurde. Raue bezeichnet sich selbst als "Vollblutjournalist" und ist passives SPD-Mitglied.
    Im April hatte ihn der Verwaltungsrat als einzigen Kandidaten dem Hörfunkrat vorgeschlagen. Raue wurde knapp, aber mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit gewählt: 26 der anwesenden Mitglieder stimmten für ihn - bei neun Gegenstimmen und einer Enthaltung. Am Auswahlverfahren durch den Verwaltungsrat hatten Mitglieder des Hörfunkrates im Vorfeld der Intendantenwahl auch öffentlich Kritik geübt.
    Wie wird der Intendant des Deutschlandradios gewählt?

    "Der Intendant wird vom Hörfunkrat auf Vorschlag des Verwaltungsrates auf die Dauer von fünf Jahren in geheimer Wahl gewählt. Für die Wahl sind mindestens zwei Drittel der Stimmen der gesetzlichen Mitglieder erforderlich. Wiederwahl ist zulässig." - So steht es in §26 des Deutschlandradio-Staatsvertrags. Chef des achtköpfigen Verwaltungsrats ist derzeit der ZDF-Intendant Thomas Bellut, Vizechef sein WDR-Kollege Tom Buhrow. Der Hörfunkrat besteht aus 40 Mitgliedern.

    Einer aus vier
    Gemäß Deutschlandradio-Staatsvertrag hatte im ersten Schritt eine vierköpfige Findungskommission des Verwaltungsrates - ZDF-Intendant Thomas Bellut, der Intendant des WDR, Tom Buhrow, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der Chef der Berliner Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD) - vier Kandidaten benannt. Laut Medienberichten handelte es sich dabei neben Stefan Raue um den Deutschlandradio-Programmdirektor Peter-Andreas Weber, den scheidenden Intendanten der Berliner Philharmoniker, Martin Hoffmann, und den Leiter der ZDF-Hauptabteilung "Neue Medien", Eckart Gaddum.
    Der Intendant des Deutschlandradios wird alle fünf Jahre gewählt. Der bisherige Amtsinhaber, Willi Steul, hatte das Amt seit 2009 inne; 2014 wurde er bestätigt und bis 2019 erneut gewählt. Bei seinem letzten Amtsantritt hatte Steul jedoch vereinbart, auch früher - mit dem Erreichen der Pensionsgrenze - gehen zu können. Am 28. April wurde er 66 Jahre alt.